Im Schweizer Eishockey rauchen die Köpfe. Seit der Bundesrat als Reaktion auf das Coronavirus Massenveranstaltungen ab 1000 Zuschauern verboten hat, heulen bei den National-League- und Swiss-League-Klubs die Alarmsirenen. Dem Schlittschuh Club Bern entgingen allein durch das (unter Ausschluss der Öffentlichkeit) ausgetragene Meisterschaftsspiel gegen Fribourg-Gottéron Einnahmen in der Höhe von 200'000 Franken. Bei den ZSC Lions waren es im Heimspiel gegen Zug am vergangenen Samstag 100'000 Franken. Lions-CEO Peter Zahner sagt stellvertretend für alle Klub-Bosse: «Der kumulierte Verlust bewegt sich schon jetzt im siebenstelligen Bereich.» Die meisten Klubs sind für diesen Fall nicht versichert – allein weil die Prämien für solche Schadensfälle viel zu hoch sind.
Ein Play-off-Spiel ohne Publikum ist nicht im Sinn der Liga
Ein Konsens war anlässlich der ausserordentlichen Liga-Versammlung am Montag in Ittigen schnell gefunden: Geisterspiele soll es in dieser Saison keine mehr geben. Die Klubs entschieden sich dafür, den Play-off-Start vorerst auf den 17. März zu verschieben. Dies gilt aber nur für den Fall, dass der Bundesrat das Verbot für die Durchführung von Grossveranstaltungen aufhebt oder lockert.
Peter Zahner akzeptiert den bundesrätlichen Beschluss und bringt ein gewisses Verständnis für die Massnahmen auf. Gleichzeitig sagt er aber: «Der Sport besitzt in der Schweiz keine Lobby. In Deutschland, England oder Spanien wäre es unvorstellbar, dass Spiele der höchsten Fussballliga abgesagt oder ohne Publikum ausgetragen werden.» Der ZSC-Chef hofft, dass die Situation im Sinne des gesunden Menschenverstandes gelöst wird. Denn letztlich gehe der volkswirtschaftliche Schaden durch die rigorosen Massnahmen weit über den Sport hinaus: «Auch der Tourismus und der Detailhandel sind massiv betroffen.»
Im Extremfall gibt es einen reduzierten Play-off-Betrieb
Wie die Eishockeysaison beendet wird, steht in den Sternen. Falls das Veranstaltungsverbot über den 15. März hinaus bestehen bleibt, müsste spätestens Anfangs April gespielt werden können – je später, je reduzierter würde der Play-off-Betrieb aussehen: «Im Extremfall mit Runden im Best-of-1-Modus», wie Zahner sagt. Und falls das Coronavirus gar keine Spiele mehr zulässt, wäre die Rangliste der Regular-season für die Meisterschaftsentscheidung massgebend. Dann wären die ZSC Lions schon jetzt Meister. Doch über den Corona-Titel könnte sich selbst in Zürich niemand richtig freuen.
Und auch die Swiss Football League (SFL) hat heute Montag entschieden, dass vorerst keine Spiele mehr ausgetragen werden. Bis mindestens am 23. März soll der Betrieb in der Super League und der Challenge League ruhen. Zu diesem Schluss kamen die 20 Klubs der SFL an einem Meeting.
Für die Spieltage 24 bis 27 sowie die Cup-Viertelfinals müssen somit neue Termine gefunden werden. Die Vereine haben sich geschlossen gegen Geisterspiele ausgesprochen.
«Wir sind laufend im Austausch mit den Klubs. Wir werden ein sehr gedrängtes Programm haben – deshalb ist die enge Zusammenarbeit mit den Klubs sehr wichtig. Unser oberstes Ziel ist es, dass die Saison zu Ende gespielt wird», zitiert der «Blick» SFL-CEO Claudius Schäfer.
Am 13. März wollen sich die Verantwortlichen erneut treffen und die Lage neu beurteilen. Wird das Veranstaltungsverbot, das der Bundesrat letzte Woche für Anlässe mit mehr als 1000 Personen verhängt hat, nicht über den 15. März hinaus verlängert, kann der Meisterschaftsbetrieb wieder wie gewohnt fortgesetzt werden.