Was ist Ihr liebstes Kindheitsbild aus dem Fotoalbum?
Ich sass oft im Rucksack meines Vaters, wenn er Ski fahren ging. Auf meinem Lieblingsbild trage ich eine pinke Mütze mit einem riesigen Bommel und meinem Namen drauf.
Was sagten Ihre Eltern Ihnen immer und immer wieder?
Es ging stets um Manieren. «Schau den Leuten in die Augen», solche Sachen. Und mein Vater sagte immer zu mir, ich solle mit dem Schmatzen aufhören. Ich kaue beim Essen mit offenem Mund, und das muss offensichtlich sehr irritierend sein. Ich tu es immer noch, meine Schwester hasst das!
Wie hat Ihr Zimmer ausgesehen, als Sie 16 waren?
Ziemlich unordentlich, ich bin nicht die organisierteste Person. Nur die Kleider müssen zu Hause im Schrank nach Farben geordnet sein, darin bin ich gut! Dann hing da noch ein Poster von Schauspieler Jonathan Taylor Thomas und natürlich eins von meinem Ski-Idol Picabo Street, das auch jetzt noch in meinem Zimmer hängt. Was schräg ist oder auch nicht, ich weiss es nicht. Ich bin eh nicht normal (lacht).
Haben Sie ein verstecktes Talent, von dem niemand weiss?
Wenn ich ein Talent habe, will ich es normalerweise allen zeigen, weil ich stolz drauf bin. Aber ich denke, Ski fahren ist wohl das einzige richtige Talent.
Welche Filme haben Ihr Leben massiv beeinflusst?
Als ich 17, 18 Jahre alt war, schaute ich oft «The Matrix». Es geht viel um Schicksal in diesen Filmen, und ich glaubte merkwürdigerweise immer, es sei mein Schicksal, Skirennfahrerin zu sein. Später schaute ich «Gladiator». Dieser Film brachte mich in die richtige Stimmung für die Rennen.
Was war Ihre grösste Modesünde?
Das waren so viele! Ich habe kürzlich ein Bild auf Instagram gepostet, auf dem sehe ich aus wie die Brautmutter, war aber 22. Auch meine Mutter zog mich merkwürdig an, dazu hatte ich eine Vokuhila-Frisur. Als Teenager trug ich auch eine Dauerwelle, Fransen und eine Zahnspange – alles zur selben Zeit. Ich habe meinen Stil gefunden, aber es dauerte sehr lange bis dahin.
Was war Ihr Spitzname?
Linds. Und mein Trainer Erich Sailer nannte mich immer Linzertorte.
Was bedeuten Ihre Tattoos?
Der Hai ist eine Mahnung an mich, immer vorwärtszugehen. Haie können nicht rückwärtsschwimmen, oder sie sterben. Also: sich stets bewegen, immer dem folgen, was du willst. Und er ist an meinem Ringfinger, denn wenn du verheiratet sein willst, musst du in dieselbe Richtung gehen. Dann habe ich noch das Wort für Überzeugung in Griechisch, weil Griechenland der Ursprung der Olympischen Spiele ist. Es soll mich daran erinnern, immer an mich selbst zu glauben. Und wenn man mir nicht glaubt – das Tattoo ist am Mittelfinger.
Haben Sie Phobien?
Ich mag keine Menschenmassen. Wenn viele Leute um mich herum sind, die alle Autogramme oder Selfies wollen, kriege ich Angst.
Das Kitschigste, das Sie je getan haben?
Viele Sachen! An der WM 1999 in Vail, als ich 16 Jahre alt war, zog ich ein Outfit des US-Skiteams an, das ich zuvor im Laden gekauft hatte, und schlich mich in den Zielraum. Dort holte ich Autogramme von Hermann Maier, Aamodt und so auf den Anzug. Ich tat aber so, als gehörte ich zum Team. Die Sicherheit war wohl nicht so gut damals.
Welches Geräusch mögen Sie, welches hassen Sie?
Ich hasse den Ton des Weckers. Und liebe das tiefe Schnurren meines Autos, wenn ich den Motor starte.
Haben Sie einen Traum, der nachts immer wiederkommt?
Früher habe ich stets geträumt, dass ich meinen Start verpasse. Das ist mir nämlich einmal passiert. An den Weltmeisterschaften der Junioren kam ich zu spät an den zweiten Lauf des Riesenslaloms. Ich war Vierte nach dem ersten Durchgang, das ist also eine Erinnerung, die bleibt. Ich weinte sehr.
Was ist passiert?
Ich hab mir die Startzeit falsch gemerkt. Als ich oben ankam, waren schon zehn Fahrerinnen runter, die nach mir drangekommen wären. Ich durfte dann als Letzte starten, sie disqualifizierten mich aber trotzdem.
Wie belohnen Sie sich?
Indem ich Glace esse. Ich liebe alles, aber vor allem Ben & Jerry’s half baked. Und ich mag Frozen Yogurt.
Angenommen, Sie könnten Wunder vollbringen: Welches sind Ihre ersten drei Taten?
Ich würde dafür sorgen, dass alle miteinander auskommen. Dass sich alle mögen, es keinen Krieg, keinen Kampf mehr gibt. Dass jeder gesund und glücklich ist.
Sie wären einen Tag lang ein Mann. Was probieren Sie aus?
Ich würde die Abfahrt in Kitzbühel fahren. Hundertprozentig. Ich war gerade das erste Mal da. Es war so cool. Ich war neidisch auf alle, die fahren durften.
Welchen Tag würden Sie gerne noch einmal leben?
Den Tag, an dem ich 2010 Gold an den Olympischen Spielen holte.
Wovon träumen Sie schon lange, haben sich aber nicht getraut, es zu tun?
Ich wollte mal mit dem Fallschirm abspringen. Mein Partner lässt mich aber nicht, weil er Angst hat. Normalerweise tu ich nicht, was andere Leute mir sagen. Aber ich bin nun verlobt (lacht).