Ich habe das enorm grosse Glück, dass ich im Jahr 2011 Ed Sheerans Hand schütteln durfte. Er war damals noch niemand. Ein kleiner Act am grossen «Energy Stars for Free». Mein Interview mit dem britischen Rotschopf habe ich damals mit wenig Herzblut gemacht.
Ich kann nicht erklären, wie sehr ich mich heute deswegen ohrfeigen will. Aber wie hätte ich wissen sollen, dass aus dem damaligen Milchbubi ein wahnsinnig toller Sänger wird, der Humor, IQ und Selbstironie unter einen Hut bringt?
Aus dem unscheinbaren Büebli ist heute ein 28-jähriger selbstbewusster Musiker geworden. Einer, dessen Körper über 40 Tattoos zieren. Wobei das Wort «zieren» hier jetzt nicht jeder unterschreiben würde. Kevin Paul zum Beispiel nicht.
Und das, obwohl Kevin Eds Tätowierer ist. Gegenüber «Mirror» sagt der Künstler über seinen sehr prominenten Kunden: «Einige von Eds Tattoos sind Mist.» Besonders die Heinz-Ketchup-Flasche ist dem Künstler ein Dorn im Auge. «Aber dafür bedeutet jedes einzelne Sujet etwas Persönliches für Ed.»
Ich sehe das etwas anders. Ich liebe jedes einzelne Sujet, das sich Ed stechen liess. Niemand trägt offiziell uncoole Tattoos so sexy wie Ed.
Apropos Sex: Machen wir keinen Hehl daraus, wie ein klassischer Beau sieht Sheeran mit seinen roten Locken und seinem etwas rundlichen Gesicht nicht aus. Wäre er nicht Ed, ich weiss nicht, wie viele Frauen in Ohnmacht fallen würden, wenn er an ihnen vorbeispazieren würde.
Ich würde. Echt jetzt. Weil ich eine immense Vorliebe für Männer habe, die wie Anti-Helden aussehen. Warum? Weil diese in den meisten Fällen die wahren Helden sind. Weil sie nicht damit beschäftigt sind, ihre Sixpacks zu pflegen, ihre Bärte geometrisch genau zu trimmen oder ihre Boliden zu waschen.
Und wie es halt so ist, wenn ein Dude eine saucoole Socke ist, dann umgibt er sich mit anderen smarten Typen. So gehört zu Eds Entourage sein Homie und Bodyguard Kevin Myers.
Dass die Jungs sehr viel mehr als eine geschäftliche Beziehung verbindet, erkennt man am besten auf Kevins Instagram-Account. Über eine Million Follower sind Zeuge davon, wie Kevin und Ed ihre Bromance zelebrieren.
Zu einem Schnappschuss schreibt Kevin, Ed würde ständig essen. Dann nimmt er den Musiker hoch, weil dieser offenbar immer nur das kleine Löffeli sein darf und - das Beste - Kevin nennt Ed ausnahmslos «Bae». Die Bezeichnung heisst ausgesprochen «Before anyone else».
Im normalen Leben nennen sich vor allem Paare so. Apropos Paare: Zu meinem Lieblingsschnappschuss schreibt Kevin, dass er und «Bae» einen tollen Valentinstag zusammen verbracht haben.
So viel Selbstironie, Coolness und null Schiss vor dummen homophoben Sprüchen gehört gelobt. Also, Kevin, dich liebe ich auch. Und wenn ich Ed heiraten könnte - Hallo, liebes Universum und Sorry Eds Frau Cherry Seaborn, 27, - ich würde dich co-heiraten!
Zum krönenden Abschluss dieser Liebes- und Lobeshymne will ich natürlich noch Eds Stimme erwähnen. Seine Lieder fühlen sich für mich wie der Moment an, wenn du frierend eine volle Badewanne besteigst. Oder wie der Moment, wenn du in das erste Stück des warmen Schoggikuchens beisst. Flüssiger Kern inklusive.
Und wie der Moment, wenn du kurzfristig das ganze Elend dieser Welt vergisst und dir sicher bist, dass das Hier und Jetzt gerade der beste, schönste, sicherste und bunteste Ort auf Erden ist.
Das ist Liebe.
Meine Liebe.
Jetzt bereite ich mir eine warme Tasse heisse Schoggi zu, lehne mich zurück, drücke Play und tanze mit den Schmetterlingen in meinem Bauch um die Wette.