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Ex-Nati-Torhüterin Florence Schelling

«Hockeygoalies sagt man nach, sie hätten ‹en Egge ab›»

Die ehemalige Weltklasse-Eishockey-Torhüterin Florence Schelling wird Sportchefin beim SC Bern! Dafür lässt die 31-Jährige eine Weltreise sausen, kriegt aber Komplimente für ihren Ehrgeiz, liebt den privaten roten Teppich und spielt richtig gut Blockflöte.

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Florence Schelling, 2020

Das zählt Florence Schelling zu ihren besten Ideen: in verschiedenen Ländern Karriere gemacht zu haben.

Remo Nägeli

Was an Ihnen ist nicht normal?
Florence Schelling: Ich war Hockeygoalie. Denen sagt man ja eh nach, sie hätten «en Egge ab». Weil man sich im Tor von Pucks beschiessen lässt. Ich empfinde das aber nicht so (lacht).

Als Sie Kind waren: Was haben Ihre Eltern da immer zu Ihnen gesagt?
Dass ich anständig sein sowie Bitte und Danke sagen soll.

Die beste Idee Ihres Lebens?
Fürs Eishockey und fürs Studium ins Ausland zu gehen, in verschiedene Länder – in die USA, nach Kanada, nach Schweden.

Und die dümmste?
Es fällt mir gerade nichts ein, von dem ich sagen würde: Das war jetzt richtig dumm. Ich finde: Egal, wie schlecht etwas war, es gibt immer etwas Positives mitzunehmen.

Was hatten Sie als Kind für einen Spitznamen?
Flo.

Was ist Ihre früheste Erinnerung?
Dass ich beim Dolder in Zürich als Goalie mein erstes Hockeyturnier absolviert habe. Da war ich vier Jahre alt, vielleicht weiss ich das vor allem aufgrund von Bildern noch.

In welcher Situation in Ihrem Leben hatten Sie so richtig Schwein?
Bei meinem Skiunfall 2019, bei dem ich mir den sechsten Halswirbel brach.

Haben Sie Phobien?
Eine Spinnenphobie. Je nachdem, wie gross die Spinne ist, habe ich Mühe, sie aus dem Zimmer zu bekommen.

Welchen Tag möchten Sie noch einmal erleben?
Jenen, als wir 2014 an den Olympischen Spielen in Sotschi die Bronzemedaille gewonnen haben.

Florence Schelling, ehemalige Schweizer Eishockey-Nationaltorhueterin, in ihrer neuen Funktion als Assistant Coach beim Spiel der Schweizer Damen U18 Eishockey Nationalmannschaft gegen Russland, aufgenommen am Donnerstag, 23. August 2018, in St. Gallen. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

Schelling feierte mit der Schweizer Eishockey-Nati viele Erfolge, holte unter anderem Olympia-Bronze. Nun wird sie Sportchefin beim SC Bern.

Keystone

Als Sie 16 waren: Wie sah Ihr Zimmer aus?
Ich hatte einen roten Teppich, rote und gelbe Wände – meine Lieblingsfarben. Meine Medaillen und Pokale waren in einem Gestell an der Wand.

Haben Sie ein Tattoo?
Nein. Falls ich eines machen würde, wären es die olympischen Ringe.

Welches Geräusch lieben, welches hassen Sie?
Ich liebe es vor allem, wenn es gar keine Geräusche hat. Ganz schlimm finde ich Schmatzen.

Sie wären für einen Tag ein Mann. Was tun Sie? Was probieren Sie aus?
Jetzt war ich all die Jahre in dieser Männerwelt. Und muss ganz ehrlich sagen: Ich bin froh, bin ich eine Frau. Nie habe ich gedacht, wie es wäre, ein Mann zu sein. Ich bin voll zufrieden.

Ihre peinlichste Modesünde?
In der Handarbeit haben wir mal Hosen genäht. Ich wählte einen schwarzen Stoff, bei dem unten, bei den Knöcheln, Flammen hochkamen. Ich fand den damals sehr cool, er ist aber ganz schrecklich.

