1. Er inspiriert zu Poesie
Es passiert nur den wirklich grossen Sportlern, dass ihre Pässe, Schläge oder Kunsttücke nicht blosse Bewunderung hervorrufen. Sondern diese Leistungen fast schon poetisch umschrieben werden. Bei Federer ist das Standard. «Er bewegt sich wie ein Flüstern und vollstreckt wie eine Abrissbirne. Es ist schlicht unmöglich zu erklären, wie er das tut, was er tut», sagt etwa Trainer-Legende Nick Bolletieri. Und US-Autor David Foster Wallace schreibt in seinem berühmten Essay: «Die metaphysische Erklärung für seinen Aufstieg an die Weltspitze lautet, dass Roger Federer einer dieser seltenen, übernatürlichen Athleten ist, für die, zumindest teilweise, bestimmte physikalische Gesetze nicht gelten.» Sportschauen ist langweilig? Think again.
2. Zückerchen aus seinem Leben
Wie ein Hund nach Leckerli lechzen wir nach kleinen Bites aus seinem Familienleben. Zwar ist Federer einerseits wahnsinnig strikt beim Schutz seiner Privatsphäre – sein Umfeld würde nie über etwas Privates wie Ferien plaudern. Doch er selber gibt bei Interviews immer mal wieder kleine Details aus dem Leben mit seinen vier Kindern preis. Und so simpel diese auch sind – dass er gerne das Haus selbst vorbereitet, wenn Freunde zum Essen kommen oder dass Leo in den Ferien schon Skirennen gewonnen hat – irgendwie machen uns diese Infos happy. So sind wir nämlich alle ein bisschen Federer.
3. Keine Skandale weit und breit
Zugegeben, nicht alle würden diesen Punkt in einer positiven Liste aufnehmen. Es gäbe hierfür nämlich auch ein negatives Wort: langweilig. Aber irgendwie ist es eben schon bewundernswert, wie man als Weltstar schlicht ohne Skandale auskommt. Dass Federer immer noch mit seiner Jugendliebe Mirka zusammen ist und auch bei jeder Gelegenheit betont, wie wichtig sie für ihn ist, zielt schon sehr direkt auf unsere romantische Seite. Es gibt keine Affären, keine Shitstorms, kaum Aufreger bei Federer. Einerseits, weil das wohl wirklich seine Art ist. Und anderseits, weil er sich auch strikt nicht zu Dingen äussert, bei denen er polarisieren könnte, politische Themen zum Beispiel. Das kann auch eine verpasste Chance sein – aber sein makelloses Image bleibt so bestehen.
4. Wie kann man nur so spielen?
Wenn Federer spielt, schauen auch Menschen zu, die sich gar nicht für Sport interessieren. Diese Eleganz! Diese Leichtigkeit! Dieser Aufschlag! Diese Vorhand! Seine Vielfalt ist auf dem Platz Trumpf, und manchmal schickt er den Ball mit seiner grössten Waffe, seiner Vorhand, in verrückten Winkeln über den Platz. Und es staunen eben auch jene, die selber richtig gut spielen können. «Roger kann Schläge produzieren, die als illegal erklärt werden sollten», sagt etwa die ehemalige Tennisspielerin Tracy Austin.
5. Er ist einer von uns
Federer versucht nicht, etwas zu verstecken. Übermannen ihn nach einem Sieg die Emotionen, weint er. Er macht Witze, wenns geht, hat auch mal einen Lachanfall. Hat man mit ihm ein Interview, plaudert er, ohne dass er bei jedem Satz gross abwägt. Mit seinen Kindern geht er auf die Basler Herbstmesse, picknickt in Lenzerheide am See, geht wandern, macht mit der Familie Campingferien. Gut, seine Häuser sind ein wenig spektakulärer als unsere. Irgendwo müssen die gut 400 Millionen Franken Vermögen ja hin. Doch ansonsten ist er tatsächlich einfach ziemlich normal.
6. Gesundes Selbstbewusstsein
Rogers gutschweizerische Bescheidenheit verschwindet, wenns um den Sport geht. Zu Recht natürlich, ist er doch für viele der GOAT, also der Greatest of all times. Da wäre Zurückhaltung fehl am Platz. Es ist aber immer auch erfrischend, wie er selbstüberzeugt, selbstbewusst und direkt auftritt, wenn er über seine eigene Leistung spricht. Natürlich begegnet er den Gegnern auch immer mit Respekt. Doch er weiss, dass er der Beste ist – und versteckt das auch nicht.
7. Er will doch nur spielen
Ungefähr seit Ende Zwanzig – also seit zehn Jahren! – muss Roger Fragen zu seinem Rücktritt beantworten. Dabei wiederholt er immer wieder, dass er so lange spiele, wie er Freude am Tennis habe. 2012 sagte er dazu: «Einige Leute verstehen leider nicht, dass es okay ist, einfach Tennis zu spielen und das zu geniessen. Sie denken, dass man immer alles gewinnen muss, dass es immer eine Erfolgsstory sein muss, und wenn das nicht der Fall ist, dass es keinen Sinn habe. Vielleicht muss man wieder zurückgehen und sich fragen, weshalb ich mit Tennis angefangen habe? Weil ich es einfach mag!» Ein andermal sagte er, dass er nicht spiele, um Journalisten etwas zu beweisen. Sondern für sich selbst, für die Fans, um Leute glücklich zu machen. Das tun, was einem Freude bereitet – ist dies nicht einfach die simpelste, beste Message, die Roger uns mitgeben kann?