Er ist der Platzhirsch, wenn es ums Kommentieren der Spiele der Schweizer Fussball-Nati geht: Sascha Ruefer. Laufen Xhaka, Shaqiri & Co. auf dem Rasen auf, horchen wir gebannt den Worten der bekannten SRF-Sport-Grösse und hängen an deren Lippen. Für viele gehört Ruefer zur Männer-Nationalmannschaft wie das kühle Bier, das zum Spiel getrunken wird. Der Solothurner ist bei vielen beliebt und in aller Munde, auch weil der 51-Jährige immer wieder für Kontroversen sorgt.
Doch jetzt, so scheint es zumindest, bekommt der TV-Moderator Konkurrenz. Denn an der Frauen-Fussball-WM in Australien und Neuseeland sitzt nicht Ruefer, sondern ein neues Duo hinter den Mikrofonen. Calvin Stettler (28) und Rachel Rinast (32) heissen die offiziellen Stimmen des SRF für die Spiele der Schweizerinnen. Dies sehr zur Freude vieler Fussball-Begeisterten und Journalistinnen. «Dass man Ruefer bei den WM-Spielen der Frauen nicht vermisst, liegt vor allem am unterhaltsamen Duo Stettler/Rinast» konstatiert der «Tagesanzeiger» und vergleicht die WM-Neulinge mit dem legendären Tennis-Kommentatoren-Duo Stefan Bürer und Heinz Günthardt.
Für Fussball-Interessierte schon länger bekannt
Allerdings ist Stettler kein wirklicher Neuling mehr, was das Kommentieren von Fussballspielen angeht. Der Sportjournalist begleitet seit mehr als einem Jahr im Schweizer Fernsehen verschiedene Sportarten am Mikrofon und hat sich vor allem im Fussball einen Namen gemacht. Erstmals als Kommentator zu hören war der Aargauer bei er UEFA Women’s EURO 2022. Seither tritt Stettler immer wieder in Erscheinung, sei es als Kommentator für Spiele der Super League oder auch auf internationalem Parket wie bei der Champions League.
Zunächst begann Stettler 2018 als Praktikant bei SRF Sport ehe er Redaktor wurde – und dann eben das Kommentatoren-Team ergänzte. «Der Sport bietet magische Livemomente. Diese für das SRF-Publikum am Mikrofon begleiten zu dürfen, finde ich grossartig. Ich freue mich darauf, meine Passion für das Wort und den Sport neu auch als Livekommentator zum Ausdruck zu bringen», zitierte ihn das SRF in einer Medienmitteilung vom Juni 2022.
«Profisport hat mir gegen Ende meiner Laufbahn nicht mehr so viel Freude bereitet»
Und auch Rachel Rinast ist keine Unbekannte, vor allem nicht unter Fussball-Fans. Bis vor zwei Monaten spielte Rinast selbst in der Nati, kennt die Spielerinnen also aus dem Effeff. Acht Jahre lang trug sie das rot-weisse Trikot, spielt bei der WM 2015 in Kanada und bei den Europameisterschaften 2017 und 2022 mit. Dieses Jahr verkündete sie überraschend ihren Rücktritt vom Profifussball und verzichtete damit auf eine Nominierung für die WM. «Ich liebe Fussball. Aber Profisport hat mir gegen Ende meiner Laufbahn nicht mehr so viel Freude bereitet,» erzählte sie vor ein paar Wochen im Gespräch mit der Schweizer Illustrierten. Schon seit mehreren Jahren habe sie mit dem Gedanken gespielt, zurückzutreten. Dann aber ein Wink des Schicksals, wie sie es nennt: Das Schweizer Fernsehen fragt sie an, als Fussballexpertin zu arbeiten. «Das war der nötige Schubs, den ich noch brauchte, um aus dem Profifussball auszusteigen.»
Um sich auf ihren neuen Job vorzubereiten, erhielt sie in den vergangenen Wochen Coachings bei SRF und setzte sich mit den Spielerinnen des Turniers auseinander. Die Schweizer Mädels kenne sie ja zum Glück schon ein bisschen, sagte sie der Schweizer Illustrierten. Vor dem ersten Spiel als Co-Kommentatorin, dem Auftaktspiel Neuseeland gegen Norwegen, fühlte sie sich leicht und euphorisch, aber auch ein bisschen aufgeregt und angespannt. Doch, schaut man die vielen Feedbacks an, hat sie ihre Premiere mit Bravour hinter sich gebracht. Und auch neben dem Fussball zeigt Rinast so einiges an Talent. Sie studiert Lehramt, macht Stand-up-Comedy und singt leidenschaftlich. 2017 durfte sie den EM-Song für die Schweizer Nati «United in Red» singen.
«Bitte auch für die Männer einwechseln!»
So besticht das Duo Rinast/Stettler mit viel Kompetenz und fast noch mehr Wortspielen – sehr zur Unterhaltung der TV-Zusschauerinnen. Wenn etwa während dem Spiel gegen Neuseeland zwei Schweizer Fans im Käsekostüm eingeblendet werden, wollte Stettler gleich wissen: ««Welche Sorte war das?» «Gute Frage, Gruyère war das nicht», so die Antwort von Rinast und diese erkundigte sich sogleich noch über Stettlers Lieblingskäse. «Gruyère finde ich super. Und Appenzeller.»
Wortwitz gepaart mich Fachwissen, das scheint das Geheimnis der beiden zu sein. Und dieses fällt auf. «Calvin Stettler und Rachel Rinast überzeugen mit grosser Kompetenz und Humor. Wäre vielleicht auch ein Duo für die Männer-Nati-Spiele, liebes @srfsport», schreibt zum Beispiel ein Fan auf Twitter. Und der «Tagesanzeiger» legt gleich noch eine Schippe drauf: «Bitte auch für die Männer einwechseln!», so das Fazit der Zeitung.