Es ist eine schampar lange Zeit, wenn man so drüber nachdenkt. Ein halbes Jahrhundert, um genau zu sein. So lange sitzt Königin Margrethe II. von Dänemark, 81, schon auf dem Thron ihres Landes. Heute Freitag jährt sich der Tag, an dem die damalige Prinzessin gekrönt wurde, zum 50. Mal. Gross gefeiert wird allerdings nicht: Wegen der Corona-Pandemie wurden die Festlichkeiten in den Spätsommer verlegt – in der Hoffnung, dann doch noch ein grosses Fest mit dem Volk zu feiern.
Wenn 50 Jahre auch eine beträchtliche Zeit sind, so wirkt das halbe Jahrhundert fast schon verschwindend kurz, wenn man bedenkt, dass Queen Elizabeth II., 95, in diesem Jahr ihr 70. Thronjubiläum feiert. Doch miteinander vergleichen sollte man die beiden Monarchinnen nicht. Auch wenn sie im gleichen Jahr den Thron bestiegen, so bestehen grosse Unterschiede zwischen den beiden Frauen – auch hinsichtlich der Bekanntheit in der weltweiten Öffentlichkeit, bei der Margrethe nicht an Elizabeth rankommt. Zum Bedauern aller Royal-Fans. Denn die dänische Königin ist eine echte Wundertüte, hat einiges auf Lager – und macht mit bisweilen haarsträubenden Looks auch optisch eine ganze Menge her.
Es ist kein Geheimnis, dass Royals mit grünem Daumen schon mal gerne den Garten umstechen. Doch auf die Suche nach Knochen und Relikten dürften sich dabei nur die wenigsten Blaublüter machen – nicht so aber Margrethe. Die Königin nämlich hat Prähistorische Archäologie studiert, später auch noch Politikwissenschaften.
Ihr Leben lang allerdings war und ist die Königin auch als Künstlerin tätig. Sie hat Briefmarken entworfen, Bühnenbilder und Theaterkostüme, illustrierte etwa die dänische Ausgabe von «Der Herr der Ringe» und malte Gemälde. Daneben ist sie auch sprachlich begabt, beherrscht neben ihrer Muttersprache auch Französisch, Schwedisch, Englisch und Deutsch – was sie sich als Übersetzerin zunutze machte. So hat sie etwa bereits Werke von Simone de Beauvoir ins Dänische übersetzt.
Langweilig wird es der Königin also wirklich nie. Und dass sie es gerne wild mag, zeigte sie auch schon in jüngeren Jahren. Von 1958 bis 1970 leistete die Dänin einen freiwilligen Dienst im Frauenkorps der dänischen Luftwaffe, wo sie sich bis zum Dienstgrad des Leutnanten im Fliegerkorps hochgearbeitet hat.
Noble Zurückhaltung? Die kennt Margrethe nun wirklich nicht. Sie erfüllt jedes Klischee, das man von Kunstbegeisterten haben kann. Zu viel? Gibt es für die Königin nicht. Sie mag es bunt, schrill, wild gemustert und extravagant – daran lassen die folgenden Fotos keine Zweifel.
Margrethe war mehr als 50 Jahre lang mit ihrem Ehemann Prinz Henrik verheiratet. Der französische Diplomat war bis zu seinem Tod im Februar 2018 an der Seite der Monarchin, gemeinsam haben sie zwei Kinder grossgezogen. Sohn Kronprinz Frederik, 53, wird Margrethe dereinst auf den Thron folgen, ihr jüngerer Bub Prinz Joachim, 51, wohnt mit seiner Familie mittlerweile in Paris. Margrethe darf sich von ihm gleich über vier Enkelkinder sowie über ein weiteres Grosskind-Quartett von Kronprinz Frederik und seiner Ehefrau Kronprinzessin Mary, 49, freuen.
