Jan Josef Liefers (60) hat in einem aktuellen Interview in der deutschen Ausgabe des «Playboy» auf die Anfänge seiner Karriere zurückgeblickt und die dortigen Missstände angeprangert. So habe er in jungen Jahren einen Weg finden müssen, mit diesen Ungerechtigkeiten und Übergriffen klarzukommen, bis man bereit war, sich wehren zu können. Liefers habe damals «Sachen erlebt und mitbekommen, mit denen würde man es heute auf den ‹Stern›– oder ‹Spiegel›–Titel schaffen». Damit meine er vor allem Machtmissbrauch, «inklusive sexualisierter Übergriffe». Das habe sich «nicht schön» angefühlt.
Damals seien solche Dinge jedoch unter der unsichtbaren Überschrift «Lehrjahre sind keine Herrenjahre» gelaufen. Diese alten Zeiten wolle Liefers aber nicht pauschal verteufelt wissen: «Wir wachsen nun mal an Herausforderungen, nicht an Streicheleinheiten.» Besonders die MeToo–Bewegung habe dem «grenzenlosen männlichen Hedonismus» eine Kampfansage gemacht, was wichtig sei. Aber: «Die Kehrseite ist, mancher Mann denkt heute viermal darüber nach, bevor er einer Frau ein Kompliment macht, denn es könnte für ihn nach hinten losgehen.» Dennoch sei er zuversichtlich, dass man den «angstfreien und angemessenen Umgang miteinander» schon wieder finden werde.
Das denkt Jan Josef Liefers über Cancel–Culture
Liefers prangert in dem Interview auch die sogenannte Cancel–Culture an, also den vorverurteilenden Ausschluss von Personen, denen zum Beispiel beleidigende oder diskriminierende Aussagen oder Handlungen vorgeworfen werden. Das sei für ihn der falsche Weg: «Man schiesst zwar seiner Idee damit kurzfristig den Weg frei, fügt der Gesellschaft damit aber langfristig Schaden zu.» Cancel–Culture sei Unfreiheit, so der «Tatort»–Star. Seiner Meinung nach müsste den Rahmen immer die Gesetze schaffen und nicht die Aktivisten.
«Canceln ist nichts, woran ich glaube, ich glaube an den Rechtsstaat», so der Schauspieler. Er halte es gefährlich, «parallel zur Justiz eine zweite Rechtsprechung zu errichten, die auf Zeitgeist und oft wechselnden Moralvorstellungen beruht, wo Anschuldigungen genügen und auf Beweise verzichtet werden kann, die keine Verteidigung duldet und am Ende zwar nicht mit Gefängnis, dafür aber mit Ausgrenzung, Pranger und einem hohen sozialen Preis bestrafen will». Man könne in seinen Augen nicht von Diversität reden, aber eigentlich Konformismus verlangen. «Das ist, glaube ich, der Denkfehler bei diesen Aktivisten. Aber die Woke–Bewegung hat auch Punkte, die ich unterstützenswert finde», so Liefers weiter.