Das Leben von Dario Cologna hat sich in den letzten Monaten richtiggehend auf den Kopf gestellt. (Fast) nichts ist mehr beim Alten geblieben. Der 36-Jährige und seine Ehefrau Laura (31) sind im September 2021 zum ersten Mal Eltern geworden, der kleine Leano ist mittlerweile einjährig. Und als wäre das nicht schon einschneidend genug, hat sich der vierfache Olympia-Sieger kurz darauf auch noch entschieden, seine Langlauf-Karriere an den Nagel zu hängen.
So findet sich Cologna in einem ziemlich anderen Setting wieder. «Ich habe mich in den letzten Monaten völlig neu organisiert, lebe einen neuen Rhythmus. Plötzlich bin ich immer zu Hause», sagt er in einem Interview mit dem «Blick». «Ich war vorher sehr oft weg. Ich habe zwar immer mitgeholfen. Aber Laura hat unser Zuhause gemanagt. Nun musste ich meinen Platz neu finden», erklärt er die Umstellung im Familienbetrieb. Jetzt ist es vor allem Leano, der den Takt angibt. «Ich habe schon gemerkt, dass ich ein rechter Egoist war. Mein Leben hat sich um mich und meine Bedürfnisse gedreht. Laura hat sich auch oft mir angepasst. Mit Leano ist das anders.»
«Jetzt gibt unser Sohn den Rhythmus vor»
Start-up und neue Biografie
Aber nicht nur familientechnisch, auch beruflich musste sich Cologna komplett neu orientieren. Vor ein paar Monaten stiess er als Investor, und mittlerweile auch Mitbesitzer, zum Team des Start-ups Trainpub. Die Plattform funktioniert als Sport-Marktplatz, wo Onlineseminare, Coachings und Sportlektionen abgehalten werden. Seine Rolle scheint allerdings noch nicht endgültig definiert zu sein. «So genau kann man das in dieser Anfangsphase bei einem Start-up nicht abgrenzen. Ich versuche mit meinem Kontaktnetz Türen zu öffnen. Helfe in der Vermarktung unserer Idee», erklärt er dem «Blick».
Ein weiteres Projekt dreht sich dann wieder ganz um den ehemaligen Langlauf-Star. In einer Biografie von Peter Rothenbühler schaut er nochmals zurück auf seine lange Karriere. «Es war ein spannender Prozess. Der Autor ist kein Langlauf-Freak, er hatte einen anderen Blick auf meine Karriere. Mein Manager, der mich sehr gut kennt, hat gemeint, er habe viel Neues erfahren beim Lesen. Das ist doch schon mal ein gutes Zeichen.»
«Einfach mal ‹hocke bliebe›»
Und jetzt, kurz vor dem Start der neuen Saison, ist Cologna machmal wehmütig, wenn er an seine Athleten-Zeit zurückdenkt? Nein, findet der Bündner. «Ich war sehr gerne Langläufer, werde diesen Sport immer lieben. Ich geniesse es aber, dann zu trainieren, wenn ich will.»
So hat er auch wieder vermehrt Zeit für Dinge ausserhalb des straffen Trainingsplans, den er früher abspulen musste. Es bleibt die Musse für Besuche bei Freunden und das eine oder andere Fest. «Früher war ich oft gar nicht da, und Laura ging alleine. Wenn ich da war, musste ich am Morgen vor dem Fest und am Tag danach immer ans Training denken. Das war dieses Jahr schon toll, einfach mal ‹hocke bliebe› und noch eins zu nehmen.»