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«Schlau aber blond»

Shirin David: So klingt das Album zum Megahit «Bauch, Beine, Po»

Plastik soweit das Ohr reicht: Shirin David bringt mit «Schlau aber blond» das Album zum Sommerhit '24 heraus. Zeitgeistig ja – aber so fad wie ein Kaugummi nach drei Stunden Fotoshooting vor dem Ringlicht.

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Shirin David hat ihr drittes Album «Schlau aber blond» released.
Shirin David hat ihr drittes Album «Schlau aber blond» released. Amber Asaly

Gut möglich, dass Shirin David (29) kurz vor dem Burnout steht. Sie ist mit den meisten Nummer–1–Hits in Deutschland die erfolgreichste Musikerin jemals, hat eine eigene Eistee–Marke, eine Body–Care–Linie, ein Parfüm, bestreitet Touren, kollaboriert mit Stars wie Ski Aggu (27) oder Helene Fischer (40) und hat sieben Millionen Follower auf Instagram, die täglich unterhalten werden wollen.

Und da ist natürlich der ständige Stress mit den Männern, die die Musikerin in jeder Kommentarspalte oder auch in der «DSDS»–Jury einfach nicht ernst nehmen wollen (looking at you, Bohlen). Das schlaucht. «Egal wie schlau ich bin oder wie sehr ich für ein Projekt brenne – am Ende bin ich halt einfach immer blond», erklärt David in einem Video zu ihrem neuen Album. Und macht dann eben Geld aus dem Imageproblem, indem sie es fett auf ihr Album schreibt: «Schlau aber blond».

Mit dem Ego eines Gangstarappers an Silvester in Neukölln geht Shirin David ihren Weg und das ist ja durchaus zu begrüssen. Girls to the front bitte, gerne an jeder Front, nur hatte man halt gehofft, dass die irgendwas anders machen, als die Boys vor ihnen. Die Hoffnung muss man nach «Schlau aber blond» ad acta legen. Auch hier geht es um Geld, um Spass, um Bitches und um Stress.

«Auf einer Yachti wie Elon Muski»

Besonders um Stress, allerdings nicht in der Beef–Variante, sondern im Sinne von wirklichen Unternehmerinnen–Stress. Im Interview mit «Forbes» erklärte David 2024, dass sie 24/7 arbeite. Auf ihrem Album fantasiert sie von freien Tagen und Nächten, die sie in der Realität nicht hat. Ihren Duett–Partner Ski Aggu lobt sie für seinen Arbeitsethos. «Schlau aber blond» musste in letzter Sekunde verschoben werden, weil David zu viel zu tun hatte. Kurz: Die 29–Jährige arbeitet sich am Kapitalismus ab, wie ein «echter Mann». Traumziel: «Auf einer Yachti wie Elon Muski». Was ist nur aus der Jugend geworden?

Ironischerweise sagt David selbst über ihr drittes Album, dass es mehr Leichtigkeit in das Leben ihrer Hörer und Hörerinnen bringen sollte. Musikalisch funktioniert das: Einfache Melodien, infantile Texte, keine echten Gefühle, schwereloses Plastik, soweit das Ohr reicht. Aber durch das ständige Flexen mit dem eigenen Stress und den Stolz auf ihr Boss–Bitch–Dasein stellt David auch klar: Den Matcha Latte und die Auszeit beim Pilates musst du dir verdienen! Das ist in etwa so effektiv, wie im Full–Make–up–Look für Natürlichkeit zu werben.

Plastik in Perfektion

Aber was solls. Der Zeitgeist schreit Instagram, Erfolg und Oberfläche und genauso tut es dieses Album mit Titeln wie «grwm» oder «it girl». Die meisten Lieder gehen schneller ins Ohr als der Shitstorm gestartet ist. Liebessongs fallen ihr besonders schwer, erklärt David, trotzdem gibt es davon einige auf dem Album. Um ernsthafte Gefühle geht es dabei allerdings nie, was man auch erstmal schaffen muss. Bei Songs wie «ich krieg dich nicht aus meinem Kopf» oder «wenn ich dich seh» fragt man sich lediglich, ob die Zusammenarbeit mit Helene Fischer musikalisch etwas zu sehr abgefärbt hat.

Mit «pms», ein Song über das prämenstruelle Symptom, gibt es immerhin mal ein Thema, das männliche Rapper bisher nicht abgedeckt haben. Der musikalisch interessanteste Beitrag ist das hypnotische «fsk16», das mystisch schlängelnd wie seinerzeit Sido (44) klarstellt: «Nur weil ich berühmt bin, bin ich lange noch kein Vorbild». Wäre das zumindest geklärt.

Grösstenteils klingt dieses Album wie ein «Bauch, Beine, Po»–Dauerloop und taugt zum Soundtrack für den Catwalk auf den Strassen von Berlin Mitte bis München. Man sieht die Hörerin dieser Musik vor sich: Perfekt gestylt in pastellfarbener Jucy Couture, Coffee–to–go in der einen Hand, das Smartphone in der anderen, AirPods in den Ohren und immer dem Terminplan hinterher. Mögen sie alle irgendwann bei sich ankommen.

Von SpotOn vor 11 Stunden