So überzeugt die Dänen von Margrethes Ausübung der Staatsoberhaupts-Rolle sind, so hart geht die Königin mit ihrer Rolle als Familienoberhaupt ins Gericht. «Ich glaube, dass ich keine besonders gute Mutter war», sagte sie in der Dokumentation «Ein Leben für die Krone – Margrethe II. von Dänemark». «Ich konnte nicht so viel bei ihnen sein, wie ich es gerne gewollt hätte. Auf der anderen Seite kann ich auch nicht behaupten, dass ich jemand bin, der seine Kinder unentwegt um sich haben wollte. So bin ich eben.»
Und auch ihren Enkelkindern gegenüber empfindet sich Margrethe «definitiv nicht» als «die beste Grossmutter der Welt», wie sie der schwedischen Zeitung «Expressen» sagte. «Ich finde es wunderbar, wenn Mütter und Grossmütter die Kinder fest umarmen», sagte sie da. Und zeigte sich sehr authentisch und ehrlich zu sich selbst, als sie offen zugab: «Ich bin nicht so gut darin. Ich bin keine Grossmutter, die sitzt und strickt.»
Ein Vergleich zwischen der Queen und der Dronning, wie es auf Dänisch heisst, liegt natürlich nahe. Sie beide sind Frauen, sie beide sind ähnlich lange im Amt, und sie beide sind beliebt und haben ihren Laden im Griff.
Doch ansonsten herrschen zwischen den beiden Frauen doch grosse Unterschiede. Sie beide stehen zwar auf Hunde, doch wo Queen Elizabeth ein regelrechtes Rudel an Corgis um sich schart, haben es Margrethe seit vielen Jahren Dackel angetan. Auch der Modegeschmack unterscheidet sich stark, wie die Galerie von Margrethe oben zeigt. So bunt und wild gemustert haben wir die Queen nie gesehen. Und auch die Laster sind andere. Wo sich die Queen gerne mal ein Gläschen Gin gönnen soll, lässt es Margrethe qualmend krachen.
Um ihren exorbitanten Zigaretten-Konsum hat die Königin nie einen Hehl gemacht. Mit 17 Jahren zündete Margrethe ihre erste Zigi an, wie sie in der Biografie «Unterwegs» von Tom Buk-Swienty verraten hat. «Mein Vater und meine Mutter hatten während meiner Kindheit geraucht und eines Tages fragten sie, ob ich eine Zigarette haben wollte.» Zwischenzeitlich soll sie bis zu 60 Zigaretten (!) am Tag gepafft haben – und erhielt daraufhin den Kosenamen «Vulkankönigin». Auch an Anlässen schlotete Margrethe, bis 2007 das Rauchverbot auch in dänischen öffentlichen Gebäuden in Kraft trat. Heute verzichtet die Königin darauf, öffentlich zu rauchen, zudem soll sie ihren Konsum drastisch runtergeschraubt haben – aber ganz weg vom Glimmstängel ist sie angeblich noch nicht gekommen.
Es ist wohl auch dieser schonungslose Umgang mit Lastern und Imperfektionen, die Margrethe beim dänischen Volk so beliebt machen. Denn ein Problem damit, vermeintliche Makel zuzugeben, hat die Königin nun wirklich nicht.
«Ich bin keine Grossmutter, die sitzt und strickt»
Königin Margrethe II.
Als 18 Däninnen und Dänen die Monarchin für die Aufzeichnung einer Sondersendung zum Thronjubiläum treffen durften, gab sich diese ganz volksnah, wie die ARD berichtete. Und gab offen zu, dass vor allem zwei Dinge ihr ganz schön schwerfallen. «Kochen, das kann ich ja noch einigermassen. Aber Autofahren? Auf keinen Fall! Da war ich noch nie richtig gut», sagte sie scherzend. «Sagen wir es mal so: Mein Essen würden Sie wahrscheinlich überleben. Mein Autofahren ganz bestimmt nicht.»