Wo sie ist, herrscht gute Laune. Sie ist als Sonnenschein bekannt und wird für ihr positives Gemüt geliebt und verehrt. Hat mit Tomaso Trussardi, 38, seit elf Jahren denselben Partner an ihrer Seite, zwei Kinder mit ihm und ein freundschaftlich-inniges Verhältnis zu ihrer ältesten Tochter Aurora, 24. Und ist gefühlt nebenbei erfolgreiche Unternehmerin, TV-Moderatorin und bewirtschaftet einen Instagram-Kanal mit fünf Millionen Abonnentinnen und Abonnenten. Kurzum: Michelle Hunziker, 44, führt das Leben, von dem viele nicht einmal zu träumen wagen.
Zumindest auf den ersten Blick. Denn wie alle anderen kämpft auch Belle Michelle mit Tagen, an denen nichts gelingen will – hinter verschlossener Tür. «Wenn es mir nicht gut geht, zeige ich das nicht in der Öffentlichkeit», erzählt sie in einem neuen und sehr offenen Interview mit dem «Caminada»-Magazin. «Ich ziehe mich in mein Zimmer zurück, schliesse die Tür und denke nach. Oder ich weine kurz in mein Kopfkissen.»
Das Hadern mit sich selbst kennt denn auch Hunziker nur zu gut. «Klar kenne ich Tage, wo ich zweifle, ‹Oh Gott, das schaffe ich nicht mit allem, dem Job›, und dann steckt man seine ganze Energie hinein, und es gelingt schliesslich doch», erzählt sie. Wenn sie ganz gestresst sei, bitte sie Tomaso, «die Kinder zu nehmen und schon mal nach Bergamo vorzugehen». Denn ein halber Tag allein zu Hause reiche ihr. «Ich esse, wann ich essen möchte, gucke eine TV-Serie, schlafe ein wenig.»
Weinen, das allerdings musste Hunziker erst lernen. Sie kam ohne Tränenkanäle zur Welt, musste als Baby operiert werden. «Zum Glück. Weinen ist wichtig», sagt sie heute – und findet im Heulen ein Ventil. Denn auch wenn die «Wetten, dass..?»-Moderatorin mit schlechten Tagen zu kämpfen hat, würde sie sich nie beklagen. «Niemals. Ich hasse Klagen. Für mich ist das eine grosse Krankheit. Bringt wirklich nichts», lautet ihr Fazit. Sie sei eher für Probleme lösen. «Ist was mit meinem Team oder zu Hause? Ich gebe sofort ein Signal und habe auch gleich eine Lösung parat.»
Ihre sehr positive Art führt Hunziker nicht nur auf ihren Beruf zurück – «wenn ich es schaffe, den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, habe ich meinen Job gemacht» –, sondern auch auf schwere Zeiten in der Kindheit und in jungen Jahren, als sie während sechs Jahren in den Fängen einer Sekte war. Auch deshalb «beglückt mich alles so, was jetzt schön ist», sagt Hunziker. «Mittlerweile habe ich drei Töchter und ein wunderbares Leben.»
«Es gibt Menschen, die können einen tollen Moment nicht wertschätzen aus Angst, dass er plötzlich nicht mehr da ist»
Michelle Hunziker
Doch der Weg dahin war kein leichter. «Manchmal frage ich mich schon, wie konnte mir das passieren?! Entweder zerbricht man daran, oder man wird stark.» Hunziker hat sich nach dem Ausbruch aus der Sekte für den zweiten Weg entschieden, «ich habe viel gelernt aus der ganzen Sache», wie sie sagt. Und schätzt das Leben heute umso mehr.
«Wenn man als Kind viel mitgemacht hat, bekommt man eine ganze andere Sicht aufs Leben. Man versteht, dass man für alles Gute dankbar sein und es geniessen muss», sagt sie. «Es gibt Menschen, die können einen tollen Moment nicht wertschätzen aus Angst, dass er plötzlich nicht mehr da ist. Aber es wird sowieso irgendwann mal wieder schlechter. Für uns alle.» Wer es gewohnt gewesen sei zu leiden, habe einen Panzer und lasse sich bei Schwierigkeiten nicht unterkriegen. «Ich bin jemand, der, so oft und so lange es geht, versucht, selbstironisch zu sein. Mich nicht zu ernst zu nehmen.»
Überkommt Michelle ein Moment der Unzufriedenheit oder der Traurigkeit, kann sie stets auf die Unterstützung ihres Ehemanns zählen. «Er lässt mir meine Freiheit. Ich brauche das. Und er auch», erzählt sie. Sie würden sich gegenseitig Raum gönnen, «den brauchen alle Paare».
Sie würden einander mittlerweile kennen und wissen, was für den anderen wichtig sei. Einem Bild vom perfekten Duo wollen sie denn keineswegs nacheifern, denn: «Es gibt keine idyllischen Paare, alle kommen zu ihrer Zeit mal in Schwierigkeiten», sagt Hunziker ganz deutlich. Auch bei ihr zuhause kracht es – und das gar nicht allzu selten. «Wir diskutieren oft und streiten viel.»
Die grosse Challenge, die sie sich vorgenommen habe, sei, dass ihr Privatleben gelinge. «In der Liebe sind wir zerbrechlich, wir haben solche Angst, dass die Sache nicht funktioniert», so Hunziker. Man müsse halt ein bisschen kämpferischer sein und das Zusammensein beschützen, sagt sie. Das gelingt auch ihr nicht ununterbrochen. «Es ist nicht immer einfach», gibt sie zu. «Aber ich finde, wir sind auf gutem Weg.»