Die Haartolle muss sitzen! Schon als Teenager steht Florian Fox, in seinem Elternhaus, dem historischen Bünishof in Meilen ZH, vor dem Spiegel und zupft seine Haare zurecht. Damals macht er erstmals musikalisch Furore: Mit seiner Schülerband The Black Barons gewinnt er einen Schweizer Newcomer-Preis, wird am Radio gespielt. Manchmal träumt er dann von Konzerten in den USA, dem Land, aus dem die Musik stammt, die er seit Kindertagen liebt: Country!
Heute ist Florian Roth, wie er mit richtigem Namen heisst, 31-jährig und erzählt von damals: «Während mein Vater an regnerischen Samstagen an seinem grossen Schreibtisch sass, Pfeife rauchte und Pläne studierte, spielte ich am Boden mit der Modelleisenbahn. Im Hintergrund ertönte der ‹Folsom Prison Blues› von Johnny Cash. Das hat mich geprägt.» Amerikanische Musik hat in seiner Familie eine lange Tradition. Sein Vater Ueli Roth (88) ein Urenkel von ABB-Brown-Boveri-Gründer Charles Eugene Lancelot Brown, studiert in Harvard und Berkeley Architektur und arbeitet in den 1960er-Jahren in New York bei den renommierten Landschaftsarchitekten Clarke & Rapuano als Städteplaner. Dort hilft er mit, die Innenstadt der Musikmetropole Nashville zu gestalten. Als Musikliebhaber kauft er sich Schallplatten der Grossen der Americana Music. Sie finden sich heute im Regal im obersten Stockwerk des Bünishofs.
Für Florian sind sie lange lediglich Hintergrundmusik. Doch als er mit seinen Eltern eine Reise durch die USA macht und in einem einsamen Bed and Breakfast die DVD «Walk the Line» über das Leben von Johnny Cash entdeckt, packt es ihn. «Die Stimmung, der Sound, die Songtexte – alles passte zusammen», sagt Florian. «Mit meinem Walkman nahm ich die Songs der DVD auf und hörte auf der Reise nichts anderes mehr.» Zurück in der Schweiz überredet er seinen Gitarrenlehrer, bei dem er seit seinem siebten Lebensjahr eine klassische Ausbildung geniesst, ihm das Spielen von Country beizubringen. «Musik hat mich immer begleitet», so Florian. «Es war aber nie mein Plan, Profimusiker zu werden.»
Der «Johnny Cash from Switzerland»
Er geht an die Uni, studiert Jus, macht das Anwaltspatent und will fürs Nachdiplomstudium nach Amerika. Er bewirbt sich an verschiedenen Universitäten. Eine Zusage erhält er von der Vanderbilt University – in Nashville! Dann kommt die Pandemie, die Grenzen schliessen. Erst eine Woche vor Studienbeginn bekommt er dennoch ein Visum – und reist mit einem kleinen Koffer in die Countrymetropole.
Neben dem Studium sucht er Kontakte zur Musikszene. Albi Matter, als Veranstalter des Country Festivals Albisgüetli ein Szenekenner, übernimmt Florians Management und gibt ihm die Nummer von Chuck Mead, dem Produzenten von Johnny Cash. «Corona wurde für mich zum Glücksfall», sagt Florian. Fortan nennt er sich «Fox», die US-Fans können sich das besser merken.
«Viele Musiker, darunter auch Dave Roe, der legendäre Bassist von Johnny Cash, hatten Zeit, um mit mir eine Platte aufzunehmen.» Mehr als das: Sie bringen Florian in den USA auf die Livebühne. Im Oktober 2020 gewinnt der «Swiss Guy» bei den «Texas Sounds International Country Music Awards» den Preis für «Outstanding Live Performance». Wegen seiner sonoren Stimme nennt man ihn den «Johnny Cash from Switzerland». Bei einem Auftritt trifft er Carlene Carter, die Stieftochter von Cash. Sie meint: «Da ist was dran!»
Jetzt ein erstes Livealbum
Heute arbeitet Florian Fox als Wirtschaftsanwalt in einer Zürcher Kanzlei. Daneben treibt er seine Musikkarriere voran. Am 24. Februar stellt er am Country Festival Albisgüetli sein erstes Livealbum vor. Die Bühne teilt er dort mit dem US-kanadischen Superstar Johnny Reid.
Ist es schwierig, zwischen seinen Berufswelten hin und her zu wechseln? «Nein. Ein Anwalt muss wie ein Countrymusiker Geschichten aus dem Leben glaubwürdig, packend präsentieren und ein Publikum begeistern.»
Als Countrymusiker hat Florian Fox in den USA schon Preise gewonnen. Am 24. Februar spielt er am Country Festival Albisgüetli.