Er kennt Roger Federer, 38, wie kaum ein anderer auf der Tennis-Tour: Juan ist einer von Federers Leibwächtern, erzählt dem Blog «Punto de Break», wie der Maestro hinter den Kulissen wirklich tickt. Fazit: Der Spanier zeigt sich vom Baselbieter – der derzeit an den ATP-Finals in London im Einsatz ist – schwer beeindruckt. Nachfolgend fünf Erkenntnisse über den privaten Roger.
Der Leibwächter sagt klipp und klar, was viele Stars von ihm halten: nichts. «Für die meisten jungen Spieler bist du ein Stück Scheisse», so der Spanier zum Portal. Das seien Jugendliche, die sich als Götter hingeben und für die alles, was nach ihnen kommt, keinen Wert habe. Eine ähnliche Attitüde befürchtete Juan wegen all dieser Erfahrungen auch vor seinem ersten Treffen mit Federer. Das war 2008. «Ich habe erwartet, dass er viel arroganter ist», erinnert er sich. Doch Federer überzeugte ihn dann schnell vom Gegenteil: «Er ist ein Gentleman, der einem das Gefühl gibt, ein wichtiger Bestandteil des Teams zu sein.»
Juan traf in seinem Leben bereits viele oberflächliche Leute. Eigentlich die meisten. Federer gehöre nicht dazu. «Er ist ein aufrichtiger Mensch, er begrüsst alle, auch wenn gerade keine Kameras in der Nähe sind», so der Leibwächter. Federer sage hallo und frage einen, wie es gehe. «Und er will es wirklich wissen.» Im Gegensatz zu anderen seiner Kunden: Viele würden ihm nach einem dahingeworfenen «Wie gehts?» den Rücken zukehren, noch bevor er eine Antwort geben könne.
Er kenne Tennisspieler – erneut sind es vor allem diejenigen der jüngeren Generation – die deutlich abgehobener auftreten würden als Roger Federer, sagt Juan. Diesen Spielern sei der Erfolg zu Kopf gestiegen. Federer ist offenbar eine Art Gegenentwurf: So viel Erfolg wie er kann auf der Tour kaum einer vorweisen – 20 Grand Slams, Millionen auf dem Konto, Werbeikone. Das alles merke man ihm im Gespräch nicht an, so Juan. «Es gibt nur wenige Spieler, die wie Roger Federer mit den Füssen auf dem Boden bleiben.» Deshalb erweise ihm auch seine ganze Umgebung Respekt.
Federer verstehe es dank seiner jovialen Art, eine sehr freundschaftliche Atmosphäre zu kreieren. Hinter den Kulissen verhalte sich der Vierfachvater unbeschwert, lasse ihn spüren, dass er ihm vertraue, sagt Juan. «Ich gehöre zu seiner Entourage, alles ist ganz familiär.» Dazu gehöre auch, dass sie schon zusammen in eine Bar oder eine Disco gegangen seien. «Es sind schöne Erfahrungen.» Juan ist dergleichen ansonsten kaum gewöhnt: Die meisten würden ihm gegenüber eine Barriere aufbauen, kaum mit ihm sprechen.
Zum ersten Mal zusammengearbeitet hat Juan mit Federer bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. «Das war sehr schwierig», erinnert er sich. Federer gewann damals mit Stan Wawrinka, 34, Gold im Doppel, der Wirbel war entsprechend gross. «Die meisten Menschen zeigten keinen Respekt», sagt er über die Fans damals. Sie hätten deshalb öfters eingreifen mussten. «Doch Roger mochte es überhaupt nicht, wenn wir bei den Fans Gewalt anwandten», so Juan.