Sie hat keinen einfachen Job. Susanne Wille, 46, ist seit dem Frühling 2020 SRF-Kulturchefin. Aufgrund Corona haben es Kulturschaffende dieses Jahr aber besonders schwierig. Für Wille kein Grund zum Trübsal blasen: «Es ist effektiv anspruchsvoll, vor allem aber für die Kulturschaffenden selbst, denen die Einnahmen wegbrechen, die nicht mehr oder nur noch in einem kleineren Rahmen auftreten können. In der Abteilung Kultur reagieren wir auf diese Ausnahmesituation. Wir berichten über die Kultur, über die Probleme, aber wir wollen auch aktiv etwas unternehmen, um zu helfen», sagt Wille im Interview mit «Sonntagsblick».
Die TV-Frau, die 300 Mitarbeiter führt, hat klare Pläne: «Wir lancieren nächstens weitere Sonderprojekte, mit denen wir die Kultur in dieser Krise unterstützen. Wir schaffen zusätzliche Programmflächen für die Kulturschaffenden, bieten Musikerinnen, Künstlerinnen, Schriftstellern originelle Bühnen im TV, Radio, online oder lancieren einen Ideenwettbewerb für Kreative.»
Der Job macht ihr grossen Spass, betont Wille. Obwohl es nicht ganz einfach war, als News-Frau ein ihr unbekanntes Ressort zu übernehmen. In der Zwischenzeit hat sich Wille bestens eingearbeitet. «Ich habe die Ärmel hochgekrempelt, lese Drehbücher, studiere Budgets, und das macht mir grossen Spass.»
Trotz des hohen Workloads findet Wille genug Zeit für die Bedürfnisse ihrer 300 Mitarbeiter. Auf die Frage, wie sie diese führt, antwortet Wille: «Verantwortungsbewusst. Mit Respekt, Wertschätzung und Hingabe. Und mit einem starken Kompass, wohin die Reise gehen soll.»
Ob Frauen anders führen als Männer, kann Wille nicht final sagen, aber: «Führungsverantwortung heisst, etwas bewegen zu können. Teamarbeit und Eigenverantwortung sind in einer schnelllebigen Zeit und im digitalen Umbruch wichtiger denn je.» Und: «Es dürfte übrigens auch ruhig noch mehr Frauen in Führungspositionen geben. Nur weil es mehr sind als früher, reicht das noch nicht.»
Trotz ihres verantwortungsvollen Jobs findet Wille auch genug Zeit für die Familie. Die Schweizerin ist mit dem SRF-Moderator Franz Fischlin, 58, verheiratet. Das Paar hat zwei Söhne und eine Tochter.
Während des Lockdowns im Frühling verbrachte die Familie sogar überdurchschnittlich viel Zeit miteinander. «Wir waren zeitweise zu fünft im Homeoffice und verteilten uns in verschiedenen Ecken. Im Moment ist wieder ein Stück Normalität eingekehrt.»
Normalität, das heisst bei Wille, dass der Mann mehr daheim ist. Wegen Willes Beförderung hat Fischlin sein Pensum reduziert. Wie teilt sich das Paar den Haushalt auf? «Nun. Die Kisten mit scharfen Kanten räumt bekanntlich mein Mann weg. Scherz beiseite. Wir sind ein Team und lachen über das, was nicht wie am Schnürchen klappt. Wenn wir zum Beispiel beide die gleichen Joghurts mit nach Hause bringen. Momentan packt er im Haushalt stärker an als ich. Als die Kinder klein waren, fielen bei mir mehr Aufgaben an.»
Was sie besonders an ihrem Mann schätzt, sind seine Qualitäten als Journalist: «Er ist mein ehrlichster Kritiker und meine grösste Unterstützung.»
Was macht Wille eigentlich, wenn sie mal einen Moment Zeit für sich hat? «Ich schwimme das ganze Jahr hindurch, draussen, ohne Neoprenanzug.» Mit ins kalte Wasser springen habe sie nämlich in keinem Bereich des Lebens Mühe. «Wer mich kennt, weiss, dass ich neues Terrain sehr schätze.»