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Schweizer Rapper Siga reist nach Sri Lanka

«Ich erlebte Schönheit, Armut und Korruption»

Es war immer Sigas Wunsch, an den Ort zurückzukehren, an dem seine Wurzeln sind. Nach 32 Jahren hat er es getan. Über seine gemischten Eindrücke und Gefühle in Sri Lanka spricht der Schweizer Rapper mit Blick.

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<p>Rapper Siga mit seiner 79-jährigen Grosstante Thevarajah Rajeswary. Die Schwester seines Vaters hat er ebenfalls seit mehr als 35 Jahren nicht mehr gesehen.</p>

Rapper Siga mit seiner 79-jährigen Grosstante Thevarajah Rajeswary. Die Schwester seines Vaters hat er ebenfalls seit mehr als 35 Jahren nicht mehr gesehen.

ZVG

Siva Ganesu (39) war vier Jahre alt, als seine Mutter mit ihm und seiner drei Jahre älteren Schwester Vasini von Sri Lanka nach Deutschland flüchtete – wegen politischer Unruhen und der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Sein Vater hatte die Flucht alleine schon vorher angetreten. Vier Jahre verbrachte die Familie in einem Flüchtlingsheim in Hildesheim. «Ich hatte da jeden Tag Angst vor Gewalt», erinnert er sich.

Vor 20 Jahren kam er in die Schweiz, seit sechs hat er den Pass. «Ich wollte Deutschland und mein Umfeld verlassen, mehr aus meinem Leben machen. Und ich träumte davon, als Musiker durchzustarten. Als ich eine Stellenausschreibung sah, dass eine Zürcher Firma Sicherheitspersonal und Personenschützer sucht, kratzte ich mein letztes Geld zusammen und habe mir ein Zugticket gekauft.» So kam es auch, dass er einst Bodyguard von Stars wie Hotelerbin Paris Hilton (43) und dem zweifachen Oscar-Preisträger Denzel Washington (69) bei deren hiesigen Besuchen war.

Den Traum vom Musiker hat sich Rapper Siga, wie er sich nennt, erfüllt. Nun auch seinen Lebenstraum, nach Sri Lanka zurückzukehren, wo seine Wurzeln sind, wahr gemacht. «Ich habe noch viele Erinnerungen an meine Zeiten als kleiner Bub, die ich schön und unbeschwert erlebt habe.»

Bürgerkrieg und Naturkatastrophen

Mit viel Vorfreude und gemischten Gefühlen reiste er für drei Wochen durch das südasiatische Land. «Als ich aus dem Flughafen kam, war da dieser vertraute Geruch von Gewürzen und die warme Luft des Tropenlandes. Ich fühlte mich sofort wieder wie zu Hause. Meine Familie und alte Freunde empfingen mich mit offenen Armen.»

Während seiner Reise besuchte Siga das Krankenhaus, in dem er geboren wurde, das Haus seiner Eltern, Teeplantagen und beeindruckende Tempel. «Ich lernte traditionelle Tänze und nahm an religiösen Zeremonien teil. Es war eine wertvolle Erfahrung, meine Herkunft besser zu verstehen.»

Siga war in Sri Lanka nicht nur überwältigt von der Schönheit des Landes und der Freundlichkeit der Menschen, auch von der traurigen Vergangenheit des Landes, die vom Bürgerkrieg und Naturkatastrophen gezeichnet ist. «Die Resilienz der Menschen, trotzdem mit einem Lächeln ihr Leben zu meistern, hat mich tief beeindruckt.» Er sei sich bewusst, dass viele nicht überleben könnten, hätten sie keine Verwandten und Freunde im Ausland, die sie finanziell unterstützen.

Korruption ist an der Tagesordnung

«Die Kosten für Lebensmittel, Medikamente, Arztbesuche und Treibstoff haben sich verdoppelt. Geld für eine Schulausbildung fehlt. Viele Kinder gehen betteln.» Er habe bei einem Tempelfest für Hunderte Essen bestellt, es den Menschen serviert und Familien Geld gegeben. «Mein kleiner Beitrag, etwas zurückzugeben.»

«Die Regierung sollte dringend Massnahmen ergreifen, um die grundlegenden Bedürfnisse der Bevölkerung zu decken. Ein transparenteres und gerechteres System der Verteilung von Unterstützung sowie bessere Möglichkeiten für Bildung und Arbeit könnten dazu beitragen, die Situation zu verbessern und Korruption zu bekämpfen», so Siga.

Er hat selbst erlebt, wie Korruption das Land beherrscht. «Grenzbeamte haben grundlos Fahrzeuge angehalten und erst weiterfahren lassen, wenn sie umgerechnet zwischen sieben bis 20 Franken bezahlt haben. Im Vergleich zu einem durchschnittlichen Monatslohn von 260 Franken ist das viel Geld», so der Rapper, der ergänzt: «Das wurde auch bei meinem Fahrer versucht. Ich bin ausgestiegen, habe vom Beamten den Dienstausweis und seinen Vorgesetzten verlangt. Dann liess er uns, ohne zu bezahlen, weiterfahren. Dies passierte uns mehrmals.»

Sein Resümee der Reise zu seinen Wurzeln: «Ich erlebte Schönheit, Armut und Korruption» Umso mehr hofft Siga, bald wieder nach Sri Lanka reisen, um sich da noch mehr für die Menschen einzusetzen.

 

Von Flavia Schlittler am 18. Juni 2024 - 18:00 Uhr