«Jumbo Jessica», diesen Spitznamen dachte sich die Boulevardpresse für Jessica Simpson aus, nachdem sie 2009 in Texas ein Konzert gab. «Sie versucht mit zwei Gürtel ihren Bauch zu kaschieren», «Sie hat sich ordentlich Pfunde raufgepackt», «Der korpulente Country-Star trägt jetzt Mom-Jeans». So liess sich «Page Six» über die Sängerin aus.
«Als ich mit 17 Jahren einen Plattenvertrag unterschrieb, dachte ich, die Medien würden mich anhand meiner Stimme beurteilen», erzählt sie «People». «Ich wusste nicht, dass es in meiner Karriere darum gehen würde, wie ich in welchem Kleid aussehen würde.»
Am Anfang ihrer Laufbahn erhielt Simpson viel Lob für ihren Körper – berühmt-berüchtigt ist der Videoclip zu ihrem Song «These Boots Are Made For Walking».
Doch genau so wie es zu Beginn Lob regnete, hagelte es einige Jahre später Kritik. Mit Argusaugen beobachtete die Öffentlichkeit die Veränderungen ihres Körpers. In ihrem Buch «Open Book» verarbeitet Simpson die harsche Kritik. Denn nicht nur nach ihrer Gewichtszunahme 2009 wurde sie in der Presse lächerlich gemacht, sondern auch während ihren drei Schwangerschaften.
«Es bricht mir da Herz, dass die Leute sagen, ich sei fett», schrieb Jessica Simpson 2009 in ihr Tagebuch. «Warum geht mir diese Kritik so nahe? Letzte Woche las ich mein Tagebuch von 1999. Damals machte ich mich selber fertig, weil ich mich für fett hielt. Und das war noch bevor die ganze Welt die Chance dazu hatte.»
«Die kritischen Stimmen in meinem Kopf»
Simpson nimmt Diätpillen und trinkt Alkohol, um mit dem öffentlichen Druck fertig zu werden. «Jedes Mal wenn ich das Haus verliess, jedes Mal wenn ich eine Bühne betrat, hörte ich diese kritischen Stimmen in meinem Kopf.» Sie reflektiert das Thema aber auch ganz bewusst. In der Reality-Serie «The Price of Beauty» reist sie um die Welt und befragt Menschen aus anderen Kulturen über deren Schönheitsideale.
Jessica Simpson ist nicht die einzige, die ihre Karriere gerade Revue passieren lässt. Auch Paris Hilton äusserte sich darüber, wie hämisch und sexistisch die Medien in den 00-er Jahren mit ihr umgingen. Und Britney Spears erhielt gar eine Entschuldigung ihres Ex Justin Timberlake, weil der in einem Interview damit prahlte, Sex mit ihr gehabt zu haben.
Reduziert auf eine Rolle
Derzeit tauchen viele Interviews aus der damaligen Zeit wieder auf, die nicht gut gealtert sind. Lindsay Lohan wird von David Letterman lächerlich gemacht und auf ihre privaten Probleme reduziert. Megan Fox wird in einem Interview nach dem anderen auf ihren Status als Sexsymbol reduziert, obwohl sie sich aktiv dagegen wehrte.
Nach und nach wächst das Bewusstsein dafür, dass die Stars der damaligen Zeit mehr waren, als die Geschichten, die über sie geschrieben wurden. Denn, wie Jessica Simpson es sagt: «Diese Schlagzeilen können einem ein Leben lang verfolgen»