Lange sei er ein trauriger Komiker gewesen, sagt Jonny Fischer, 41, ganz offen. «Jetzt bin ich ein glücklicher.» Doch bis er kein «trauriger Clown» mehr auf der Bühne war, wie er es nennt, dauerte es. Lange. Seine Kindheit als «Sektenbub» mit gewalttätigem Vater hinterliess tiefe Spuren, wie er in seiner Biografie «Ich bin auch Jonathan» schildert. «Ich bin unheimlich selbstkritisch geworden, saumässig streng mit mir selber.»
Der Zuger haderte, am allermeisten mit sich selbst. Lange habe er eingeimpft bekommen, dass er grundsätzlich schlecht sei. «Das ist etwas, was fürs Selbstwertgefühl sehr, sehr schlecht ist, wenn man über Jahre jeden Abend ins Bett geht und man nicht genügt.»
Die ständigen Selbstzweifel begleiten Fischer ein Leben lang. 2012 zieht er die Reissleine. «Es ging nicht mehr.» Er liefert sich selbst in eine Klinik ein – nimmt 15 Kilogramm zu, hat «so wüescht» ausgesehen wie nie zuvor. Und trotzdem kam er heim «und fand mich eine geile Socke». Denn in der Klinik lernt er, sich selbst zu lieben. «Jeder muss sich gern haben, dann wird alles andere kommen», ist er überzeugt – und wendet noch heute Methoden aus der Klinik an, um sich jeden Morgen «eine Minute lang ein gutes Gefühl» zu geben.
Doch ganz auslöschen kann er die Selbstzweifel nicht. 2017 steht sein höchst erfolgreiches Cabaret-Duo Divertimento deshalb vor dem Aus. Bühnenkollege Manu Burkart, 43, «ist einfach – und ist lustig». Fischer hingegen ist ein Chrampfer, arbeitet «ein X-Faches mehr als Manu». Irgendwann haut es ihm den Nuggi raus – eine gemeinsame Zukunft des Comedy-Duos steht lange auf der Kippe.
Doch Fischer und Burkart raufen sich wieder zusammen. Wie sich die Krise auf ihr Miteinander ausgewirkt hat, wieso Jonny lange mit seiner Homosexualität gehadert hat und weshalb trotz seiner schwierigen Kindheit «Es chunnt guet» sein Motto ist, erzählt er im SI.Talk.