Diese Liebe rostet so schnell sicher nicht – im Gegensatz zu dem antiken belgischen Bett in ihrem Garten: Hanna Scheuring, 53, kuschelt sich an Daniel Rohr, 58. Seit sieben Jahren sind die Chefin des Zürcher Bernhard-Theaters und der Leiter des Theaters Rigiblick in Zürich ein Paar. «Habe ich die Haare schön?», will Hanna vor dem Foto mit ihrem Daniel wissen. «Was für eine Frage? Du bist doch immer wunderschön!», antwortet der wie aus der Pistole geschossen.
Als Theater-Traumpaar der Schweiz gelten sie nicht ohne Grund. «Wir kannten uns lange Zeit vor unserer Beziehung vom Beruf her», erzählt Hanna. Gefunkt zwischen ihnen habe es erst bei einer gemeinsamen Produktion. Daniel lächelt: «Seither sind wir unzertrennlich.»
Wer den Namen Scheuring hört, denkt unweigerlich an die legendären SRF-Serien «Fascht e Familie» und «Lüthi und Blanc», in denen Hanna als Vreni Hubacher beziehungsweise als Jeanine Wälti-Kern glänzte. Und Daniel Rohr spielte gefühlt in wohl jedem Schweizer Film in den vergangenen Jahren mit. Angefangen bei «Ernstfall in Havanna» über «Sternenberg» und «Vitus» bis hin zu «Achtung, Fertig, Charlie!». Rohr wirkte bisher in über 30 Produktionen und TV-Serien wie «Tatort» oder «Der Bestatter» mit.
Verantwortung tragen beide als Theater-Chefs – mit bis zu 30 Angestellten. Hanna managt das Bernhard-Theater seit fünf Jahren, Rohr das Rigiblick seit 15 Jahren. «Eine sehr schöne Aufgabe, die uns täglich herausfordert», sagt Rohr. «Und wir haben das Glück, zwei erfolgreiche Theater in der gleichen Stadt leiten zu dürfen», ergänzt Scheuring. Konkurrenzdenken ist ihnen fremd. «Unsere Angebote bekämpfen einander nicht, sondern ergänzen sich hervorragend.»
Heimwerken ist privat beim Theater-Paar derzeit angesagt. «In unserem grossen Garten mit viel Land können wir am besten abschalten», erklärt Daniel. Gerade erst hat er auf zwei grossen Flächen Magerwiesen angelegt. Jetzt pflanzt er voller Stolz einen Mehlbeerbaum. Hanna kontrolliert derweil die Tomatenstauden, die sie liebevoll entlang des herrlichen Riegelhauses aus dem Jahr 1750 eingesetzt hat. «Als wir vor fünf Jahren hierhergezogen sind, war alles mit Unkraut überwachsen. Wir schafften fast eine Tonne Pflanzenmaterial weg.» Und lächelnd fügt sie hinzu: «Jetzt sieht man wieder etwas.»
Neue Bäume wurden gepflanzt, Brutkästen für Vögel und Steinhügel für Eidechsen angelegt. «Wir haben hier unser Naturparadies gefunden, eine Oase der Ruhe im hektischen Alltag», sagt Daniel. Er weiss, die Pflicht ruft jeweils früh genug.
Aktuell laufen die Proben für ein gemeinsames Projekt: Am 22. Mai hat «Tribute to Woodstock» im Rigiblick Premiere, Ende September kommt es ins Theater 11. Rohr spielt – 50 Jahre nach dem legendären Festival von 1969 – in einem der spannendsten Kult-Ereignisse Amerikas die Hauptrolle. Scheuring führt die Regie. «Das sind Aufgaben, die uns beide faszinieren», schwärmt sie und lauscht den Klängen, die ihr Partner am Klavier anspielt – John Lennons unvergessliches «Imagine».
Zur Lagebesprechung trifft sich das Paar am grossen Arbeits- und Esstisch im Dachstock. Dann gehts zu den Proben ins Theater Rigiblick hoch über Zürich. Ihre Familienplanung haben sie längst abgeschlossen. Sowohl Hanna als auch Daniel haben je zwei erwachsene Kinder.
Das Geheimnis ihrer Beziehung? Rohr: «Wir haben im Beruf sehr viele Anknüpfungspunkte. Daneben viele gemeinsame Interessen wie Sport, Natur und Kochen.» Er zaubert Randen-Kokos-Suppe oder Hirseauflauf, sie tischt gern fein-würzige und scharfe Curry-Gerichte auf. Nochmals heiraten? Lachend schütteln beide den Kopf. «Nicht nötig», sagt er. Und Hanna stellt klar: «Wir sind auch ohne Trauschein sehr glücklich.» Sie lassen ihre Liebe nicht «einrosten».