Er gilt nicht gerade als Sympathieträger: Spätestens seit den Enthüllungen der TV-Dokumentation «Juan Carlos – Liebe, Geld, Verrat» ist wohl klar, dass Juan Carlos von Spanien (85) einiges auf dem Kerbholz hat. Und nun legt noch eine weitere Dokumentation nach: Die Netflix-Produktion «Der König, der niemals einer war» lässt die Wellen erneut hochschlagen. Denn sein Weggefährte Viktor Emanuel von Savoyen (86), der letzte Kronprinz Italiens, war dabei, als der Bruder des späteren Königs starb. Und er erzählt, als die Kameras bereits aus sind, das Mikrofon jedoch noch an, eine andere als die offizielle Version der Geschichte, zu hören im Abspann der letzten Folge. Offiziell war Alfonso (†14) 1956 gestorben, als sein damals 18-jähriger Bruder Juan Carlos seine Waffe reinigte. Ein Schuss löste sich, hiess es, traf den Teenager in die Stirn, woraufhin dieser starb. «Ich habe noch viel zu erzählen, aber ich kann nicht. Geschichten über Juan Carlos», beginnt der 86-Jährige, der sagt, er habe sich immer gut mit dem Spanier verstanden.
Juan Carlos erschoss Bruder Alfonso
Beide Familien, die von Viktor Emanuel von Savoyen und die von Juan Carlos, befanden sich damals in Portugal. Die Monarchie in Italien war zehn Jahre zuvor abgeschafft worden, weshalb Viktor Emanuel von Savoyen einen Grossteil seines Lebens im Exil verbrachte. Die spanische Königsfamilie lebte dort ebenfalls, während in ihrer Heimat Diktator Francisco Franco (†82) an der Macht war. Eine unabhängige, gerichtliche Untersuchung des Unglücks wurde nicht durchgeführt, die Waffe von Juan Carlos' Vater eigenhändig im Meer versenkt – Nährboden für viele Theorien.
Mal heisst es, Juan Carlos habe nicht gewusst, dass seine Waffe geladen war und auf den Bruder gezielt und abgedrückt. Andere Anekdoten besagen, Alfonso habe den damals 18-Jährigen versehentlich gestossen, wodurch sich der Schuss gelöst habe. Obwohl es immer hiess, ausser den Brüdern sei niemand bei dem tragischen Vorfall dabei gewesen, sagt der Italiener, der mit vollem Namen Vittorio Emanuele Alberto Carlo Teodoro Umberto Bonifacio Amadeo Damiano Bernardino Gennaro Maria di Savoia heisst, nun: «Ich war dort! Wir waren im Exil und sind gerne schiessen gegangen, Gläser oder Flaschen am Strand von Cascais.» Doch aus dem Spiel wurde später Ernst: «Juanito hat ein Chaos angerichtet. Er schoss auf seinen Bruder. Und er tötete ihn. (…) Er schoss nicht direkt auf ihn, sondern durch die Garderobe. Er war ganz zufällig da. Es war ein Unfall. Zu hundert Prozent, okay?»
Viktor Emanuel von Savoyen hatte Angst, beschuldigt zu werden
Absicht unterstellt er Juan Carlos, der dem jüngeren Bruder sehr nahe gestanden haben soll, also nicht – aber die Geschichte klingt doch ein wenig anders, als ursprünglich in Umlauf gebracht. Der Italiener erzählt weiter: «Ich habe meine Waffen sofort versteckt. Sonst hätten sie mir die Schuld gegeben. Danach rief Franco an. Er schickte seinen Botschafter, der sagte: ‹Juanito, geh sofort mit mir und komm nach Spanien.› Da sagte Franco: ‹Aus ihm mache ich einen König.›»
Heute lebt Juan Carlos von Spanien wieder im Exil: Seit 2022 wohnt der in Verruf geratene Adelige in Abu Dhabi. Ihm werden ausserehelichen Affären, Machtmissbrauch und kriminelle Geldgeschäfte vorgeworfen.