Seit Mittwoch begeistert «Beverly Hills Cop 4» Millionen von Netflix–Nutzern. Für die Junggebliebenen unter ihnen wirkt der Film wie eine Zeitreise in die 80er. Inmitten des Jungbrunnens: Hauptdarsteller Eddie Murphy (63) als Ermittler Axel Foley. Zur Frischzellen–Therapie trägt auch eine kleine Melodie bei: «Axel F». So schlicht wie der Name scheint ihre Melodie – die bis heute jeder mitsummen kann. Dabei wäre der Ohrwurm fast wieder in der Schublade von Komponist Harold Faltermeyer (71) verschwunden. Mehr noch: Bei dem 1984 veröffentlichten und vielfach ausgezeichneten Welthit handelt es sich, streng genommen, gar nicht um einen Song.
Schwerer Start für den kleinen Eddie
Als wären vier Jahrzehnte mit einem Fingerschnippen vergangen: Eddie Murphy hat sich gegenüber dem ersten Teil der «Beverly Hills Cop»–Filmreihe äusserlich kaum verändert. Der Vater von zehn Kindern plaudert los – und alle Kinder der 80er fühlen sich zurückversetzt in das Jahrzehnt der vermeintlichen Schwerelosigkeit. Murphy weiss, was er der kultigen Film–Saga um Detective Axel Foley zu verdanken hat. 1961 als Sohn eines Polizisten in Brooklyn geboren, war das Leben des kleinen Eddie anfangs alles andere als auf Rosen gebettet. Nichts sah nach Beverly Hills aus. Seine Eltern liessen sich scheiden, als er drei war. Fünf Jahre später fiel der Vater einem Mord zum Opfer. Mehr als unwahrscheinlich, dass Murphy zwei Jahrzehnte später ausgerechnet als heiterer Cop weltbekannt werden sollte.
«Sie werden ihn auf meiner Beerdigung spielen»
«Sie werden den Song auf meiner Beerdigung spielen», witzelt Murphy in einer Netflix–Doku über die Neu–Einspielung der «Axel F»–Titelmelodie. «Es ist, als hätte ich mein eigenes James–Bond–Thema.» Die Melodie sei ein treuer Begleiter in seinem Leben und mache ihn deshalb ganz besonders stolz. Denn mit den 80ern brach auch Murphys Jahrzehnt an. 1982 wurde Murphy, der bis dahin als Stand–up–Comedian arbeitete, für die Action–Komödie «Nur 48 Stunden» mit Nick Nolte (83) in der Hauptrolle entdeckt.
Es folgten eine Golden–Globe–Nominierung, der 1983er–Erfolgsstreifen «Die Glücksritter» und 1984 schliesslich sein erster Auftritt als Detektiv Axel Foley aus Detroit. Mit seinen unkonventionellen Ermittlungsmethoden und viel Humor eroberte Foley Hollywood im Sturm. Dabei war Murphy für die Hauptrolle gar nicht vorgesehen. Ursprünglich sollte «Rocky–» und «Rambo»–Held Sylvester Stallone (77) den Beverly Hills Cop geben. Doch weil das Filmbudget für ausufernde Action–Szenen nicht reichte, zog Stallone zurück und Eddie Murphys Stunde schlug.
«Nee, das funktioniert nicht»
Ähnlich zufällig hört sich die Historie der Titelmelodie «Axel F» an. Denn ehe der erstmals am 5. Dezember 1984 veröffentlichte Song weltweit die Chart–Spitzen erklimmen und Verkaufszahlen sprengen konnte, erlebte Komponist Harold Faltermeyer viel Ablehnung für sein Baby. Der Grund: «Axel F» ist – im Gegensatz zu seiner neuesten Version für «Beverly Hills Cop 4» – alles andere als orchestral produziert. Der gebürtige Münchner Faltermeyer spielte die Ur–Version ausschliesslich auf elektronischen Instrumenten ein. Bei den beiden Star–Produzenten von «Beverly Hills Cop», Jerry Bruckheimer (80) und Don Simpson (1943–1996), sorgte das für kalte Füsse. Ihnen war der Song zu kühl für eine Komödie. «Ich habe ihnen die ersten paar Takte von Axel F vorgespielt und ich sehe es immer noch vor mir, als wäre es gestern gewesen», erinnert sich Faltermeyer. «Ich sehe, wie Bruckheimer Simpson anschaut, wie Simpson Bruckheimer anschaut, wie er Regisseur Martin Brest anschaut und dann Cutter Billy Weber sagt: ‹Nee. Das funktioniert nicht.›»
«Axel F war nie ein Lied»
Mit dem Rücken zur Wand spielte Faltermeyer Regisseur Brest (72) die Melodie ein letztes Mal vor. Und gewann schliesslich dessen Sympathien und die der anderen doch. Der Rest ist Geschichte. Aus «Axel F» wurde ein weltweiter Hit und ein ikonisches Stück Synthie–Historie – streng genommen jedoch nie ein kompletter Song. «Axel F war nie ein Lied», sagt Faltermeyer über sein Erfolgsstück. Den 1985 als Single veröffentlichten Welthit nennt er ein «Patchwork». So besteht der Song aus drei miteinander verwobenen Einzelthemen, so genannten «Cues». Faltermeyers drei Song–Flicken sind das Hauptthema, das Nebenthema und der «Bananen–Cue», ein von Marimba–Rhythmen geprägtes Versatzstück. «Diese drei Teile wurden für den Film nie zu einem Stück zusammengefügt, also haben wir sie für die Platte montiert», so Faltermeyer. Und im selben Tempo, in dem Eddie Murphy zum Weltstar aufstieg, eroberte auch «Axel F» seine weltweite Fan–Gemeinde – seit den 80ern bis heute.