Weil die berühmt gewordene Betrügerin Anna Sorokin (32) in New York immer noch in Haft ist, muss sie unter Hausarrest mit einer elektronischen Fussfessel zuhause bleiben. Unter ihrem Pseudonym Anna Delvey hatte sich die Deutsch-Russin während Jahren als Millionenerbin ausgegeben und sich in der Manhattaner High Society Dienstleistungen und Güter erschlichen. 2019 wurde sie dafür zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Wegen guter Führung darf sie die Haftstrafe nun zuhause verbringen. Damit der Trickbetrügerin in ihrem Appartement in Manhattan auch nicht langweilig wird, hat Anna Sorokin jetzt beschlossen, direkt aus ihrer Wohnung einen Podcast zu produzieren. Die Kritiken dazu sind allerdings niederschmetternd.
In der ersten Folge, piepse Sorokin nur manchmal dazwischen, während ihr Studiogast, Comedian Whitney Cummings (40), im Grunde einen Monolog halte, schreibt etwa die renommierte Wirtschaftszeitung «Financial Times» in einer Kolumne. Die Interview-Fragen von Sorokin wie etwa: «Bist du schon mal verhaftet worden?», oder: «Welchen Typ Mann soll ich daten?», wirkten unangebracht, findet die Kolumnistin. Ausserdem versuche die Podcasterin auf den «Me Too»-Zug aufzuspringen, indem sie fragt: «Findest du, dass man mich so hart angegriffen hat, weil ich eine Frau bin?»
Die weiteren Folgen des Podcasts seien zwar etwas weniger qualvoll, da Sorokin dann auch beginne, Fragen über die Laufbahn ihrer Gäste zu stellen. Das Fazit der «Finanicial Times»-Kolumnistin Fiona Sturges bleibt jedoch vernichtend: «Ihre Unbeholfenheit, ihr Mangel an Charisma und Neugierde sind unübersehbar.»
Verhaftung der vermeintlichen Milliardärstöchter
Sorokin erlangte 2013 als vermeintliche Milliardärstochter Bekanntheit, als sie unter dem Namen Anna Delvey am Leben der wohlhabenden Gesellschaft New Yorks teilnahm. Sie gab vor, dieser High Society anzugehören und täuschte damit über einen Zeitraum von vier Jahren Hotels, Geschäftsleute, Banken sowie vermeintliche Freunde. Die Betrugssumme häufte sich am Schluss auf 275'000 US-Dollar, was 2017 schliesslich zur Verhaftung führte.
Wegen Betrugs wurde die 31-Jährige in einem spektakulären Prozess im Mai 2019 von einem Gericht in New York zu vier bis zwölf Jahren Haft verurteilt. Nur zwei Jahre später, im Februar 2021, konnte die russisch-deutsche Hochstaplerin wegen guter Führung das Gefängnis auf Bewährung wieder verlassen.
Lange dauerte das Glück in Freiheit allerdings nicht, denn bereits Anfang April desselben Jahres wurde Sorokin erneut festgenommen, da sie keine Aufenthaltsberechtigung in den USA hatte. Sie hatte ein Asylgesuch gestellt, da sie eine Auslieferung an Deutschland verhindern wollte. Seither sitzt Sorokin in Abschiebehaft, ein kurzfristig anberaumter Abschiebeflug nach Deutschland wurde im März 2022 durch ihre Anwälte kurz vor der Ausführung verhindert.
Filmreife Geschichte
Einer breiten Masse an Menschen sind Anna Sorokins Verbrechen aufgrund der Netflix-Serie «Inventing Anna» bekannt geworden. Die neunteilige Miniserie, die im Februar 2022 beim Streamingdienst veröffentlicht wurde, erzählt eine fiktionalisierte Version von Sorokins Machenschaften. Schauspielerin Julia Garner (28) verkörpert in der Netflix-Produktion, die auf dem Artikel «How Anna Delvey Tricked New York's Party People» von Redakteurin Jessica Pressler basiert, Anna Sorokin/Delvey. Diese habe angeblich zunächst gefordert, dass entweder Oscarpreisträgerin Jennifer Lawrence (32) oder Margot Robbie (32) sie verkörpern soll.