Die Schrothkur hat sich längst über die Grenzen des Allgäus hinweg einen Namen gemacht. Doch bis heute ist Oberstaufen im bayerischen Landkreis Oberallgäu das einzige anerkannte Schroth-Heilbad Deutschlands. Zahlreiche Hotels und Kureinrichtungen haben sich hier auf die Durchführung dieses ganzheitlichen Naturheilverfahrens spezialisiert und locken Jahr für Jahr begeisterte «Schrothler» ins Allgäu. Doch auch immer mehr Wellness-Fans entdecken Oberstaufen für sich. Die mittlerweile hohe Dichte an Vier- und Fünf-Sterne-Hotels bietet viele weitere attraktive Angebote für Körper und Seele über die Schrothkur hinaus.
Wie funktioniert die Schrothkur?
Anders als der Name es vielleicht vermuten lässt, handelt es sich hier nicht um eine Körnerkur, sondern um ein ganzheitliches Naturheilverfahren. Entgiftung, Entschlackung und Reinigung des Körpers stehen hier an erster Stelle. Im Körper angesammelte überschüssige Säuren, Stockwechselrückstände und Schadstoffe werden durch Haut, Niere, Lunge und Darm vermehrt ausgeschieden. Als willkommener Nebeneffekt verliert man schnell viel Gewicht.
Der Fuhrmann Johann Schroth führte 1829 das von ihm entwickelte Naturheilverfahren im schlesischen Niederlindewiese, heute Dolni Lipová (Tschechien) als Kur ein. Er behandelte sich selbst erfolgreich mit nasskalten Wickeln und entwickelte daraus die Original Schrothkur. Dr. Hermann Brosig brachte die Schrothkur nach dem Zweiten Weltkrieg schliesslich nach Oberstaufen. 1949 führte er die ersten Schrothkuren durch, 1956 wurde Oberstaufen als Schrothkurort anerkannt. 1991 folgte die staatliche Anerkennung als «Schroth- Heilbad» - das bisher einzige in ganz Deutschland.
Schroth‹sche Diät, Packung und Trinkverordnung sowie der Wechsel von Ruhe und Bewegung - auf diesen vier Säulen basiert die Schrothkur. Das Wechselspiel von Ernährung und Nahrungsenthaltung, Trinken und Nichttrinken, Wärme und Kälte sowie Bewegung und Ruhe setzen den Entgiftungsprozess in Gang. So ziehen Trockentage mit reduzierter Flüssigkeitsaufnahme etwa Giftstoffe aus dem Gewebe, die an den nachfolgenden Trinktagen dann ausgeschwemmt werden - unterstützt durch die Schroth›schen Körperwickel. Die kontrollierte Überwärmung des Körpers fördert die Durchblutung und begünstigt so den Abbau eingelagerter Giftstoffe.
Eine Vielzahl an Angeboten
Vom Kurheim bis zum 5-Sterne-Wellnesshotel - rund 55 Betriebe erfüllen aktuell die umfangreichen Qualitätskriterien des Schrothverbands Oberstaufen e. V. Darunter etwa das Sport- & Wellnesshotel Allgäu Sonne, Mitglied der Kooperation Allgäu Top Hotels. Seit bald 40 Jahren ist die Schrothkur dort eine der Säulen des Hotels. Im separaten Schrothrestaurant fallen die wenigen Kalorien, die man zu sich nehmen darf, fast nicht auf. Trotz strenger Kurvorgaben bringt das Küchenteam kulinarische Highlights auf den Menüplan. Wellness-Gäste kommen indes in der Gourmet-Küche direkt gegenüber auf ihre Kosten. Küchenchef Ralf Lauzening setzt vorwiegend auf Qualitätsprodukte aus der Region.
Die nötige Ruhezeit an den Trockentagen bietet etwa der 2.100 Quadratmeter grosse Wellnessbereich mit zwei Innenpools, Aussenpool im Sommer, Whirlpool, Dampfbad, Panoramasauna sowie zahlreichen Wellness- und Kosmetikanwendungen. Für ausreichend Bewegung an den Trinktagen sorgt unter anderem ein umfangreiches Sportprogramm mit täglich bis zu acht verschiedenen Sportkursen. Auch geführte Wanderungen bieten sich an. Oberstaufen gilt nicht umsonst als das Allgäuer Wanderparadies. Rund 300 km gepflegte und ausgeschilderte Wanderwege laden zu ausgiebigen Wanderungen und Bergtouren ein. Auch Bike- oder Golf-Fans finden in Oberstaufen ein vielseitiges Programm.
Krankheitsbilder, die durch die Schrothkur positiv beeinflusst werden
Wer sich für eine Schrothkur interessiert: Im Juni 2021 ist diese von einer Kann-Leistung zu einer Pflichtleistung in der gesetzlichen Krankenversicherung erhoben worden. Die «Original Oberstaufener Schrothkur» wird von Krankenkassen als ambulante und stationäre Vorsorgeleistung anerkannt. Ausführliche Informationen und eine Übersicht der Oberstaufener Gastgeber gibt es auf www.schrothkur.de.
Der Deutsche Schrothbund nennt folgende Krankheitsbilder, die durch die Schrothkur positiv beeinflusst werden: Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall, Gicht, Diabetes, Rheuma, Weichteilrheuma, Arterienverkalkung, Magen-Darm-Störungen, Neigung zu Wasseransammlungen im Körper, Migräne, Nieren- und Blasenleiden, chronische Vergiftungen, Allergien, Hautkrankheiten wie Schuppenflechte und Akne, Verschleisserscheinungen der Gelenke und der Wirbelsäule, chronische Entzündungen, Schilddrüsenunterfunkion und Burn-out-Syndrom. Nicht durchgeführt werden sollte die Schrothkur hingegen bei Leberzirrhose, Schwangerschaft, Tuberkulose, Krebserkrankungen, Schilddrüsenüberfunktion und Nierenfunktionsstörungen.
In jedem Fall sollte eine Schrothkur ausschliesslich unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden und je nachdem, wie viel Zeit man erübrigen kann, mindestens zwei, besser drei Wochen dauern. Denn medizinisch gesehen kommt der volle Effekt der Schrothkur erst nach ungefähr drei Wochen zum Tragen.