Erst viele Jahre nach ihrer Vergewaltigung fand Duffy, 35, die Kraft, ihre schreckliche Geschichte öffentlich zu machen. In einem emotionalen Instagram-Post hatte die britische Sängerin Ende Februar 2020 darüber berichtet, was ihr widerfahren war: «Ich wurde vergewaltigt und unter Drogen gesetzt und über einige Tage gefangen gehalten», schrieb sie. Nun hat Duffy im Internet ein siebenseitiges Schreiben veröffentlicht, in dem sie die Vergewaltigungs-Hölle in allen Details erläutert.
«Das Verstecken meiner Geschichte zerstörte mein Leben»
Zunächst erklärt sie, weshalb sie so lange über den schrecklichen Vorfall geschwiegen hatte. «Ich dachte, die öffentliche Darlegung meiner Geschichte würde mein Leben emotional völlig zerstören, während das Verstecken meiner Geschichte mein Leben so viel mehr zerstörte», schreibt Duffy.
Duffy überlegte, die Identität zu wechseln
Seit ihren letzten Auftritten im Jahr 2011 hörten die Fans den «Mercy»-Star nicht mehr singen. In der Zeit, in der sie sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, hatte Duffy nach eigenen Angaben darüber nachgedacht, ihre Identität zu wechseln. Dies um die durchlittenen Qualen abstreifen zu können.
Rückblickend hat die Britin erkannt, dass dies für sie der falsche Weg ist, um die traumatischen Erlebnisse zu bewältigen: «Ich glaube, nicht zu singen, bringt mich um. Also muss ich einfach stark sein und es offenlegen und mich all meinen Ängsten stellen. Mir ist klar geworden, dass ich mich nicht auslöschen kann, ich lebe in meinem Sein, also muss ich ganz ehrlich sein und an das Ergebnis glauben», schlussfolgert sie.
Es passierte an ihrem Geburtstag
Bevor sie über die schlimmsten Tage ihres Lebens berichtet, warnt sie die Leserinnen und Leser, dass sie die nächsten 20 Zeilen nicht lesen sollen, wenn sie nicht über den genauen, grausamen Hergang der Entführung Bescheid wissen wollen.
Ihrem Schreiben nach ist es an ihrem Geburtstag passiert, dem 23. Juni. Das Jahr lässt sie offen. «Ich wurde in einem Restaurant unter Drogen gesetzt. Ich wurde dann für vier Wochen immer wieder unter Drogen gesetzt und reiste in ein fremdes Land.» Sie könne sich nicht erinnern, in ein Flugzeug gestiegen zu sein. Auf der Rücksitzbank eines rollenden Fahrzeugs sei sie schliesslich zu Bewusstsein gekommen, so Duffy.
Ihren Schilderungen nach brachte man sie in ein Hotelzimmer, wo sie von ihrem Peiniger vergewaltigt wurde. «Ich erinnere mich an den Schmerz und den Versuch, im Raum bei Bewusstsein zu bleiben, nachdem es passiert ist.»
Peiniger drohte Duffy mit dem Tod
Den nächsten Tag musste sie nochmals in Anwesenheit des Täters verbringen. «Ich weiss nicht, wie ich die Kraft hatte, diese Tage zu ertragen», schreibt sie. Irgendwie schaffte sie es, am Leben zu bleiben. Zusammen mit ihrem Peiniger flog Duffy zurück nach Grossbritannien. «Ich flog mit ihm zurück und blieb ruhig und so normal, wie man in so einer Situation sein kann, und als ich nach Hause kam, setzte ich mich hin, benommen wie ein Zombie.»
Zurück in ihrem eigenen Zuhause wurde ihr bewusst, dass ihr Leben in Gefahr war: «Er machte unterschwellige Anmerkungen, mich töten zu wollen. Mit der letzten Kraft, die ich noch hatte, sagte mir mein Instinkt, zu laufen – irgendwohin zu laufen und etwas zu finden, das er nicht aufspüren kann.»
Nach Duffys Angaben habe sie der Täter während der Zeit im Zuhause vier Wochen unter Drogen gesetzt. «Ich weiss nicht, ob er mich in dieser Zeit dort vergewaltigt hat», schreibt sie. Wohingegen sie sich noch erinnert, ist, dass sie auf der Rückbank eines Autos erwachte und dass sie in den Tagen danach geflohen ist.
Selbstmordgedanken plagten die Sängerin
Aus Angst davor, dass ihr Vergewaltiger sie wieder aufsuchen könnte, ist sie nach eigenen Angaben in den ersten drei Jahren nach dem Vorfall fünfmal umgezogen. Sie habe sich nirgendwo sicher gefühlt, schreibt sie. Schwere Selbstmordgedanken plagten die Sängerin. Nur mit professioneller Hilfe schaffte sie es, die Ereignisse nach und nach aufzuarbeiten. «Ohne meine Psychologin hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft», offenbart sie.
Duffy macht ihre Geschichte öffentlich für das Leben anderer
In der ganzen Zeit danach hat sie sich mit Ausnahme der Psychologin nur zwei Polizistinnen anvertraut. Ihr Fall sei aktenkundig, schreibt sie. «Nur die Polizei handhabt die Identität des Peinigers, das ist etwas zwischen ihr und mir», so Duffy.
Ihren Schritt, nun an die Öffentlichkeit zu gehen, erklärt sie folgendermassen: «So dunkel meine Geschichte auch ist, ich spreche aus meinem Herzen für mein Leben und für das Leben anderer, die das Gleiche erlitten haben.»
Das siebenseitige Statement ist ihr letzter Einblick in diese grausamen Ereignisse, erklärt sie abschliessend: «Ich werde keine weiteren unangekündigten Mitteilungen dazu machen. Und auch wenn es befreiend war, endlich zu sprechen und zu singen, werde ich nun wieder in die Stille zurückkehren.»