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Beat Feuz über Tochter, Freundin und Hausbau

«Clea hat eine Riesenfreude, wenn sie mich im Starthaus sieht»

In Kitzbühel hat Beat Feuz endgültig die höchsten Ränge der Abfahrergilde erklommen. Der 33-jährige Emmentaler blickt auf seinen turbulenten Weg zurück, auf den Corona-Sommer mit Hausbau und viel Zeit. Und er verrät, wie gut seine Tochter Clea bereits Ski fährt.

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24.01.2021; Kitzbuehel; Ski Alpin - Weltcup Kitzbuehel 2021 -  Abfahrt Maenner; Beat Feuz (SUI) mit Freundin Katrin Triendl und den beiden goldenen Gaemsen(Sven Thomann/Blick/freshfocus) --------------------------------------------------------------------- ACHTUNG REDAKTIONEN: KEINE ABONNEMENTS, ES GELTEN DIE PREISEMPFEHLUNGEN DES SAB - MANDATORY CREDIT, EDITORIAL USE ONLY, NO SALES, NO ARCHIVES ---------------------------------------------------------------------

Beat Feuz und seine langjährige Freundin Katrin Triendl posieren mit den Sieger-Trophäen der Kitzbühel-Rennen, der goldenen Gams.

Freshfocus

Beat Feuz fährt unfassbar konstant. Und gleichzeitig ist seine Karriere von so vielen Wendungen geprägt. Der Schangnauer entwickelte sich vom schlampigen Genie zum Profi, der genau weiss, was es für den Erfolg alles braucht. Fürchtete nach einer Infektion darum, nie mehr Ski fahren zu können, und gewinnt mit 33 Jahren immer noch die grössten Rennen. Wollte sich wegen der Knieprobleme auf einzelne Klassiker konzentrieren und liegt im vierten Winter hintereinander auf Platz 1 der besten, konstantesten Speedfahrer. Und nun hat er auch die schwierigste, gefährlichste Abfahrt der Welt gewonnen, den Mythos Streif in seiner Wahlheimat Österreich.

Beat Feuz, vor 15 Jahren starteten Sie zu Ihrem ersten Weltcup-Rennen. Was für einen 19-Jährigen sehen Sie, wenn Sie zurückblicken? 
Boah, das ist lange her (lacht). Ich sehe einen, der noch nicht so weiss, worum es geht auf Stufe Weltcup. Einer, der ein Lausbub ist, das Leben geniesst und es lustig haben will. Der das Gefühl hat: Der Weltcup ist schön, und das wird dann schon irgendwie klappen. Ich habs schon ernst genommen, aber nicht übers ganze Jahr gesehen.

Wovon hat jener Beat geträumt?
Mehr oder weniger von dem, was ich nun erreicht habe. Das Lauberhorn gewinnen, Weltmeister werden. Olympia war in jungen Jahren auch immer ein Thema. Aber das waren eben Träume. Dass ich das alles mal schaffe, hätte ich auf jeden Fall nicht gedacht. 

Was würden Sie ihm für einen Rat geben fürs Skifahren, fürs Leben?
Es in etwa so lassen, wie es passiert ist. Ein Mensch muss seinen Weg gehen. Ich bin meinen gegangen. Man kann sicher sagen, in jungen Jahren hätte ich etwas besser oder anders machen können. Aber wer weiss, ob es dann auf die Länge heraus auch so gut gekommen wäre? Meine Geschichte ist, wie sie ist. 

epa08955378 Beat Feuz of Switzerland in action during a training run for the men's Downhill race of the FIS Alpine Skiing World Cup event in Kitzbuehel, Austria, 21 January 2021.  EPA/CHRISTIAN BRUNA

Mit viel Risiko und Gefühl fährt Feuz nach vier zweiten Plätzen endlich zum Abfahrtssieg in Kitzbühel.

keystone-sda.ch

«Ich hätte in jungen Jahren einiges anders machen können. Aber ob es dann auch so gut gekommen wäre?»

Nun haben Sie gleich zweimal die legendärste Abfahrt gewonnen, die Streif. Was macht das mit Ihnen? 
Zwei goldene Gamsen mit heimnehmen zu dürfen, ist ein schönes Gefühl. Damit hätte ich nicht unbedingt gerechnet, als ich angereist bin.

