Es war wahrlich kein einfaches Jahr für Queen Elizabeth II. Bereits 1992 erlebte die 93-Jährige ein «annus horribilis». Damals trennten sich Prinz Andrew und Sarah Ferguson, später kündete Prinzessin Anne die Scheidung von Mark Philipps an und kurz danach war auch zwischen Prinz Charles und Prinzessin Diana Schluss.
2019 aber kommt dem «Horrorjahr» von damals ziemlich nahe. Oder war es sogar schlimmer? Eine Chronologie:
Januar: Prinz Philip ist in einen Autounfall verwickelt. Und der damals 97-Jährige sass selbst am Steuer. Der Mann von Queen Elizabeth übersah ein anderes Auto, in dem zwei Frauen und ein Baby sassen. Ausser Schnittverletzungen und einem gebrochenen Arm passiert zwar niemandem etwas. Die Bilder aber gehen um die Welt. Philip selbst zieht die Konsequenzen und gibt den Führerschein ab.
März: Die Trennung der «Fab Four» wird bekannt. Zumindest was ihre Haushalte anbelangt, gehen Prinz Harry mit Herzogin Meghan und Prinz William mit Herzogin Catherine zukünftig getrennte Wege.
September: Es hagelt Kritik an Prinz Harry, 35, und Herzogin Meghan, 38, weil sie innerhalb weniger Tage mehrere Flüge mit einem Privatjet unternehmen, sich gleichzeitig aber für die Umwelt engagieren. Den zwei frischgebackenen Eltern wird Scheinheiligkeit vorgeworfen.
September: Harry und Meghan verklagen die «Mail on Sunday» und richten sich in einem Brief an die Öffentlichkeit, in dem sie die permanente negative Berichterstattung anprangern. Später folgt auch noch eine Klage gegen weitere Medienhäuser.
Oktober: Prinz Harry deutet an, dass an den Gerüchten über Differenzen zwischen ihm und William tatsächlich etwas dran sein könnte. «Als Brüder hat man gute und schlechte Tage», gibt er in einem Interview zu, relativiert aber zugleich: «Aber ich liebe ihn von ganzem Herzen und der Grossteil der Schlagzeilen entsteht aus dem Nichts.»
Oktober: Im gleichen TV-Interview lässt Meghan Markle durchblicken, wie sehr die ständige Kritik an ihr und die Situation am Hofe sie belasten. Als der Reporter sie nach ihrem Befinden fragt, antwortet sie den Tränen nahe: «Danke fürs Fragen, denn nicht viele Menschen haben mich gefragt, ob ich in Ordnung bin.» Eine Gefühlsregung, die öffentlich Wellen schlägt.
November: Prinz Andrew äussert sich in einem Interview zu den Anschuldigungen gegen ihn. Der zweitälteste Sohn der Queen soll in den Missbrauchs-Skandal rund um Jeffrey Epstein verwickelt sein. Was als Verteidigung gedacht war, endet im Fiasko. Mit den teils skurrilen Aussagen im TV-Gespräch manövriert sich der Ex-Mann von Sarah Ferguson nur noch mehr ins Abseits.
Dezember: Kurz vor Weihnachten muss Prinz Philip ins Spital, der Palast spricht von einer «Vorsichtsmassnahme auf Anraten des Arztes». Nach vier Tagen darf der 98-Jährige das Krankenhaus wieder verlassen, die Feiertage mit der Familie verbringen. Die Sorge aber bleibt: Wie steht es um die Gesundheit von Queen Elizabeths Mann?
Klar gab es auch schöne Momente 2019 für die britischen Royals. Vor allem die Geburt von Archie, dem ersten Sohn von Prinz Harry und Herzogin Meghan, im Mai. Die ersten Bilder des jüngsten Royals gingen um die Welt. Kurz darauf aber gab es bereits wieder Kritik: Harry und Meghan teilen mit, dass sie ihren Sohn möglichst abseits der Öffentlichkeit aufwachsen lassen wollen, was nicht bei allen gut ankommt.
Es ist aber vor allem der Skandal rund um Prinz Andrew, der die britische Monarchie regelrecht in die Krise stürzte. Da nützte es auch nichts mehr, dass Prinz Andrew am 20. November 2019 per sofort von allen seinen royalen Aufgaben zurücktrat. Es hagelte Kritik – und wüste Schlagzeilen.
Keine einfache Situation für die Queen. Und für Andrews Familie. Vor allem Prinzessin Beatrice bekam die Situation heftig zu spüren: Ob und in welcher Form ihre Hochzeit mit Edoardo Mapelli Mozzi 2020 nun öffentlich zelebriert wird, steht in den Sternen.
Gut möglich aber, dass die britische Monarchie 2020 gestärkt aus dieser Krise herausfindet. Denn während Prinz Andrew nun wohl für immer vom royalen Aufgabenheft ausgenommen ist, erhalten die Jungen langsam mehr Ämter. Ein geschicktes Kalkül – und vielleicht der Startschuss zum längst hinfälligen Generationenwechsel?
Vor allem Herzogin Catherine und Herzogin Meghan bringen frischen Wind in den Buckingham-Palast, sorgen für den jetzt dringend nötigen Imagewechsel. Weg vom alten, verstaubten Machtdenken grauer Herren und Damen. Hin zum offenen, modernen Königshaus mit vielen Facetten. Und das bewerkstelligen die zwei Herzoginnen hervorragend als starkes Team. Obwohl oder gerade weil sie zwei total verschiedene Persönlichkeiten sind.
Kate gilt als die Zurückhaltende. Sie ist immer herzlich, hat immer ein Lächeln auf den Lippen. Vom Charakter her ist sie aber eher reserviert. Britisch reserviert. Damit bedient sie die traditionellen Royal-Fans in Grossbritannien, während sie auf andere vielleicht manchmal etwas langweilig wirkt.
Auf der anderen Seite ist Meghan, die Emotionale. Sie gilt als offene, spontane Person, hat keine Probleme, auf Leute zuzugehen – und sie auch einmal in den Arm zu nehmen. Royale Regeln? Respektiert sie zwar. Aber ganz so genau muss man diese nicht immer einhalten. Damit bedient sie jene, die mit dem steifen Königshaus bisher so ihre Mühe hatten. Während alle anderen natürlich Kritik an ihr üben.
Zusammen sind Kate und Meghan also quasi die Trümpfe des britischen Königshauses. Denn mit den zwei so unterschiedlichen Herzoginnen gelingt es den britischen Royals, zwei absolut unterschiedliche Ansichten im Volk zu bedienen. Und schlussendlich gesamthaft wieder die Unterstützung vom Volk – immerhin ihre Geldgeber – zu erhalten.
Die Queen wäre also gut beraten, diese zwei ehemals bürgerlichen Trümpfe zukünftig noch öfters einzusetzen. Ob das dann wirklich der Weg aus der Krise für die britische Monarchie ist, wird sich zeigen. Es wäre Elizabeth II. zumindest zu wünschen. Schliesslich hat sie 2019 genug durchgemacht.