Es genügt, wenn er lässig mit seiner Hand durchs Haar fährt, und schon kreischt die Menge. Shah Rukh Khan (58), der grösste Star aus Bollywood, versprüht seinen Charme bis zur letzten Reihe der 8000 Plätze auf der Piazza Grande.
Das Filmfestival in Locarno TI ehrt den indischen Superstar mit einem Leoparden für sein Lebenswerk. In seiner Heimat wird er von Millionen Menschen als «King Khan» verehrt, weltweit hat er 3,5 Milliarden Fans. Einige sind ihm bis auf die Piazza nachgereist. Und immer wieder tönt es ekstatisch aus der Menge: «I love you!»
An seinem Geburtstag stehen Tausende vor der Tür
Es ist ein Bad der Liebe, an das sich der Star gewöhnt ist. Zu seinem Geburtstag vor seinem Haus in Mumbai versammeln sich jedes Jahr Tausende Fans. Sie scheinen ihm nie lästig, im Gegenteil. «Liebe, Kreativität und Freude zu schenken, sind für mich ein und dasselbe. Mit meinen Filmen möchte ich die Menschen positiv berühren.»
Seine Karriere hat er in den 1990er-Jahren gestartet. Zunächst wurde er als Bösewicht besetzt, sein Markenzeichen sind seine Grübchen in den Wangen. Damals hätten die Regisseure zu ihm gesagt: «Das Beste an dir ist, dass du hässlich bist. Helden sehen mehr aus wie Schweizer Schokolade.» Aussergewöhnlich ist, dass er den Wandel zum Good Guy geschafft hat. Und auch, dass er als Muslim zum grössten Star des Hindu-dominierten Bollywood-Kinos geworden ist.
«Jetzt bin ich ein Schoggi-Typ»
Über Politik äusser sich der Star jedoch nicht, er spricht lieber über Schweizer Schokolade und seine Drehs in Gstaad BE und Interlaken BE. «Die Schweiz hat mich wohl süsser gemacht», scherzt er. «Jetzt bin ich ein Schoggi-Typ.» Nach all den Jahren wieder in der Schweiz zu sein, fühle sich an, als ob sich ein Kreis schliesse.
Tatsächlich hat Khan die idyllische Schweizer Landschaft in Indien populär gemacht. Eine junge Inderin, die aus Mumbai angereist ist, erzählt: «Wir kennen jeden Drehort und können jedes Lied aus der passenden Szene sofort mitsingen.»
Möchte Roger Federer kennenlernen
Drei Tage ist Khan im Tessin geblieben, zum Abschluss seines Besuchs lud das Festival zu einem öffentlichen Gespräch im Kino GranRex. Die 400 Plätze waren im Nu ausverkauft. Auch hier geht der Kreisch-Alarm weiter, und Khan flirtet mit dem Publikum. «Sollen wir Giona rausschicken und einfach nur Liebe austauschen?» Der Saal tobt, der angesprochene Festivaldirektor Giona A. Nazzaro (58), der das Interview führt, lacht mit.
Beim Talk gesteht Khan nicht nur, dass er lieber mit Frauen arbeitet – «wegen ihrer Kreativität und weil ihr Haar besser duftet» –, sondern auch, dass er selbst ein Fan ist. «Ich möchte Roger Federer kennenlernen, geht das?» Noch ein Selfie mit dem Publikum, und dann ist er auch schon wieder weg.