Er bleibt diplomatisch und doch schwingt zwischen den Zeilen sein Ärger über die Diskriminierung mit, die er gerade erfahren musste. Kurt Aeschbacher, 71, berichtet auf Social Media über seine Erfahrung mit einer katholischen Zeitschrift.
«Es war ein harmloses Interview über Gott und die Welt, das ein freier Journalist für das ‹Schweizerische Katholische Sonntagsblatt› mit mir führte», schreibt der Moderator. Ein Gespräch, das die Chefredaktorin für gut befunden habe.
Doch dann die Kehrtwende: Aeschbacher erhielt die Mitteilung, das Interview sei «ungeeignet» und werde daher aus dem Blatt gekippt. Wie er schreibt, habe Andreas Fuchs, Redaktionsmitglied und Generalvikar des Bistums Chur, dies damit begründet, dass «Herr Aeschbacher bekennender Homosexueller ist».
Dafür, dass wir nun doch im 21. Jahrhundert leben, findet Aeschbi dies eine «erstaunliche Haltung» – womit wir wieder bei der Diplomatie wären.
Nachdem Aeschbacher sagte, er werde die diskriminierende Begründung publik machen, erhielt er die Antwort, die Sache sei «dumm gelaufen», man wolle das Gespräch nun doch veröffentlichen – was am Sonntag auch passieren soll.
Generalvikar Andreas Fuchs meint dann auch auf Nachfrage von schweizer-illustrierte.ch zur Angelegenheit: «Das Interview wurde abgedruckt. Interne Besprechungen unserer Redaktion kommentiere ich nicht.»
Ausführlicher erklärt Chefredaktorin Melanie Host den Sachverhalt: Im Rahmen einer üblichen journalistischen Abwägung seien nach der Fertigstellung des besagten Interviews Zweifel daran aufgekommen, «ob die darin geäusserten Sichtweisen zu unserer Zeitschrift passen und die Leserschaft eher verwirren als bereichern würden». Auch Aeschbachers «offensiver Umgang» mit seiner Homosexualität sei intern – mit Blick auf die Leserschaft – diskutiert worden.
Aeschbacher sei durch einen freien Mitarbeiter die interne Email-Korrespondenz mit den redaktionellen Überlegungen zugespielt worden. Die Behauptung, sie hätten sich der schweren Diskriminierung schuldig gemacht, weist Host mit der Begründung zurück, dass es sich «um eine private Korrespondenz handelt, zweitens lediglich um Vorüberlegungen und weil wir drittens das Interview vereinbarungsgemäss gedruckt haben.»
Gemäss Melanie Host habe man sich dazu «aus Fairness und Liberalität, sowie aus Wertschätzung gegenüber Kurt Aeschbacher» entschieden.
Kurt Aeschbacher ging es jedoch gar nicht darum, ob das Interview nun publiziert wird oder nicht. Das sei ihm völlig Wurst. «Nicht gleichgültig ist mir jedoch, was konservative katholische Kreise über Minoritäten denken.» Er wird den Fall dem Presserat mitteilen, sagte er gegenüber «20 Minuten» und erklärte: «Wenn jemand wegen seiner persönlichen Lebensweise nicht mehr tragbar ist für eine Publikation, finde ich das äusserst fragwürdig.»
Die Redaktion entschuldigt sich in ihrer Erklärung nun bei Aeschbi – allerdings nicht für den Inhalt der «privaten Korrespondenz» und ihre Überlegung, dass seine Sichtweise die Leserschaft verwirren könnte, sondern für die «durch unseren freien Mitarbeiter entstandenen Irritationen». Gemäss Aeschbacher erhält dieser von der besagten Zeitschrift übrigens keine Aufträge mehr.