An den kleinen Sadio Mané (30) hat angeblich niemand geglaubt - bis auf Sadio Mané selbst. Aufgewachsen in einem Örtchen namens Bambali im Süden Senegals stand dem Jungen eigentlich bestenfalls ein Leben als Landwirt bevor. Aber Mané hatte andere Pläne. Mit zerschlissenen Schuhen soll sich der Junge im Alter von 15 Jahren eigenständig in die Hauptstadt Dakar durchgeschlagen haben, um dort sein Talent unter Beweis zu stellen.
Seine schlechten Schuhe waren sogar in einer renommierten Fussballakademie Thema. Aber auch in diesen schaffte es Mané sich den Grundstein für eine goldene Zukunft zu legen: Vom FC Metz in Frankreich ging es zu RB Salzburg, anschliessend in die Premier League zum FC Southampton und 2016 zu Jürgen Klopp (55) nach Liverpool.
Jetzt ist er beim FC Bayern - und dürfte dem Verein etwa 17 Millionen neue Fans eingebracht haben. «Mein Land besteht aus 17 Millionen fussballverrückten Menschen und sie sind jetzt alle Bayern-Fans», erzählt Mané in einem Interview mit dem Mitgliedermagazin «51». «Ich denke, man wird in dieser Saison viele Senegal-Flaggen in der Allianz Arena sehen.»
«No King!»
Seinen Weg säumen Tore und Titel, zu Kopf gestiegen sind sie ihm offenbar nicht. 2019 wurde er erstmals zu Afrikas Fussballer des Jahres ernannt. Als er mit der Trophäe in einem pompösen Thron für die Fotografen posierte, rief ihm einer zu: «The King!» Mané fiel einen Moment aus der Rolle, hob den Zeigefinger und stellte ernst klar: «Nein, nein, nein, kein König!» 2022 wurde er zum wiederholten Male zu Afrikas Fussballer des Jahres ernannt.
Der Hype um seine Person scheint Mané bis heute unheimlich, wie er im Gespräch mit «51» andeutet: «Die Leute sagen das über mich, aber ich sehe mich überhaupt nicht als Weltstar. Mit solchen Begriffen kann ich wenig anfangen. Mir geht es nur darum, Teil des Teams zu sein. Dafür tue ich alles.»
Mit seinem gewonnenen Reichtum weiss Mané dafür viel anzufangen. An den protzigen Lifestyles anderer Weltklasse-Spieler orientiert er sich dabei nicht. «Wofür will ich zehn Ferraris, 20 Uhren mit Diamanten und zwei Flugzeuge? Inwiefern würde das der Welt weiterhelfen?», zitierte ihn «11 Freunde» im vergangenen Jahr aus einem Interview mit «TeleDakar». Und weiter: «Ich habe gehungert, in den Feldern gearbeitet, ich habe barfuss gespielt. Ich möchte den Menschen vor Ort helfen.»
Er will etwas zurückgeben
Und das tut er. Mané investiert in Bildung und die medizinische Infrastruktur in seiner Heimat, finanziert Schulen und den Bau eines Krankenhauses. Letzteres könnte auch mit einer persönlichen Erfahrung aus seinem Leben zusammenhängen: Als Mané sieben Jahre alt war starb sein Vater, weil das nächste Krankenhaus zu weit entfernt war. Der gläubige Muslim ermöglichte zudem den Bau einer Moschee, eines Postamts und einer Tankstelle.
Und sein Engagement macht auch vor seiner Freizeit nicht halt. So kickte er bei seinem letzten Besuch in Bambali bei einem Benefiz-Spiel auf dem Dorfplatz für den guten Zweck. Es sei ihm «wichtig, etwas zurückzugeben», zitiert ihn der FCB. «Ich bin wirklich stolz auf das, was ich für die Menschen dort tue. Ich kenne ihre Lebensrealität. Sie zum Lächeln zu bringen, ist mir wichtig.»
Kein Weltstar, kein König, aber ein Teamplayer und auch abseits des Platzes ein «Guter». Und ein für alle Kulturen offener Sportler, das zeigt der neue Bayern-Spieler derzeit einmal mehr. Auf dem Twitter-Account der Bayern begrüsste er die Anhänger seines neuen Klubs standesgemäss auf Bayerisch mit den Worten: «Servus, I bin's, da Sadio.» Und auch auf das Oktoberfest freue er sich schon sehr: «Ich habe sogar schon eine Lederhose zu Hause, noch aus meiner Zeit in Salzburg. Ich habe sie behalten, weil ich sie immer gerne getragen habe und generell sehr an anderen Kulturen interessiert bin.»