Marcel Huwyler (56) hat neben seinem Schatz Christine (51) noch zwei weitere Frauen: Violetta Morgenstern, frühpensionierte Lehrerin, sowie Eliza Roth-Schild, Unternehmerwitwe. Während Frau Morgenstern jeweils im Frühling für Kribbeln in Huwylers Schreibfingern sorgt, löst Eliza bei Marcel herbstliches Tipp-Vergnügen aus. Trotz «Dreiecksbeziehung», ein klassischer Frauenheld ist Huwyler nicht. Aber Krimifans lieben ihn – vor allem wegen seiner Frauengeschichten. «Bei meinen Lesungen lautet die meistgestellte Frage: Warum immer Frauen?» Huwyler weiss es selbst nicht genau. «Eigentlich ists Zufall.»
Das erste Buch des gebürtigen Aargauers erschien vor fünf Jahren: «Frau Morgenstern und das Böse» ist 2019 der Auftakt zu einer mittlerweile sechs Bände umfassenden Krimireihe rund um die frühpensionierte Lehrerin Violetta Morgenstern. Die alte Dame hat nicht nur eine Schwäche für kreative Selbstjustiz, sie eliminiert im Auftrag des Schweizer Staats auch bösartige und unliebsame Zeitgenossen. Eine patriotische Auftragskillerin – und trotzdem irgendwie «gmögig».
Dank skurrilen Charakteren, feinem Wortwitz und kurzweiligem Schreibstil hat es Huwyler fertiggebracht, dass Morgensterns sechstes Abenteuer im Herbst einschlug wie eine Bombe – und in der Schweizer Taschenbuch-Hitparade von null direkt auf Platz eins einstieg. Kürzlich hat er mit der Arbeit an Band Nummer 7 begonnen. Nicht weniger erfolgreich sind Huwylers Storys von der verwöhnten, aber verarmten Unternehmergattin Eliza Roth, geborene Schild, die sich seit dem Tod ihres Ehemannes als Wirtschaftsspionin Roth-Schild durchs Leben schlawinert. Die Schnüffelerlebnisse der Luxuslady füllen auch schon drei Bände.
Sein Chef brachte ihn auf die Idee
Dass Marcel Huwyler ausgerechnet im Krimigenre gelandet ist, geht auf die Kappe des ehemaligen Schweizer Illustrierten-Chefredaktors Peter Rothenbühler (76). Huwyler, ursprünglich ausgebildeter Primarlehrer, arbeitete viele Jahre bei der Zeitschrift. «Ich war gerade ein halbes Jahr dort, als Rothenbühler zu mir sagte: ‹Du solltest Krimis schreiben.› Keine Ahnung, wie er auf die Idee kam, aber sie ging mir nie mehr aus dem Kopf!»
Aufgewachsen ist Huwyler mit zwei jüngeren Schwestern im aargauischen Merenschwand. Der Vater führte eine Wagnerei, die Mutter war Hausfrau und half dem Mann in der Werkstatt mit. «Als Kind war ich nie in den Ferien, dafür hatten wir kein Geld», erinnert sich der Erfolgsautor. Auch Bücher, abgesehen von einer Bibel, gabs im elterlichen Haushalt keine. In der Schule bekam er irgendwann mit, dass jeder Lehrer einen Kasten voller Bücher hat. Marcel las nach kurzer Zeit alles aus, er erhielt eine Sondererlaubnis, sich beim Oberstufenlehrer weiteren Lesestoff zu besorgen. Irgendwann radelte er mit dem Velo hinauf nach Affoltern am Albis in die dortige Gemeindebibliothek. Er hatte mitbekommen, dass er als Zehnjähriger dort an Bücher herankommt, die Erwachsenen vorbehalten sind. Er musste nur flunkern, sie seien für den Vater. Das erste Erwachsenenbuch, das er verschlang, war «Der weisse Hai».
Die Damen werden geschont
Im deutschsprachigen Büchermarkt ist Marcel Huwyler längst kein kleiner Fisch mehr. Jetzt hat er sogar die Herzen italienischer Krimifans erobert. Als sich bei unseren südlichen Nachbarn die Frage stellte, welches Genre der Schweizer mit seiner Morgenstern-Reihe abdeckt, wurde zwischen Krimi und Agententhriller, Fantasy und Mystery gerätselt. Ein Journalist brachte es schliesslich auf den Punkt: «È un Huwyler!» («Es ist ein Huwyler!») Ein grösseres Lob gibt es wohl nicht.
Frauenliebhaber Huwyler hat sich mit den beiden Ladys Morgenstern und Roth-Schild einen Traum erfüllt. «Ich wollte nie nur hobbymässig schreiben, sondern davon leben.» Das kann er – gut sogar! Um die Damen zu schonen, setzt er jetzt aber erst mal auf Manneskraft statt auf Frauenpower. «Der Herr Wälti» erscheint im Februar im Buchhandel. Für Huwyler-Fans ist der Taxifahrer kein Unbekannter!