Charakterdarsteller Joaquin Phoenix (50) gilt als einer der besten Schauspieler Hollywoods – wenn nicht der beste. Für vier Oscars ist er bislang nominiert worden. Erringen konnte er den begehrten Goldjungen für seine Darstellung von Arthur Fleck in Todd Phillips' (53) Mega–Erfolg «Joker» aus dem Jahr 2019. In dem DC–Superheldenfilm, der so viel näher an der Realität als an Comics zu liegen scheint, spielt Phoenix einen gequälten, psychisch instabilen Einzelgänger – oder mit anderen Worten: seine absolute Paraderolle.
«Gladiator», «Her» und «Joker»: Umjubelter Schauspielstar
Zum Star wurde Phoenix schlagartig im Jahr 2000. Regie–Altmeister Ridley Scott (86) besetzte ihn in seinem Rom–Epos «Gladiator» als Commodus, den überaus bösartigen Gegenspieler von Russell Crowes (60) Maximus. Wohl niemand, der «Gladiator» gesehen hat, vergisst jemals Phoenix' eindringliche, stellenweise selbst dem Zuschauer Angst einflössende Performance. Für sein Spiel erhielt der Mime seine erste Oscarnominierung als «Bester Nebendarsteller».
In den Jahren darauf brillierte Phoenix in etlichen anspruchsvollen Rollen. Er spielte etwa Country–Legende Johnny Cash (1932–2003) im Biopic «Walk the Line» (erneute Oscarnominierung, dieses Mal als «Bester Hauptdarsteller»), verkörperte in «Helden der Nacht – We Own the Night» an der Seite von Mark Wahlberg (53) überzeugend einen New Yorker Clubbetreiber oder gab in «Her» von Spike Jonze (55) dem schüchternen, introvertierten, ebenfalls einzelgängerischen Theodore Twombly ein Gesicht – bevor er mit «Joker» endgültig Hollywoods Schauspiel–Olymp erklomm.
Privat ein Langweiler?
Dabei ist Phoenix, der selten Interviews gibt, keine Social–Media–Profile hat und noch seltener über sein Privatleben spricht, angeblich im echten Leben ganz anders als seine oft gequälten Figuren. Für Regisseur James Gray (55) stand Phoenix ganze vier Male vor der Kamera. Über den Mimen, dessen Spiel so intensiv und aufgeladen sein kann, sagte er «Esquire»: «Er ist eigentlich sehr zart und süss und sensibel. Es ist fast so, als ob er seine Intensität in die Figuren hineinlegt. Als ob die Arbeit ein Ventil für seine dunkle Seite wäre.»
Phoenix ist seit Mitte der 2010er Jahre mit der Schauspielerin Rooney Mara (39) liiert. Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder. Privat soll der grosse Hollywoodstar ein eher unglamouröses Leben führen. Phoenix schaut nach eigenen Angaben viele Dokumentarfilme. Über seinen eigenen Filmkonsum sagt er: «Ich gehöre nicht zu den Cinephilen, die sich den ganzen Tag Truffaut ansehen.»
Hedonismus in Hollywood
Der lebenslange Veganer, den die Tierschutzorganisation PETA 2019 zur «Person des Jahres» ernannte, soll sein eigenes Gemüse anbauen, einen schwarzen Gürtel in Karate besitzen und die zwei Hunde Soda und Oscar laut «CBS» sein Eigen nennen.
Daneben steht Phoenix angeblich sehr früh auf, manchmal um vier Uhr. «Ich stehe gerne auf und mache all die Dinge, die ich Ihnen nicht verraten werde», sagt er dazu. Gegen 19:30 Uhr würde er dann schon wieder zu Bett gehen, was unvereinbar zu sein scheint mit einem typischen Star–Leben voller sozialer Events in Hollywood. Doch Phoenix hält sich nach eigener Aussage sowieso lieber zu Hause auf.
Im Jahr 2005, vor dem Erscheinen von «Walk the Line», sah Phoenix' Leben jedoch noch ein wenig anders aus. «Ich hielt mich einfach für einen Hedonisten. Ich war ein Schauspieler in L.A. Ich wollte mich amüsieren. Aber ich habe mich weder mit der Welt noch mit mir selbst so auseinandergesetzt, wie ich es wollte. Ich war ein Idiot, lief herum, trank, versuchte, Leute zu vögeln, ging in dumme Clubs», berichtet der Mime im Rückblick der «New York Times».
Er habe sich dann wegen Alkoholismus in eine Reha–Klinik begeben, und trinkt mittlerweile nach eigener Aussage lediglich noch im Flugzeug.
Flop mit «Joker: Folie à Deux»
Zuletzt schien Phoenix' umjubelte Schauspielkarriere ein paar Dämpfer einstecken zu müssen. Ridley Scotts mit Spannung erwarteter Historienfilm «Napoleon» konnte die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. «Joker 2» geriet sogar zu einem veritablen Flop. Nur 32 Prozent der Rezensionen auf der Kritiken–Sammelseite «Rotten Tomatoes» fielen positiv aus. Das Filmstudio Warner Bros. soll laut Medienberichten mit dem Sequel bis zu 200 Millionen US–Dollar Verlust verbuchen.
Phoenix' Karriere wird das wohl keinen Abbruch tun, schwärmen doch Regisseure, für die er vor der Kamera stand, regelmässig in den höchsten Tönen von dem gefeierten Mimen.
«Die Arbeit mit Joaquin ist wie die Arbeit mit einem wunderschönen wilden Tier, dem man den nötigen Freiraum geben muss, damit es sich frei entfalten kann: roh, ungekünstelt und ganz natürlich», sagte etwa Filmemacher Garth Davis (50) einmal, für den Phoenix in «Maria Magdalena» (2018) zu Jesus von Nazareth wurde. Und weiter: «Er ist ungeheuer intelligent und fast völlig instinktiv. Und er hat diese ungeheure Sensibilität, die sowohl sein Fluch als auch seine Gabe sein können, aber für mich ist das, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Für mich gab es keine andere Person, die Jesus hätte spielen können.»