Als Sabrina Setlur (50) in den Neunzigerjahren als Musikerin durchstartete, hatte Deutschrap seine Unschuld noch nicht verloren. Die wenigen deutschen Rapperinnen der ersten Stunde verkauften nicht noch nebenbei Eistee und Parfüm, ihre Texte drehten sich noch nicht schwerpunktmässig um «Bitches», «Bling Bling» und die Kohle auf dem Konto. Die unbestreitbare Rap–Königin dieser Zeit war Sabrina Setlur, die am heutigen 10. Januar ihren 50. Geburtstag feiert.
Den Startschuss zu ihrer atemberaubenden Karriere feierte die am 10. Januar 1974 geborene Tochter indischer Einwanderer 1995 mit ihrem Debut–Album «S ist soweit» – seinerzeit noch unter dem Pseudonym «Schwester S.». Mit dieser von Moses Pelham (52) produzierten ersten Platte stürmte sie aus dem Stand die deutschen Album–Charts und räumte einen «Echo» in der Kategorie «Künstlerin National» ab.
Erste deutsche Rapperin mit Nummer–eins–Hit
1997 legte sie unter ihrem bürgerlichen Namen mit dem Album «Die neue S–Klasse» mit noch grösserem Erfolg nach: Die Platte erreichte Platz zehn der deutschen Albumcharts, verkaufte sich innerhalb kürzester Zeit mehr als 300.000 Mal und erreichte damit Gold–Status. Die ausgekoppelte Single «Du liebst mich nicht» erklomm Platz eins der deutschen Singlecharts und machte Setlur zur ersten deutschen Rapperin mit einem Nummer–eins–Hit. Im selben Jahr folgten Auftritte als Vorband von Michael Jackson und den Fugees, bei «Rock am Ring» wurde sie von 70.000 Zuschauern gefeiert.
Bis zur Jahrtausendwende hielt Setlurs Erfolgssträhne ungebrochen weiter an. Ihr 1999 veröffentlichtes drittes Gold–Album «Aus der Sicht und mit den Worten von ...» hielt sich zwölf Wochen auf Platz drei der deutschen Album–Charts, im Jahr 2000 ehrte man sie mit einer «Goldenen Kamera» in der Kategorie «Beste deutsche Pop–Musik».
Schlagzeilenträchtige Liaison mit Boris Becker
Doch bereits im folgenden Jahr begann sich das Blatt langsam zu wenden. Nicht zuletzt durch eine Kurzzeitbeziehung mit dem Tennisstar Boris Becker (56) im Jahr 2001 geriet die Sängerin zunehmend in die Schlagzeilen und das mediale Interesse an ihrer Person verlagerte sich von ihren musikalischen Erfolgen auf ihr Privatleben. Bereits 2004 war das Interesse an ihrer Musik derartig abgeflaut, dass die Tour zu ihrem vierten Album «Sabs» kurzerhand abgesagt wurde. Nach dem Misserfolg ihres 2007 erschienenen Albums «Rot» hängte Setlur daraufhin ihre musikalische Karriere endgültig an den Nagel.
Flucht vor dem Medienrummel
2022 berichtete sie in dem Podcast «Auf die Schnauze – Haustiere und ihre Promis» von der Endphase ihrer musikalischen Laufbahn, in der es in der öffentlichen Berichterstattung immer weniger um ihre Musik, sondern vor allem um vermeintliche Skandale ging. «Das war absolut ätzend», erinnerte sich Setlur. «Ich habe selbst – vielleicht zu spät – gemerkt: Das Ding läuft irgendwo hin und ich kann es nicht mehr stoppen.» Nicht nur sie, sondern auch ihr privates Umfeld habe zunehmend unter dem Medienrummel um ihre Person gelitten. Ziemlich bald sei ihr klar geworden: «Diese Art von Popularität möchte ich nicht. Ich bin einfach keine Celebrity in allen Lebenslagen.» In einem Interview mit «Prisma» ergänzte sie dazu: «Die Reissleine zog ich, bevor ich anfing, das zu hassen, was ich liebe, meinen Lebensinhalt.»
Ihr neues Leben nach der Rap–Karriere
Nach dem vorläufigen Ende ihrer musikalischen Laufbahn betätigte sich Sabrina Setlur erst einmal bewusst abseits des Rampenlichts und arbeitete als Event–Managerin und Modelcoach. 2012 berichtete sie «Bild» über ihren neuen Job in einer Frankfurter Agentur: «Ich finde, man ist nie zu alt, um Neues zu lernen! Am Anfang wollte ich erst mal nur herausfinden, ob der Job was für mich ist. Ich bin jetzt über 3 Monate hier und fühle mich sehr wohl.»
Darüber hinaus trat sie in den vergangenen Jahren immer wieder in diversen TV–Formaten in Erscheinung, unter anderem im Jahr 2020 bei «Let's Dance» an der Seite ihres Tanzpartners Nikita Kuzmin (26) und 2023 bei der RTL–Show «Die Verräter – Vertraue Niemandem!». 2018 nahm sie nach langer Zeit auch wieder ein Mikrofon in die Hand und sang gemeinsam mit dem Rapper Eko Fresh (40) einen Song für den Soundtrack der Kinokomödie «Verpiss dich, Schneewittchen» ein. In dem Film ist Setlur zudem als Schauspielerin zu erleben – als knallharte Chefin eines Musiklabels.