Zu behaupten, Sänger Baschi (36) und seine Frau Alana Netzer (35) würden im Dreivierteltakt über das Parkett schweben, als ob sie von unsichtbaren Flügeln getragen würden – das wäre schlicht ein Bluff. «Ich kann nicht tanzen, mindestens kein Standard», sagt Baschi – «und du, Alana, ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber du auch nicht.» Baschi und Alana stehen für lange Nächte und kurze Röcke, für Musik und Fussball, für Sprüche und Widersprüche, kurz: für Coolness und Rock ’n’ Roll.
Doch für die Schweizer Illustrierte sind sie vor den Kulissen des Zürcher Hotels The Dolder Grand für einmal in die Welt des Walzers eingetaucht: in eine Melange aus Tradition, Prunk und Leidenschaft. Denn kein Tanz beschreibt ihr Miteinander treffender als der berühmteste aller Standardtänze.
Die Traditionellen
Traditionen haftet oft etwas Verstaubtes an, und doch leben und lieben wir sie bis heute. So ist das mit dem Walzer, und so ist das mit der Ehe. Sebastian Bürgin alias Baschi und Alana Netzer haben nach viereinhalb Jahren Beziehung geheiratet, im September 2021, ein rauschendes Fest im Berner Oberland, 120 Gäste. «Mein Ring erinnert mich jeden Tag daran», sagt Baschi und zeigt auf das goldene Schmuckstück an seinem Finger. «Wenn ich ihn nach dem Sport wieder anziehe, mache ich das mit einer gewissen Ehrfurcht.» Die Heirat, sagt Alana, habe ihre Beziehung verändert – «und zwar vom ersten Tag an». «Da ist eine Verbundenheit, ja, auch eine Ernsthaftigkeit, wir hätten beide nicht gedacht, dass es so wird …» – «Doch, ich schon», wirft Baschi ein. Alana fährt unbeirrt fort: «Es ist jetzt nicht mehr mein Problem oder sein Problem, es ist unser Problem.»
Aber warum haben die beiden überhaupt geheiratet? Baschi antwortet mit einer Gegenfrage: «Was gibts Schöneres in einer Welt, in der sich jeder selbst am nächsten ist, als zwei Liebende, die gemeinsam einen Pakt schliessen?» Durch die Heirat fühle er einen inneren Frieden, Sicherheit und Geborgenheit. «Eine Ehe kickt man weniger rasch weg als eine Beziehung», sagt er und fügt an: «Wir haben uns versprochen, in guten wie in schlechten Tagen zusammenzuhalten, darum fürchte ich mich auch nicht vor Tälern.»
Die Ebenbürtigen
Wie der Walzer so ist auch die Ehe von Baschi und Alana ein wechselndes Rollenspiel. Eine halbe Drehung er, eine halbe sie, zusammen gibts ein Ganzes, und immer wieder versuchen sie, einander nicht zu fest auf die Füsse zu treten. «Wir sind beide sehr direkt, sprechen Dinge sofort an», sagt Alana, «nie würden wir uns tagelang anschweigen.» Aber Reibungen gebe es, sagt Baschi, klar. Zum Beispiel beim Einrichten. Anfang Jahr zieht das Paar in eine grössere Wohnung im Zürcher Kreis 2. Nun muss ein neuer Esstisch her. Sie will einen eckigen, er einen runden. Er braucht mehr Platz für seine Kleider, sie stört sich an seinem grossen Fernseher. Ganz normale Beziehungsgestürme. Aber der Unterschied bei Baschi und seiner Frau ist: Die Öffentlichkeit interessiert sich dafür.
Die Populären
In der Schweiz sind Baschi und Alana Netzer so bekannt wie der Wiener Walzer in Österreich. 2003 wurde Baschi bei der SRF-Castingshow «MusicStar» entdeckt, seither steht er im Rampenlicht. Alana wiederum ist als Tochter der Fussball-Legende Günter Netzer (78) mit dem roten Teppich aufgewachsen. «Uns wirft so schnell nichts mehr aus der Bahn», sagt das Paar. Auch nicht die Frage, wann sie denn endlich ein Baby bekämen. Seit ihrer Heirat werden sie ständig darauf angesprochen. «Ich wundere mich einfach, wie unsensibel manche Leute sind», sagt Alana. Und Baschi schiebt nach: «Man fühlt sich fast etwas abnormal, wenn man sich nach einer Hochzeit nicht sofort mit der Familienplanung beschäftigt, sondern beruflich Gas gibt.» Gleichzeitig gibt er sich selbstkritisch: «Ich habe die Babygerüchte auch schon mit Sprüchen angeheizt. Im Moment finde ich das lustig und cool und denke dann nur an mich und zu wenig an meine Partnerin.» – «Und ich muss dann allen erzählen, dass das nur ein Spruch war», sagt Alana mit einer Sachlichkeit, die verrät, dass die vorlaute Art ihres Mannes längst nicht mehr an ihrem Nervenkostüm nagt.
Die Beschwingten
Alana Netzer führt seit acht Jahren eine Agentur für digitales Marketing und Social Media, und sie ist wie ihr Mann oft unterwegs – «das belebt unsere Beziehung». Im Januar nimmt Baschi die erste Hälfte seines neuen Albums auf, das letzte ist fünf Jahre her. «Ich stehe enorm unter Druck», sagt er. Die zwei Jahre Pandemie hätten seine Kreativität gehemmt. «Früher sind mir die Lieder einfach so zugeflogen, heute muss ich mir den ganzen Scheiss aus den Fingern ziehen.»
Nach zehn Alben und über 100 Liedern kommt es Baschi so vor, als habe er schon über jedes Thema gesungen. «Und ich bin nicht der Typ, der über den vollen Aschenbecher oder den Migros-Sack schreiben kann. Mich beschäftigen die grossen Themen.» Zuversichtlich stimmt ihn, dass er bald wieder mehr auf der Bühne stehen wird. «Dann spüre ich eine ehrliche Freude, die mir Kraft gibt.»
«Baschi bringt seinen Stress selten nach Hause», sagt Alana, «das bewundere ich an ihm.» Dafür ist sie immer eine der Ersten, die ein neues Lied zu hören bekommt. Wie Baschis kürzlich veröffentlichte Single «Walzer in Wien». Die Piano-Ballade handelt von einem, der nach einem Abend an der Bar den Sprung nach Hause verpasst und verloren durch die Strassen schunkelt. Walzer auf Baschi-Art. «Ich bin froh, dass dieser Liedtext nicht auf unsere Beziehung zutrifft», sagt Alana, seine härteste Kritikerin. Denn: Genau wie beim klassischen Walzer geht es bei diesem Paar nur miteinander.