Es ist Samstagmorgen. Patrick Fischer, seine Partnerin Mädy Georgusis und Tochter Oceania, die bald den ersten Geburtstag feiert, sitzen zu Hause in Sulz LU zusammen im Bett. Die Eltern trinken Kaffee, die Kleine nuckelt am Schoppen. Gemeinsam hören sie Musik, schmusen, spielen. «Unser Morgenritual», sagt Georgusis, 35. Danach gehen die drei – Oceania im Wagen – eine Runde joggen. Anschliessend gesellt sich Fischer zu den 50 Kois im Gartenteich und lässt bei einem Schwumm die vergangenen Wochen Revue passieren. «Ich brauche die Familie und die Ruhe der Natur, dann geht es mir gut», sagt der 45-Jährige.
Dass Mädy ihren Partner und Oceania ihren Papi nach drei Wochen Abwesenheit schon einige Tage früher als geplant zurückhaben, ist zwar schön, doch einer Enttäuschung geschuldet. Am vergangenen Wochenende finden in Riga die Finalspiele der Eishockey-WM statt. Ohne die Schweiz und Nationaltrainer Patrick Fischer an der Bande. Das Out im Viertelfinal im Penaltyschiessen gegen Deutschland nagt an ihm. «Die Familie relativiert vieles. Aber es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es sei nun alles vergessen», sagt Fischer. «Am Anfang war es wie ein Schock, nun ist eine gewisse Leere da.» Das bestätigt auch seine Freundin: «Er hat sich auf diese WM gefreut wie ein kleines Kind, war total locker, voller Vertrauen und topmotiviert. Verständlich, dass er nun etwas nachdenklicher und gedämpfter ist als sonst.»
Dass Fischer und Georgusis vor etwas mehr als zwei Jahren zusammenfanden, war nicht selbstverständlich. «Er war nicht wirklich mein Typ und, so dachte ich, sowieso zu alt für mich.» Doch es funkt – und im Herbst 2019 ziehen die beiden ins Haus im Luzerner Hinterland ein, das mitten in der Natur gelegen ist. Ein Dreivierteljahr später kommt Tochter Oceania bei einer Hausgeburt zur Welt. Für Fischer ist es nach Sohn Kimi, 19, der bei seiner Mutter – Fischers Ex-Frau – im Tessin wohnt, das zweite Kind. «Vater zu sein ist eine unglaubliche Erfahrung. Und ich liebe beide Kinder über alles. Aber nun, wo ich etwas älter bin, kann ich alles bewusster geniessen. Ich ruhe mehr in mir, bin angekommen im Leben.» Der Lockdown verstärkt diese Verbundenheit, das bewusste Erleben: «Wir haben viel gemeinsame Zeit verbracht, und ich konnte bei Oceania jeden Entwicklungsschritt live miterleben.»
«Ich koche und mache ein riesiges Puff – Patrick räumt dann auf»
Mädy Georgusis über die Arbeitsteilung in der Küche
Im Hause Fischer-Georgusis ist es hell, farbig, und etliche Pflanzen und Dekostücke von Reisen in Mittel- und Südamerika wie Traumfänger schmücken die Räume. Sie – als Fotografin mit Flair und geschultem Auge für Ästhetik – kümmerte sich um die Inneneinrichtung. «Anfangs dachte er, er müsse jetzt auf Interior Designer machen. Er kann ja vieles, aber das wirklich nicht», sagt Georgusis und lacht. Fischer übernimmt schliesslich die Gestaltung seines Büros und des Gartens. Dort haben die beiden auch einen Baum mit ganz besonderer Bedeutung gepflanzt: eine Feige. «Oceania ist nach keltischem Baumhoroskop dem Feigenbaum zugeteilt», sagt Patrick. Er und Mädy, beide spirituell und naturverbunden, haben die getrocknete Plazenta aufbewahrt und neben dem Baum vergraben. «Er gedeiht zum Glück sehr gut», sagt Fischer.
Oceania selber ist gerade dabei, die Welt aus einer neuen Perspektive zu entdecken – stehend. Und wenn sie doch noch sitzt, auf ihrem Hochstuhl, ist sie ganz der Papi: «Sie legt stets einen Fuss auf den Tisch. Genau wie Patrick es oft tut, wenn er relaxt.» Ob Oceania auch sportlich einmal in die Fussstapfen ihres Vaters tritt? «Wer weiss!», meint Fischer und sagt dann: «Oder sie wird Schwimmerin.» Das würde gleich doppelt zu ihrem Namen passen.