Weshalb nicht?
Es war ein harziger Start in die Saison. Obwohl ich nicht so schlecht Ski fuhr. Aber es waren spezielle Rennen, auch die Saisonvorbereitung im Herbst. Dadurch war es schwierig, in einen Rhythmus zu kommen. Und da dann Wengen ausfiel, fuhr ich fast einen Monat lang kein Rennen. Ich war nicht verunsichert, aber etwas im Ungewissen. 

Pirmin Zurbriggen und Franz Heinzer konnten in Kitzbühel ebenfalls einen Doppelsieg feiern, Didier Cuche ist Rekordsieger. Erhielten Sie von ihnen Reaktionen?
Didier Cuche hat sich am Freitag gemeldet, schrieb herzliche Gratulation und meinte, es sei hochverdient gewesen. Und Franz Heinzer gratulierte mir nach dem zweiten Sieg und wünschte mir weiterhin alles Gute. Aber ich konnte noch nicht alle Nachrichten lesen, vielleicht sind noch mehr dabei. 

Normalerweise feiern die besten Abfahrer im Kitzbüheler Pub Londoner eine ziemlich wilde Party. Hätte man Sie dort auch angetroffen?
Schwer zu sagen, tendenziell aber eher nicht. Ich hätte ja auch schon Gründe gehabt, dort vorbeizuschauen mit meinen zweiten Plätzen. Aber entweder war ich noch gar nie dort drin oder mal in jungen Jahren, ich weiss es gar nicht mehr so genau. Gefeiert hätte ich die Siege sicher anders als jetzt, aber diese Party ist mir ein bisschen zu viel.

Sie gaben kürzlich ein Doppelinterview mit Franz Klammer, in dem auch Thema war, dass die Feste damals anders waren. Was aus dieser Zeit hätten Sie selber gerne erlebt?
Das Material wäre sicher interessant zu testen, die Pisten, das ganze Spiel, wie sie dort gefahren sind. Und ja: zu sehen, wie es nach den Rennen abgelaufen ist. Da hört man viele Geschichten. Vielleicht sind gewisse Dinge, die erzählt werden, ja auch etwas übertrieben. Heute kannst du schon noch leben, aber du musst aufpassen. Alles wird gefilmt und fotografiert, was damals nicht der Fall war. 

epa08962491 Beat Feuz of Switzerland poses for photographs with his Gams trophies after winning the two men's Downhill races of the FIS Alpine Skiing World Cup event in Kitzbuehel, Austria, 24 January 2021.  EPA/CHRISTIAN BRUNA

Beat Feuz guckt seine zwei Trophäen noch etwas ungläubig an. Viermal war er hier bereits Zweiter, nun hat es mit dem Siegen geklappt – sogar doppelt.

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Sie haben mittlerweile 50 Weltcup-Podeste, 15 Siege, vier WM- und Olympiamedaillen. Was überwiegt beim Zurückschauen?
Sicher Zufriedenheit, aber auch Dankbarkeit. Es ist knappe zehn Jahre her, als ich wegen des Knies dachte: Puh, ob das nochmals etwas wird mit mir und dem Fahren im Weltcup? Und wenn ja, wie gut oder wie lange noch? Nun bin ich immer noch dabei und halte in der Abfahrt doch recht gut mit. Ich bin sicher stolz, aber da ist auch Zufriedenheit und Dankbarkeit gegenüber jenen, die mir viel geholfen haben. 

Worauf sind Sie stolz? 
Dass ich auf die richtigen Leute gehört habe. Damals in diesen zwei, drei Jahren zwischen 20 und den Knieproblemen. Als ich gemerkt habe, dass es nun ums Entweder-oder geht. Dort hatte ich die richtigen Menschen auf meiner Seite. Die haben mir die Augen geöffnet, gezeigt, was es braucht, um im Weltcup erfolgreich zu sein. Ohne die wäre es nicht gegangen. 

Was bedeutet es Ihnen, dass die Fans Sie als netten, bodenständigen Typ wahrnehmen?
So bin ich, auch wenn das immer etwas schwierig zu sagen ist über einen selbst. So bin ich aufgewachsen, und so lebe ich auch jetzt mit meiner Freundin. Wir sind bodenständige Leute, waren das in jungen Jahren und versuchen, es weiterhin zu sein. Das passt uns gut. 

