Das Spektakel, welches Frederik von Dänemark (55) am Sonntag vom Kronprinzen zu König Frederik X. von Dänemark, Färöer und Grönland katapultiert, dauert nur gerade einmal 15 Minuten. Punkt 14 Uhr versammelt sich der dänische Staatsrat auf Schloss Christiansborg in Kopenhagen und blickt Königin Margrethe II., (83) dabei über die Schulter, wie die Monarchin ihre Abdankungserklärung unterzeichnet. Mit dieser Unterschrift hievt sie ihren Ältesten offiziell auf den Thron. Um 14.15 Uhr kehrt Ihre Majestät (diesen Titel behält Margrethe auch nach ihrer Abdankung) nach Schloss Amalienborg zurück. Kein Prunk. Kein Pomp. Nur ein klein wenig Gedöns im Stadtviertel Holmen: Dort feuert das alte Verteidigungsbollwerk Batteriet Sixtus dreimal 27 Böllerschüsse als Ehrengruss an den neuen König ab.
Dass Frederik André Henrik Christian, Prinz zu Dänemark und Graf von Monpezat, so sein vollständiger Name, König Frederik X. wird, ist nicht selbstverständlich. 1988 ereilt Königin Margrethe II. die Schocknachricht, dass ihre Söhne Frederik und Joachim einen schweren Autounfall in Südfrankreich hatten, bei dem der damals 20-jährige Kronprinz aus dem Auto in einen Fluss geschleudert wird. Eine Narbe am Hinterkopf erinnert ihn bis heute an das Drama.
Nicht weniger dramatisch verläuft schon Frederiks Geburt. Geplant ist die Entbindung auf Schloss Amalienborg. Ein extra Zimmer wird in den Königsgemächern dafür hergerichtet. Als am Abend des 26. Mai 1968 bei Margrethe Wehen einsetzen, herrscht Aufregung. Wegen Komplikationen ordnet der Arzt an, die Kronprinzessin sofort ins Rigshospitalet zu bringen. Dort erblickt um 23.50 Uhr Prinz Frederik – Dänemarks künftiger König – per Kaiserschnitt das Licht der Welt.
Christian hätte er heissen sollen. Denn bei den Dänen wechseln die Namen der Könige stets zwischen Christian und Frederik. Da sein Grossvater Frederik hiess, hätte Christian folgen müssen. Doch Margrethe entscheidet in letzter Minute, ihren Erstgeborenen Frederik zu nennen. Fortan gibts in der Erblinie gleich viele Frederiks und Christians – nämlich zehn. Da die dänische Königsfamilie zudem keinen Nachnamen hat, schreibt sich Frederik später fürs Studium (Politikwissenschaften) in Harvard (USA) als Frederik Henriksen ein.
Zeitweise gilt Frederik als rebellisch. «In der Kindheit waren unsere Eltern nicht sehr gut darin, über die Zukunft zu reden. Das machte mich unsicher, schüchtern, verlegen», klagt er in einem Interview, gesteht Angstzustände und Selbstmordgedanken. Erst in der harten Kampfschwimmer-Ausbildung (Spitzname in der Einheit: «Froschmann Pingo») findet er zu sich selbst.
Selbstbewusst verkündet er, sich als Thronfolger weniger an seinen Vorgängern orientieren zu wollen, sondern «gedenke, diese Aufgabe auf eigene Art zu bewältigen». Frederik läuft Marathons und einen Ironman, legt sogar im Jahr 2000 bei einer viermonatigen Polarexpedition nach Grönland mit Schlittenhunden 2800 Kilometer zurück. Wie sein Grossvater trägt auch Frederik Tattoos: einen Haifisch (aus der Zeit bei der Marine) auf der Wade, ein Ornament auf seinem rechten Oberarm. Die Dänen lieben den unkonventionellen jungen Prinzen, ehren ihn gar zweimal als «Däne des Jahres».
Mit seinen Freundinnen provoziert er bewusst: Sowohl das Fotomodell Katja Storkholm Nielsen, heute 53, als auch die Popsängerin Maria Montell, heute 54, sorgen am Hofe für Stirnrunzeln. Frederik erklärt frech, er werde bei der Partnerwahl «weder auf Konvention noch Tradition Rücksicht nehmen». Einen Rat seiner Mutter beherzigt er allerdings: «Bring mir bitte keine Dänin als Braut ins Schloss!» Der Grund: Im kleinen Dänemark mit nur sechs Millionen Einwohnern kennt jeder so ziemlich jeden, und Gerüchte verbreiten sich daher in Windeseile.
Um Dänemarks Segler bei den Olympischen Sommerspielen in Australien zu unterstützen, reist Frederik im Jahr 2000 nach Sydney. Im Pub The Slip Inn quatscht er die damals 28-jährige einheimische Marketingexpertin Mary Donaldson lässig mit «Hi, ich bin Fred aus Dänemark» an. Am Ende eines zweistündigen Gesprächs tauschen sie Nummern aus, führen über Monate hinweg heimlich eine Fernbeziehung, schreiben einander Briefe, mailen und telefonieren, ehe Mary 2001 der Sprache wegen nach Dänemark zieht.
2003 gibt Dänen-Königin Margrethe der «erhofften» Nicht-Dänin ihren Segen, Fred und Mary heiraten im Jahr darauf. 2005 kommt ihr erster Sohn zur Welt: Christian, heute 18. Das Paar hat insgesamt vier Kinder: Isabella (16) sowie die Zwillinge Vincent und Josephine, beide 13.
Eine Bürgerliche aus Down Under, deren Eltern einst von Schottland nach Tasmanien auswanderten, wird nun Dänen-Königin. Als Frederik anlässlich der Verlobung im Herbst 2003 seinen Landsleuten die Liebste vorstellt, erobert sie das Herz des Volkes im Nu. Ihr Geheimnis: Statt in der Muttersprache Englisch richtet sie ihre ersten Worte auf Dänisch an die Gratulanten. Offiziell übernimmt ihr Ehemann am Sonntag die Regentschaft, doch Mary gilt als Herrscherin der Herzen. «Ich kann nur mein Bestes geben!», verspricht sie bereits vor 20 Jahren und fügt fast schon orakelnd an: «Manchen wird es genügen, anderen nicht.»
Zu jüngsten Affären-Gerüchten um ihren Mann Frederik und die mexikanische Schauspielerin Genoveva Casanova (47) schweigt Mary eisern, wahrt bei Auftritten strikt die Contenance. Vergangenen Herbst tauchen pikante Fotos auf, die den Dänen-König zeigen sollen, wie er frühmorgens eine Wohnung Casanovas verlässt. Offiziell lässt der Hof verlauten: «Wir möchten unsere Verpflichtung betonen, die Privatsphäre von Familienmitgliedern des Königshauses, auch des Kronprinzen, zu respektieren.» Jetzt wird Kronprinz Frederik zu König Frederik X. Der Rebell wird royal. Obwohl er auf Konvention und Tradition pfeift, seiner Mutter verspricht er 2022 zu deren 50-Jahr-Jubiläum als Regentin: «Du kannst sicher sein, dass ich, wenn die Zeit gekommen ist, das Schiff mit dem, was wir als Ballast geteilt haben, weiterführen werde. Ich werde es mit Ehre führen, mit Sorgfalt und mit dem Blick darauf, dass die Sterne immer leuchten und mich leiten werden.»