Womit belohnen Sie sich selbst?
Mit Dessert. Zum Beispiel mit einem Tiramisu.

Ihr Lieblingsbild im Fotoalbum aus Kindertagen?
Jenes, auf dem ich in einem pinken Outfit und der Hockeyausrüstung in der Garage stehe.

Wovon träumen Sie schon lange, getrauen es aber nicht zu tun?
Dieser Schritt jetzt, Sportchefin beim SCB zu werden – aber den habe ich mich ja getraut, das zählt also nicht. Durch diesen Job ist dafür eine Weltreise ins Wasser gefallen. Aber ich versuche immer alles. Wenn ich etwas will, tu ich es früher oder später.

Für welche Eigenschaften bekommen Sie immer wieder Komplimente?
Für mein Lachen, meine fröhliche und aufgestellte Art sowie meinen Ehrgeiz.

Florence Schelling, 2020

Womit sich Schelling selbst belohnt? «Mit Dessert. Zum Beispiel mit einem Tiramisu.»

Remo Nägeli

Angenommen, Sie könnten Wunder vollbringen: Was sind Ihre ersten drei Taten?
Ganz aktuell: Corona besiegen. Dann allen Menschen helfen, die durch diese Krise in Schwierigkeiten gekommen sind. Und als Drittes den SCB wieder an die Spitze bringen.

Ihre liebste App?
Instagram.

Haben Sie nachts einen Traum, der immer wiederkommt?
Ab und zu träume ich von meinem Skiunfall. Nicht gerade der schönste Traum.

Bei welchem Thema haben Sie Ihre Meinung fundamental geändert?
Da fällt mir nichts Spezifisches ein. Ich höre mir gern andere Meinungen an, damit ich nicht stier auf einer Meinung beharre und denke, dass es nur diese Sichtweise gibt.

Was war der härteste Job, den Sie je verrichtet haben?
Wahrscheinlich der, den ich jetzt angenommen habe.

Was können Sie alkoholisiert besser als in nüchternem Zustand?
Ich bin lustigerweise ein eher schüchterner Mensch. Wenn ich getrunken habe, bin ich etwas gesprächiger.

Engagieren Sie sich ehrenamtlich?
Ich bin im Vorstand der Swiss Olympians, einem Netzwerk für einstige und aktive Olympioniken in der Schweiz.

Haben Sie ein besonderes Talent, von dem niemand weiss?
Ich konnte richtig gut Blockflöte spielen. Ab und zu nehme ich sie wieder hervor und spiele.

Sie erhalten einen Preis für Ihr Lebenswerk. Wer soll die Hommage halten?
Puh. Stand jetzt: mein Trainer von der Northeastern University in Boston, David Flint. Er war einer der besten Trainer, die ich hatte. Wir halten den Kontakt, ich kann ihn immer alles fragen. Er hat eine Mentor-Rolle, die für mich extrem wichtig ist.

Meine Welt

Mein Handy-Display
Ein Motivationsspruch, der passt: «Ich versuche immer alles. Wenn ich etwas will, tu ich es früher oder später.»

Mein Traummann
«Ich schwärmte für den Footballer Tom Brady. Aber nun spielt er leider nicht mehr bei den Patriots.»

Meine Vespa
Mit dieser fährt die Zürcher Unterländerin von Ober-engstringen aus überallhin – «bei jedem Wetter».

Das schaue ich gerade
«Gerne würde ich die neue Staffel der Serie ‹Haus des Geldes› schauen – aber momentan fehlt die Zeit.»

Mein Job
Schelling ist die erste Sportchefin in einem Schweizer Klub. Das macht weltweit Schlagzeilen.

Florence Schelling, 2020
Remo Nägeli
Von Eva Breitenstein am 19. April 2020 - 10:01 Uhr