Wie haben Sie den Corona-Frühling und -Sommer 2020 erlebt – Sie hatten plötzlich sehr viel Zeit. 
Ich habs definitiv genossen. Vor allem, als wir zu Hause sein mussten. Bei uns war die Saison eh gerade zu Ende, das war diese Zwischenphase. Dass ich die Zeit mit der Familie geniessen konnte, mit der Tochter, der Freundin, das war genial. Auch wenn man nicht alles machen konnte. 

Haben Sie etwas Neues gelernt in dieser Zeit? 
Was soll ich sagen …? Kochen habe ich immer noch nicht gelernt (lacht). Vielleicht hätte ich das tun sollen, aber das habe ich immer noch nicht recht im Griff. Das Highlight war wirklich einfach Zeit mit der Familie. Wir Sportler haben davon nie so viel am Stück. 

Beat Feuz, Ski Alpin, Swiss Ski, September 2018

Obwohl er wegen seines Knies eingeschränkt ist, steht Feuz dank seinem Gefühl für Ski und Schnee bei 50 Weltcup-Podesten.

Christoph Köstlin

«Obwohl ich gelernter Maurer bin, habe ich beim Hausbau nicht gross selber Hand angelegt»

Sie haben 2020 auch ein Haus gebaut. Beat Feuz, der Handwerker? 
Obwohl ich gelernter Maurer bin, habe ich da eher machen lassen und nicht selber Hand angelegt. Andere können das besser. Es ist ein normales Haus mit Rasen rundherum, das war uns wichtig, dass wir einen schönen, grossen Platz haben, dass es heimelig ist. Das ist es auch. Es passt gut. Da ist kein Schnickschnack rundum. 

Ihre Tochter Clea ist zweieinhalb Jahre alt. Fährt sie bereits Ski? 
Sie lernt es gerade. Sie fährt sehr gerne, aber frei stehend Kurven fahren kann sie noch nicht. Es fehlt aber nicht mehr viel. Sie schaut auch Skirennen und hat eine Riesenfreude, wenn sie mich im Starthaus sieht. Kaum bin ich aber raus, interessiert es sie nicht mehr, und sie geht wieder spielen. 

Was hat sie von wem charakterlich?
Sie ist sehr zappelig. Dass sie Pausen macht, ist selten. Es muss von morgens bis abends etwas laufen. Als Kind war ich schon auch eher so. Wenn man jetzt aber uns als Erwachsene anschaut, ist es eher Katrin, die so ist. 

Was empfinden Sie als das Schönste am Vatersein?
Zu sehen, wie ein Kind aufwächst. Wie in kurzer Zeit immer etwas weitergeht, was alles passiert in so einem Körper. Auch bei uns als Eltern: Woran man alles denken muss, planen, das ist cool. Es passiert sicher auch, dass ich mal überfordert bin. Aber das gehört irgendwie dazu. Es kann mir keiner sagen, dass er noch nie überfordert war.

Was gönnen Sie sich nach diesen zwei Kitzbühel-Siegen?
Etwas zu unternehmen, ist zurzeit ja schwierig. Aber wenns wieder normal läuft und wir wieder in die Ferien reisen können ohne Quarantäne, möchten wir nächsten Frühling mit der Familie nach Norwegen. In die Prärie raus in eine Hütte, wo wir für uns sind, mit den Langlaufski. Einfach ein bisschen sein. Das haben wir schon einmal gemacht, und es hat uns sehr gefallen.

Haben Sie einen Masterplan, wie lange Sie noch fahren?
Nicht wirklich, nein. Solange es mir Spass macht und ich gut Ski fahre. Wenn ich irgendwann die Lust verliere oder sehe, dass ich schlicht nicht mehr gut bin, bin ich vielleicht schnell weg. 

Was könnte danach kommen?
Einen Plan gibts keinen. Klar ist, dass mich der Skisport weiter interessiert. Ich kenne mich schlichtweg nirgends besser aus. Warum sollte man das nicht ausnützen? 

Von Eva Breitenstein am 29. Januar 2021 - 12:00 Uhr