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Raffa Zollo litt unter Panikattacken

«Ich hatte das Gefühl, dass ich sterbe»

Im Jahr 2017 gelang Raffaela Zollo alias «Raffa's Plastic Life» der Durchbruch. Spätestens seit die Youtuberin bei der Social-Media-Messe im Zürcher Hallenstadion Preise in drei von sechs Kategorien abräumte, ist die Bündner Transfrau schweizweit ein Begriff. Zuletzt sah man sie aber kaum mehr an VIP-Events. Ihr sozialer Rückzug hatte psychische Gründe, wie Raffa jetzt enthüllt.

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Raffaela Zollo in ihrem Zuhause in Rudolfstetten

Die Bündner Transfrau Raffaela Zollo, in den sozialen Medien als «Raffa's Plastic Life» unterwegs, wurde innert kürzester Zeit schweizweit bekannt.

Joseph Khakshouri

Auf Youtube, Instagram und Facebook gibt Raffaela Zollo, 27, gern die überdrehte Drama-Queen. Mit losem Mundwerk und viel Humor berichtet der Social-Media-Star über Situationen, Herausforderungen und Probleme aus dem Alltag oder gesellschaftliche Trends. Wer Raffa aus ihren Videos kennt, denkt, sie sei immer lustig drauf. Doch, dieser Eindruck täuscht. Im echten Leben hatte die gebürtige Bündnerin im Jahr 2019 sehr zu kämpfen, wie sie im Youtube-Format «Hoi Talks» offenbart.

Ihre Psyche rebellierte

Ihre psychische Gesundheit war schwer angeschlagen. Die Transfrau hatte mit Panikattacken zu kämpfen. Im Video-Talk erinnert sich Raffa an ihren ersten Schub: «Meine erste Panikattacke hatte ich im Juni 2019. Es war Sommer, gefühlt 40 Grad draussen. Ich war essen mit zwei Freunden von mir, da hat mich plötzlich das Gefühl überkommen, dass meine Seele meinen Körper verlässt. Ich war da, aber irgendwie auch nicht.» Sie habe in diesem Moment nicht atmen können, so Raffa.

Nach dieser Erfahrung sei sie jede Woche mehrmals von einer Panikattacke heimgesucht worden. «Ich hatte das Gefühl, dass ich sterbe. Es hat sich angefühlt, als könnte ich meinen Kopf und meine Gefühle gar nicht mehr verbinden», schildert sie die Erfahrung. Während eines Schubs fühlen sich ihre Ohren taub an, sie hört kaum noch etwas. «In diesem Moment denke ich nur noch: ‹Oh, mein Gott.›»

Raffaela Zollo in ihrem Zuhause in Rudolfstetten

Nachdenklich: Raffaela Zollo auf dem Balkon ihrer Wohnung in Rudolfstetten AG.

Joseph Khakshouri

Wegen der Panikattacken zog sich Raffa zurück

Da sie ihre erste Attacke beim Essen erlebte, mied sie daraufhin wenn immer möglich Treffen in einem Restaurant. «Ich bin sowieso nicht der sozialste Mensch auf dem Planeten. In den Monaten danach habe mich aber noch mehr zurückgezogen und bin mehr in mich gegangen», sagt die Youtuberin über diese Zeit.

In einem ersten Schritt suchte sie vor allem Hilfe bei anderen Betroffenen. «Mein Freundeskreis gab mir Tipps, wie ‹Konzentriere dich auf reale Sachen wie zum Beispiel: Diese Serviette ist weiss. Du wirst sehen, dass es so geht.›»

«Ich habe nur noch geheult»

Nach etwa vier Monaten erlitt sie in den Familien-Ferien in Barcelona eine weitere schlimme Attacke. «Wir waren in einem Restaurant. Ich habe nur noch geheult», erinnert sich Raffa. In diesem Moment habe sie realisiert: «Ich muss etwas machen.» Statt einer gewöhnlichen Sitzung bei einem Psychologen entschied sich die 27-Jährige für einen Hypnotiseur.

Raffaela Zollo

Raffaela Zollo bekam ihre Panikattacken dank Hypnose in den Griff.

Instagram/raffasplasticlife

Die Hypnose hat ihr sehr geholfen

Es habe sie viel Überwindung gekostet, sich in Therapie zu begeben, weil es sich doof anfühle. Letztendlich ist sie aber wahnsinnig froh um die professionelle Hilfe. «Im Nachhinein ist es das Beste, was ich gemacht habe», schwärmt Raffa von der Hypnosesitzung. In dieser einen Session tauchte sie tief in ihr Unterbewusstsein ein. «Am Ende kamen Sachen heraus, die ich nie gedacht hätte. Es ging um Situationen als 14-Jährige, die ich noch nicht verarbeitet hatte», schildert sie ihre Eindrücke.

Mithilfe des Hypnotiseurs habe sie es geschafft, solche prägende Situationen umzudrehen, sodass sie sich damit wohlgefühlt habe. «Wir haben die Gefühle in dem Restaurant materialisiert, wo ich meine erste Panikattacke hatte», bringt sie den Prozess auf den Punkt.

Unausgewogene Work-Life-Balance

Manche Menschen brauchten mehrere Hypnosesitzungen, bei ihr selbst habe eine gereicht, erklärt sie glücklich: «Seit dieser Hypnosesitzung habe ich keine Panikattacken mehr.» Dass ihre Psyche im Jahr 2019 angeschlagen war, führt sie rückblickend auf ihren stressigen Beruf und die damit verbundene Tatsache, dass sie sehr schnell zu einer öffentlichen Person geworden ist, zurück. «Ich hatte in dieser Zeit sehr viel Druck. Ich habe vom Content kreieren über Video schneiden alles selber gemacht. Ich habe mir nie eine Reise oder viel Freizeit gegönnt.» Letztendlich sieht sie den Ursprung ihrer Panikattacken in einer unausgewogenen Work-Life-Balance: «Mein Körper konnte diesen ganzen Stress nicht richtig abbauen.»

Durch die Therapie hat der Social-Media-Star erkannt, dass es essenziell ist, auf seinen Körper zu hören. Heute ist Raffas Credo: «Fang an, mehr zu leben. Renn nicht nur einer Sache hinterher. Nimm dir mehr Zeit und achte mehr auf dich selbst.»

Von Sarah Huber am 5. Februar 2020 - 15:41 Uhr