Dass beim «Böötle» Fabienne Gyr (35) das Steuer in der Hand hält, hat einen praktischen Grund: Im Gegensatz zu ihrem Mann Mario (38) besitzt sie einen Bootsführerschein. Zudem gehört ihr das Motorboot auf dem See bei Oberägeri ZG gemeinsam mit ihrem Vater und ihrem Bruder. «Das hat im Fall gar nichts Symbolisches», meint die SRF-Moderatorin lachend. «Im Alltag sind wir gleichberechtigt – ausser vielleicht, wenns um Kleiderschränke geht.»
Dort liegt der Grund der bisher einzigen Mini-Krise in ihrer Ehe: Der Ruder-Olympiasieger wurde «gezwungen» (O-Ton Mario), seine «gefühlt 300 Ruderanzüge» (O-Ton Fabienne) den Junioren des Seeclubs Luzern zu spenden. Nun habe sie im gemeinsamen Zuhause in Oberägeri ein Ankleidezimmer zur Verfügung, er eine Schublade, sagt Mario augenzwinkernd. «Das stimmt nicht ganz, aber lassen wirs mal so stehen», meint Fabienne schmunzelnd.
Die Sportmoderatorin hätte wohl kaum gedacht, dass sie einmal der gleiche Humor verbinden würde, als sie vor zwölf Jahren an den Olympischen Spielen in London erstmals auf den damaligen Ruderprofi traf. Dieser liess nach einer durchzechten Nacht einen Spruch über ihr «grosses Schminktäschli» fallen, den sie nur mässig witzig fand. Beim «Schminktäschli» handelte es sich um einen Koffer mit Kamera-Equipment, den Fabienne, damals Sportreporterin beim Lokalsender Tele 1, dabeihatte. Danach lief man sich immer wieder mal über den Weg – und fand sich gegenseitig immer sympathischer. Und witziger.
Das erste Date findet gleich in aller Öffentlichkeit statt: an den SRF-«Sports Awards» im Dezember 2015. Mario, mittlerweile Europa- und Weltmeister, wird von seinen Teamkollegen «dazu aufgefordert» (O-Ton Mario), Fabienne einzuladen, da er sonst der Einzige ohne Begleitung wäre. Was er ihr von Anfang an sagt: 2016 wird alles dem grossen Ziel Olympia untergeordnet. Fabienne, selbst mit einer guten Portion Ehrgeiz ausgestattet, versteht und unterstützt ihn. Mario Gyr wird Olympiasieger. Und gewinnt in jenem Sommer «gleich zwei Goldschätze».
Dass er ihr Mann fürs Leben ist, weiss Fabienne «so ungefähr nach dem dritten Date. Wir hätten eigentlich gleich heiraten können.» Sie warten noch eine Weile damit. 2018 tritt Mario Gyr vom Spitzensport zurück, beendet sein Jura-Studium und fängt in der Privatwirtschaft an. Fabiennes Karriere geht ab wie ein Komet. 2020 stösst sie als «Samschtig-Jass»-Moderatorin zum Schweizer Fernsehen, ein Jahr später folgen «SRF bi de Lüt» und 2022 die «Sports Awards», wo ihre Liebe einst begann. Dass mittlerweile Mario öfter mal als Fabiennes «Plus 1» auf einer Gästeliste steht – und nicht mehr sie seine Begleitung ist wie damals –, nimmt er gelassen: «Ich kann gut mit dem verdienten Erfolg meiner Frau leben und bin stolz auf sie.»
Im Frühling dieses Jahres wird Fabienne «Sportpanorama»-Moderatorin. Und spürt zum ersten Mal Gegenwind in ihrem «Lauf»: Langjährige und verdiente SRF-Mitarbeitende seien zu ihren Gunsten übergangen worden, heisst es in diversen Medien. «Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das nicht getroffen hat», sagt sie. «Ich wurde für meinen Traumjob angefragt und habe Ja gesagt. Im Nachhinein habe ich mich gefragt, ob ich mich mit jemandem hätte beraten müssen.» Schliesslich ist es der erfahrene Sportler Mario, der ihr sagt: «Du kannst es nicht immer allen recht machen, und es müssen dich nicht immer alle mögen. Am Ende sind es deine Qualitäten, die zählen.» Er hat recht: Der Sturm im Wasserglas legt sich so schnell, wie er gekommen ist. «Ich liebe den Job und fühle mich sehr, sehr wohl im Team», betont Fabienne. Als Tüpfli auf dem i wird sie beim diesjährigen Prix Walo zum Publikumsliebling erkoren.
Am 1. Juli 2022 wird bei der standesamtlichen Trauung aus Fabienne Bamert Fabienne Gyr. Und am 30. Juli heiratet das Paar kirchlich in einer romantischen Zeremonie mit grossem Fest in Luzern. Ihr schönstes Geschenk: Fabiennes Mami Edith (65) kann dabei sein. Sie leidet seit 30 Jahren an einer schweren Form der Multiplen Sklerose. Mittlerweile ist sie in der Palliativpflege und bekommt viele Dinge nicht mehr mit. «Aber an unsere Hochzeit erinnert sie sich noch lebhaft», sagt Fabienne. «Mömel», wie sie ihre Mutter nennt, hat einen grossen Platz in ihrem Leben – und auch in ihrer Ehe. «Mario trägt das mit», sagt sie. Die traurigen Zeiten, ihre verletzliche Seite, bekomme nur er mit. «Wir geben ihnen Raum. Denn ohne Schatten gibt es kein Licht. Ich weine auch mal eine Stunde. Und dann fahren wir zum Beispiel mit dem Boot auf den See, ich sehe Mario an, und mir wird bewusst: Ich habe den besten Mann der Welt.»
Den ersten Hochzeitstag feiert das Paar zu zweit. «Wir gehen fein essen. Das machen wir dann jedes Jahr. Und zum Zehnjährigen gibts wieder ein Fest», sagt Fabienne. «Und als Geschenk hätte ich gern meine Rennanzüge zurück», meint Mario. «Okay, vielleicht einen oder zwei. Wenn sie dir bis dann noch passen.»