Der kanadische Hollywoodstar Donald Sutherland (1935–2024) ist am Donnerstag (20. Juni) «nach langer Krankheit» in Miami im US–Bundesstaat Florida gestorben. Das bestätigte die Creative Artists Agency dem US–Branchenmagazin «Deadline». Er wurde 88 Jahre alt.
Der Altmeister mit den jungen Fans
Er war ein Altmeister seines Fachs, den auch das junge Kinopublikum dank des gewaltigen Erfolgs der «Tribute von Panem»–Filme (2012, 2013, 2014, 2015) kannte. In der Science–Fiction–Abenteuer–Reihe, die auf der gleichnamigen Romantrilogie von Suzanne Collins (61) beruht, spielte Sutherland den Tyrannen «Präsident Snow» – den kaltherzigen Widersacher von Hauptfigur Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence, 33).
Über einen Mangel an Beschäftigung konnte sich der Schauspieler auch in seiner späten Schaffensphase wahrlich nicht beklagen. Nach dem «Tribute»–Filmen stand er allein für zwölf Kinofilme vor der Kamera, darunter «Moonfall» (2022), der Science–Fiction–Katastrophenfilm des deutschen Regiestars Roland Emmerich (68), und zuletzt «Miranda's Victim» (2023). Im selben Jahr erschien auch seine letzte Fernsehproduktion, die Miniserie «Lawmen: Bass Reeves» (2023).
Eine lange erfolgreiche Karriere
Donald Sutherland hatte eine lange, anhaltende und sehr erfolgreiche Karriere. Er galt als einer der wandlungsfähigsten Schauspieler und wurde unter anderem mit dem kanadischen Verdienstorden (1978), zwei Emmys (1996, 2003) und dem Ehrenoscar (2018) ausgezeichnet. Mit der satirischen Komödie «MASH» von Regisseur Robert Altman (1925–2006) gelang ihm 1970 der Durchbruch.
Es folgten Filme aus allen Genres: «Wenn die Gondeln Trauer tragen» (1973, Horror), «Eine ganz normale Familie» (1980, Drama), «JFK – Tatort Dallas» (1991), «Die Jury» (1996, Justizthriller), «Space Cowboys» (2000, Science–Fiction), «Unterwegs nach Cold Mountain» (2003, Romanverfilmung), «Stolz und Vorurteil» (2005, Romanverfilmung), «Kill the Boss» (2011, Komödie) etc.
Seine filmreife Familie
Und auch sein Privatleben war filmreif, lebte Donald McNicol Sutherland, wie er mit vollem Namen hiess, doch in einem Schauspieler–Clan. Bis zu seinem Tod war er in dritter Ehe mit der kanadischen Schauspielerin Francine Racette (76, «Im Scheinwerferlicht») verheiratet. Von den drei gemeinsamen Söhnen sind zwei ebenfalls Schauspieler: Angus Sutherland (41, «Welcome, Mrs. President») und Rossif Sutherland (45, «The Handmaid's Tale – Der Report der Magd»). Der dritte, Roeg Sutherland (50), ist Filmproduzent.
Der berühmteste Spross seines Sutherland–Clans ist aber sicherlich Kiefer Sutherland (57), der mit der Serie «24» (2001–2010) so ziemlich alles abräumte, was es in der Kategorie zu gewinnen gibt. Streng genommen ist er zwar Donald Sutherlands Erstgeborener, doch seine Zwillingsschwester folgte nur wenige Minuten später. Die Mutter der beiden ist die vor vier Jahren verstorbene kanadische Schauspielerin, Shirley Douglas (1934–2020). Von 1966 bis 1970 waren sie und Donald Sutherland jeweils in zweiter Ehe miteinander verheiratet. Den ersten Bund fürs Leben (1959–1966) schloss der Filmstar mit Schauspielerin Lois Hardwick (1917–1968).
Filmstar und lässiger Vater
Wie das Leben mit dem Filmstar–Vater so war, erzählte Kiefer Sutherland bei den Best Brand Awards 2019 in München: «Meine Eltern trennten sich, als meine Zwillingsschwester und ich ungefähr drei oder vier Jahre alt waren. Meine Mutter musste nach Kanada, um ein neues Zuhause für uns zu suchen. Und so lebten wir sechs Monate lang bei meinem Vater. Wir kamen also von einer Mutter, bei der es eine Menge Regeln gab und die sehr streng war, zu einem Kerl, bei dem es absolut keine Regeln gab», beschrieb er die damaligen Umstände.
Sein Vater habe ihn und seine Schwester immer «in diesem wunderschönen, roten Ferrari (Baujahr 1959), den er bei einem Pokerspiel gewonnen hatte, zum Kindergarten» gefahren, erinnerte sich Kiefer Sutherland weiter. «Keine Kindersitze, nichts. Zwei Sitze, drei Leute. Und er hatte diesen grossen buschigen Bart, wirklich langes Haar und diese coole Lederjacke. Ich war ungefähr fünf Jahre alt und ich wusste, dass er anders war. Ich merkte es daran, wie die anderen Eltern ihn ansahen. Ich liebte das und ich liebte das Auto», schwärmte Sutherland junior über seine Kindheit mit dem unkonventionellen Vater.
Und er packte noch eine Anekdote aus: Die einzige Platte, die sein Vater in dieser Zeit hatte, sei Bob Dylans (83) Klassiker «Knockin‹ on Heaven›s Door» (1973) gewesen. Die Platte sei auch immer gelaufen, wenn die Zwillinge ihren Vater 15 Jahre lang an Weihnachten besuchten. Dieser Song erinnere ihn an eine «wirklich schöne unschuldige Zeit mit meiner Schwester und meinem Vater», sagte Kiefer Sutherland.
Kiefer Sutherland: «Ein erfülltes Leben»
Auch in seinem Trauerpost erinnerte er sich an die Zeit als Kind mit dem berühmten Vater. Zu einem alten Schwarz–weiss–Foto, auf dem die beiden in die Kamera blicken, schrieb der Schauspieler und Musiker:
«Schweren Herzens teile ich euch mit, dass mein Vater, Donald Sutherland, verstorben ist. Ich persönlich halte ihn für einen der wichtigsten Schauspieler in der Geschichte des Films. Er hat sich nie von einer Rolle einschüchtern lassen, egal ob gut, schlecht oder hässlich. Er liebte, was er tat, und tat, was er liebte, und mehr kann man sich nicht wünschen. Ein erfülltes Leben.»