«Ich war wahrscheinlich nur deshalb noch nie hier, weil es nach dem Krieg für mich schon zu spät war, um noch Ski fahren zu lernen.» Mit diesen Worten antwortet Queen Elizabeth II. 1980 auf die Frage der Schweizer Illustrierten, warum sie nie zuvor hier war. Die englische Königin besucht von 29. April bis 2. Mai 1980 die Städte Basel, Bern, Luzern, Zürich und Genf, wo die Schweizer Adelsfamilie de Senarclens lebt, die mit Prinz Philips Mutter Alice Battenberg verwandt ist.
Die Queen reist vier Tage lang mit schwerem Gepäck durch die Schweiz: In einem geheimnisvollen Koffer wird Elizabeth II. sogar das Tafelwasser für den Nachmittagstee laufend hinterhergetragen, wie die Schweizer Illustrierte herausfindet. An der «Grün 80» in Basel wirft die Königin in ein Aushubloch für eine sechs Meter hohe Blutbuche grobkörnige Erde, um den Wurzelstock zuzudecken. Auch Prinzgemahl Philip gibt zusammen mit dem damaligen Bundesrat Kurt Furgler noch etwas Humus dazu. Genutzt hats leider wenig. 2001 wird der von Brandkrustenpilz befallene Baum gefällt. Mit einem typischen «Bhaltis» überrascht der Bundesrat den königlichen Gast: eine Armbanduhr von Longines aus Gelbgold mit 36 Brillanten für 10 000 Franken.
Vor dem offiziellen Besuch verblüfft die Queen am 1. April bereits Zuschauer der TV-Show «Karussell» im Fernsehstudio Zürich. Da narrt die Französin Huguette Funfrock mit ihrem Auftritt als «Elizabeth II.». Die ehemalige Lehrerin spricht zwar kein Wort Englisch, verdient sich aber ihren Lebensunterhalt mit «Königin spielen». In Zürichs Strassen spazieren und «lädelen» darf die falsche Queen für die «Karussell»-Sendung allerdings nicht. Die TV-Chefs fürchten Auflauf und Attentat. Demonstranten haben nämlich zur Demo aufgerufen: beim Besuch der echten Königin Ende April.
Als die Krawallmacher beim offiziellen Queen-Besuch in Zürich lautstark protestieren wollen, stellt ihnen die Polizei kurzerhand den Strom ab. Die Queen bekommt davon nichts mit. Dennoch, so kolportiert die Schweizer Illustrierte weiter, gerät sie dann doch noch einem Terroristen vor die Waffe – Wilhelm Tell. Aber der ist nur ein Laienschauspieler aus Altdorf, der dem hohen Gast auf dem Rütli «auflauert».