Dass sein Traum von der Schauspielerei Realität geworden ist, verdankt Pascal Ulli (54) zwei Menschen: dem Schweizer Clown Dimitri und der deutschen Tennislegende Boris Becker. «Im Bubenalter träumte ich davon, selbst als Clown in der Manege zu stehen, besser noch: Ich wollte Dimitri werden», erinnert sich der Berner lauthals lachend. Als 15-jähriger Giel erlebt er 1985 am TV, wie Becker Wimbledon gewinnt – und verschlingt danach alle Zeitungsartikel über das 17-jährige Tennis-Wunderkind. «Er war nicht im Ausgang, trank nicht, kiffte nicht, der spielte nur Tennis! Da begriff ich, wenn ich Schauspieler werden will, muss ich genauso hart arbeiten, sonst habe ich null Chancen.»
Aufsehen erregt Ulli erstmals in der Theatergruppe des Kirchenfeld-Gymnasiums in der Rolle Napoleons. In «Die Chinesische Mauer» von Max Frisch mimt er den französischen Feldherrn – auf Deutsch, wobei er die Stimmlage Hitlers imitiert. Als Kostprobe von damals schnarrt er beim Interview in der Lobby des Grand Hotels Bellevue: «Es war ein ungewöhnlich harter Winter, als wir gegen Russland zogen …» Der vorbeihuschende Garçon blickt irritiert.
Harziger Start als Schauspieler
Ulli bewirbt sich an 15 Schauspielschulen, kassiert 15 Absagen. Den Traum von der Schauspielerei beerdigt er trotzdem nicht. «Ich hatte Freude am Spielen, am Vorbereiten meiner Rollen, wobei mir bewusst wurde, wenn ich mich nur aufs Resultat meiner Bemühungen konzentriere, bin ich verloren.» Rollt er fortan für ein Vorspielen in Hamburg 15 Stunden mit dem Zug durch Deutschland und tritt in der Metropole für einen von zwölf Ausbildungsplätzen gegen 1000 Mitbewerber an, sagt er sich: «Ich bin Schauspieler, zeige mein Können – selbst wenns nur vor einer Jury ist.» Für Pascal Ulli ist das «positives Mindsetting».
Zucker, Fleisch, Alkohol – alles tabu
Er nimmt Privatunterricht bei der Berner Theaterdarstellerin Marie-Louise Lang-Willi, lernt während sieben Monaten in New York «Method Acting». In Zürich macht er Theater als Produzent, spielt als Darsteller Bösewichte, Verbrecher und Halunken im «Tatort» und in «Polizeiruf 110». Im Kinohit «Der Goalie bin ig» gibt Ulli den Drögeler Ueli, nimmt für diese Rolle 15 Kilo ab. Seither verzichtet er auf Zucker und Fleisch, rührt keinen Alkohol an. Seinen Body trainiert er an drei Tagen pro Woche im Kraftraum. Er spielt Golf und Klavier, lernt gerade Russisch. Bis zum 60. Geburtstag will er zehn Sprachen sprechen; sieben kann er bereits. Wichtig sei, sich Ziele zu setzen. Sein Credo: «Arbeit und Fleiss toppen Talent.» Zu Beginn seiner Karriere sei er miserabel gewesen, sagt er lachend.
Den Durchbruch feiert Ulli 1996 in «Nacht der Gaukler». Für seine Rolle in dem Schweizer Drama wird er am Internationalen Filmfestival Stars de Demain in Genf als bester europäischer Nachwuchsschauspieler geehrt – die NZZ heftet ihm das Etikett «Alain Delon der Schweiz» an. «Fand ich super!», sagt Ulli, dabei sei er Belmondo-Fan gewesen. Heute vergleicht man ihn oft mit Jack Nicholson. Jüngst erklärte Ulli in einem Interview: «Ich weiss, der Tod schaut aus meinen Augen.» Finster blickend fixiert er sein Gegenüber.
Ulli spielt oft den Bösen – ist es aber nicht. Aus erster Ehe hat er zwei Kinder: Maxim (23) und Manon Aimée (21). Mit dem Beruf ihres Vaters haben beide nichts am Hut. «Maxim studiert Kommunikation, Manon Psychologie.» Als die Kinder klein sind, spielt er zehn Jahre kein Theater. «Das liess sich mit der Vaterrolle zeitlich nicht vereinbaren.» 2015 heiratet er Sibylla (60) sie lernten sich via Internet kennen.
Sein Motivationsbuch für Junge
Trotz Rolex am Handgelenk mache er sich nichts aus Luxus: «Ich bin Protestant, Hugenotte – und an einem Montagmorgen zur Welt gekommen.» Die edle Uhr schenkte ihm sein Onkel zur Konfirmation. Seit Kurzem besitzt Ulli nebst einem Feriendomizil in Deutschland ein altes Häuschen mit Kachelofen bei Schaffhausen. «Ich liebe Altes.» Grösster Luxus sei aber die Freiheit, für Geld nicht mehr jeden Job annehmen zu müssen. Pascal Ulli hat sich den Traumberuf hart erarbeitet. Diese Erfahrungen gibt der fleissige Träumer in seinem Buch «Sei ein/e Träumer/in, werde Schauspieler/in» an die Jungen weiter.
Ein Stück Pascal Ulli gewinnen!
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