Mit ihrer Musik verschafft sich Loredana wie keine Zweite im deutschsprachigen Raum Gehör. Und wie keine Zweite sorgt die 25-jährige Rapperin mit ihren Aussagen und Taten regelmässig für Schlagzeilen, Shitstorms und gar juristische Ermittlungen. Dem Erfolg von Loredana Zefi tut dies keinen Abbruch. Im Rahmen der Swiss Music Awards 2021, für die die Künstlerin gleich doppelt nominiert ist («Best Female Act» und «Best Hit» für «Nicht verdient» mit Capital Bra), beantwortet sie der Schweizer Illustrierten Fragen – schriftlich.
Loredana, wie wichtig sind Ihnen Nominierungen und Preise?
Es ist definitiv eine Wertschätzung und auch Respekt. Ich denke, wir wissen alle, dass ich für die Schweiz Rekorde gebrochen habe. Aber ich fokussiere mich nicht auf Preise, sondern auf meine Arbeit und meine Familie.
Wo arbeiten Sie härter für den Erfolg: hier oder in Deutschland?
Definitiv in der Schweiz. Die Schweiz ist nicht so offen für Neues, leider. Da dauert es etwas länger, bis was ankommt. Deutschland ist weltoffener, da feiert man die Künstler des Landes, egal welcher Herkunft.
«Sie sehen mich auf dem Titelblatt und dann schieben sie Hass. Die grösste Künstlerin des Landes, aber noch immer kein Pass»
Auf Youtube folgen der Künstlerin mit kosovo-albanischen Wurzeln 1,5 Millionen Menschen, auf Instagram 2,8 Millionen. Ihr erster Song «Sonnenbrille», den sie im Sommer 2018 veröffentlichte, verzeichnet inzwischen 63 Millionen Aufrufe. Bei den MTV Europe Music Awards gewinnt die Rapperin 2019 und 2020 als «Best Swiss Act».
In dieser Zeit dominieren aber die Negativ-Schlagzeilen. Im Mai 2019 beginnt die Luzerner Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Betrug und Erpressung gegen Loredana Zefi zu ermitteln. Der Vorwurf: Sie soll einem Walliser Ehepaar mehrere hunderttausend Franken abgeknöpft haben. Im September 2020 dann die aussergerichtliche Einigung mit dem mutmasslichen Opfer. Loredana zahlt der Geschädigten mehr als den ermittelten mutmasslichen Deliktsbetrag zurück, im Gegenzug wird die Anzeige fallen gelassen. Ende Dezember sagt sie im Interview mit Radio SRF Virus: «Es kam raus in den Zeitungen, und jeder hatte schon seine Vorurteile. Die, die mich hassten, hatten endlich auch einen Grund dazu.» Etwas, das sie in ihrem zweiten Album «Medusa» unter anderem im Lied «Intro» verarbeitet: «Sie sehen mich auf dem Titelblatt und dann schieben sie Hass. Die grösste Künstlerin des Landes, aber noch immer kein Pass.»
Gibt es Dinge, die Sie bereuen?
Bereuen sollte man nichts im Leben, man lernt aus allem, und es bringt einen dahin, wo man ist.
Aber hatten Sie 2020 Zeit, zu reflektieren, generell über das Leben nachzudenken?
Ich versuche, den Moment zu leben. Um viel nachzudenken, habe ich oft keine Zeit. Aber klar gibt es auch Momente, wo ich über Vergangenes nachdenke. Was mir hilft, ist der Glaube an Gott und an mich selbst.
«Ich möchte mehr als Familie für meine Tochter da sein, aber gleichzeitig zeigen, dass man Mutter sein kann, auch wenn man Grosses vor hat»
Wegen der Corona-Pandemie muss ihre «King Lori Tour» abgesagt werden. «Das war natürlich ein Schlag ins Gesicht», sagt die Mutter einer zweijährigen Tochter. «Aber privat verbringe ich meine Zeit nur mit meiner Familie, daher war das für mich keine grosse Umstellung.» Doch auch wenn sie öffentlich nicht auftritt, sorgt sie via Social Media öfter mit ihren provozierenden Äusserungen für Shitstorms. So rief sie zum Boykott einer Apotheke auf und lieferte sich einen Schlagabtausch mit Komiker Oliver Pocher. «Wer ein Problem hat, kann das gerne mit mir ausdiskutieren. So war das auch bei Oli», meint sie dazu. Viel Zeit will sie ihren Kritikern nicht widmen. Denn neben der Musik hat sie ein neues Standbein: Unter dem Kosmetikbrand 1218 Beauty brachte sie drei Eyeliner heraus. «Ich wollte mit etwas beginnen, das die Augen am meisten betont. Deshalb: ‹Keep your eyes open›», sagt sie.
1218 steht für den Dezember 2018, da wurde Ihre Tochter geboren. Wieso war Ihnen diese Hommage an Hana wichtig?
Weil ich genau weiss, für wen oder was ich das tue! Und das ist das Licht in den Augen meiner Tochter Hana.
Wie konnten Sie bisher den Lockdown mit Ihrer Tochter geniessen?
Wir hatten mehr Zeit miteinander, und das ist in so jungen Jahren prägend. Ich bin nie länger als ein paar Tage von meiner Tochter getrennt!
Widmen wir uns der Zukunft. Was sind die Pläne von Loredana?
Ein Ziel wäre, dass auch Frauen Kings sein können. Und ich möchte mehr als Familie für meine Tochter da sein, aber gleichzeitig zeigen, dass man Mutter sein kann, auch wenn man Grosses vor hat.