Stargeiger David Garrett (42) veröffentlicht am 4. November sein neues Album «Iconic». Für das Werk hat sich der Musiker von berühmten Geigern des Goldenen Zeitalters im 20. Jahrhundert inspirieren lassen, die für ihn musikalische Helden sind. Vorbilder in seiner Arbeit haben Garrett schon seit Anfang seiner Karriere begleitet, wie er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt.
«Es sind für mich die grossen Musiker, mit denen ich das Glück hatte, zusammenarbeiten zu dürfen, wie Ida Haendel, Isaac Stern oder Itzhak Perlman. Letzterer hat auch mit mir ein Stück auf dem neuen Album eingespielt.» Menschlich hat der Geiger noch andere Personen in seinem Leben, die er als Vorbilder sieht: «Familie ist mir ganz wichtig. Mein älterer Bruder ist ein grosses Vorbild für mich. Er geht mit einer Entspanntheit und Sachlichkeit durchs Leben, was ich sehr bewundere.»
Für das Album mit neubearbeiteten Stücken unter anderem von Bach, Dvořák, Gluck, Kreisler oder Mendelssohn hat sich Garrett grosse Namen an seine Seite geholt. Startenor Andrea Bocelli (64) ist gemeinsam mit ihm in einem Arrangement von Schuberts «Ave Maria» zu hören. «Ich habe in der Vergangenheit schon einige Male mit ihm zusammengearbeitet. Für ‹Ave Maria› hatte ich sofort ein Duett mit ihm im Kopf. Ich habe ihn kontaktiert und war überglücklich, dass er direkt zugesagt hat», erzählt Garrett. Die beiden hätten einen «sehr guten menschlichen, aber auch musikalischen Draht» zueinander. «Da werden in der Zukunft noch einige gemeinsame Projekte entstehen, da bin ich mir sicher.» Ebenfalls auf «Iconic» zu hören, ist Trompeter Till Brönner (51), in Grigoraş Dinicus «Hora staccato». «Auch mit ihm verstehe ich mich zwischenmenschlich super, das ist sehr wichtig, um sich musikalisch zu finden», sagt Garrett. Brönner sei nicht nur ein ausgezeichneter Jazz-Trompeter, sondern habe auch eine unglaubliche Technik, «die ich sehr schätze, gerade weil ich aus der Klassik komme», erklärt der Geiger.
In der Natur Ruhe finden
Der 42-Jährige ist ein vielbeschäftigter Musiker. In den letzten zwei Jahrzehnten ist Garrett, der bereits im Alter von vier Jahren mit dem Geigenspiel begann, mit weltweit führenden Orchestern und Dirigenten aufgetreten. Er komme gerade von einer internationalen Tour, auf der er fast 40 Konzerte gespielt habe, erzählt er. Die nächsten Wochen würden aufgrund der Albumveröffentlichung jetzt noch einmal stressig werden, Ende des Jahres werde er dann jedoch «durchatmen können», blickt der Stargeiger im Interview auf die vergangene, aber auch kommende Zeit. «Ende Dezember, Anfang Januar werde ich mich ein bisschen zurückziehen und Energie tanken, um dann kommendes Jahr mit ‹Iconic› auf Tour zu gehen und weltweit wieder Konzerte spielen zu können.» Am besten runterkommen könne er, «wenn ich aus der Stadt rauskomme und in einer ländlichen Umgebung bin, sei es am Strand oder in den Bergen.» In der Natur könne er sich am besten sortieren, Ruhe finden und auch wieder kreative Anstösse finden.
Kraft tanken wird der Geiger auch in der anstehenden besinnlichen Zeit. «Ich werde Weihnachten in Berlin verbringen. Nachdem ich mit meiner Familie in Deutschland gefeiert habe, werde ich wahrscheinlich noch in die USA fliegen und dort mit dem anderen Teil meiner Familie die Weihnachtsfeiertage verbringen. Neujahr werde ich dann in New York sein», erzählt er. Die Festtage seien ihm «natürlich wichtig. Es ist die Zeit, um wieder ein Resümee zu ziehen und sich auf Familie und Freundschaften zu besinnen.» Nachdem er fünf Jahre keine Klassik-Tour mehr gespielt habe, freue er sich danach umso mehr auf die «Iconic»-Tour und die Auftritte 2023.
Ärger mit Social-Media-Betrügern
In seinem Alltag nimmt Garrett seine Fans auch in den sozialen Medien mit. Was er dort zeige, sei für ihn immer eine Abwägungssache. «Ich zeige das, was beruflich interessant ist und auch was hinter den Kulissen passiert. Allerdings gibt es für mich klare Grenzen - zu meinem Schlafzimmer, zu meinem Badezimmer, meinem Körper oder meinen Freundschaften. Meine Privatsphäre ist mir sehr wichtig und deshalb schütze ich sie auch.»
Kürzlich hat der Musiker seine Follower vor Scam und Betrügern gewarnt, die vermehrt in seinem Namen auf Social Media aktiv sind. «Es ist eine schreckliche Entwicklung, ich beobachte das seit einigen Jahren. Ich bin immer wieder schockiert, dass es nach wie vor Fans gibt, die so gutgläubig sind, dass sie leider darauf reinfallen.» Er finde es menschlich abscheulich, «dass kriminelle Leute das ausnutzen, mich als Vorwand nehmen, um meinen Fans Geld aus der Tasche zu ziehen». Das müsse verfolgt werden und diese Menschen müssten ihre gerechte Strafe bekommen. Er selbst versuche in Videos und Statements immer wieder auf seine offiziellen Kanäle hinzuweisen und zu erklären, dass er niemals privat mit den Followern kommuniziere und auf keinen Fall Fans um Geld bitten würde.
Lebenstraum erfüllt
Insgesamt blickt Garrett mit der Veröffentlichung seiner Autobiografie, dem Album und der abgeschlossenen Tour auf ein «grossartiges Jahr» zurück, in dem er sich zudem einen Lebenstraum erfüllt hat: Zu seinem 42. Geburtstag hat er sich für 3,5 Millionen Euro eine Geige von Guarneri del Gesù ersteigert. «Meine grossen Idole, die ich auch auf dem Album präsentiere, haben alle eine Guarneri del Gesù gespielt, und nicht eine Stradivari», erklärt Garrett. «Es hat mich immer gereizt, so ein Instrument zu spielen und natürlich auch irgendwann zu besitzen. Es ist etwas ganz Besonderes und ich bin stolz, dass ich mir den Traum 2022 erfüllen konnte.»