Annina Campell, vor einer Woche gab das Schweizer Fernsehen die neuen «SRF bi de Lüt – live»-Moderatoren bekannt. Und so auch, dass Sie nicht mehr dabei sind. War Ihnen nach dem Abgang von Nik Hartmann klar, dass es ein neues Team geben wird?
Als Nik sagte, dass er aufhört, war überhaupt noch nichts klar beziehungsweise mir und auch der Produktion nicht. Aber als feststand, dass die Sendung weitergehen wird, wurde mir von offizieller Seite mitgeteilt, dass sie das ganze Team auswechseln wollen inklusive Grill Ueli und mir.
Hatten Sie zuvor die Hoffnung, dass Sie an Hartmanns Stelle nachrücken könnten?
Diese Möglichkeit war zwar nicht von Anfang an ausgeschlossen, allerdings hätte ich dies sehr heikel gefunden. Ich wüsste nicht, ob ich das gemacht hätte. «SRF bi de Lüt – live» hat Nik so viele Jahre gemacht, so viel länger als ich. Er war äusserst beliebt, eine Institution. Er machte sich die Produktion so zu eigen, dass egal wer der Nachfolger ist, es einfach schwierig wird.
Was halten Sie von den neuen Moderations-Gesichtern?
Ich finde alle vier tolle Menschen. Obwohl Fabienne Bamert kenne ich nicht persönlich, aber als ich jetzt gesehen habe, was sie alles bisher gemacht hat, finde ich, dass sie super passt – vermutlich besser als ich. Und Salar Bahrampoori ist mein Bündner-Buddy. Da er so anders als Nik ist, wünsche ich ihm einfach, dass er nicht zu sehr mit ihm verglichen wird.
«Ich gehe im Leben mit dem Flow»
Sie waren fast ein Jahrzehnt dabei. Was waren Ihre Highlights?
Es gab so viele schöne Momente und rückblickend ist das Gesamte ein Highlight. Ich habe so viele Orte in der Schweiz gesehen, konnte verschiedene Schweizer Mikrokulturen kennenlernen und wir hatten vor allem sehr lustige Feste. Die ganze Wandlung der Sendung war nicht wahnsinnig gross, deshalb bin ich wohl auch weniger traurig, dass es nun auch für mich ein Ende hat. Es waren neun Sommer, die für mich meist immer sehr lustig und unterhaltend waren.
Dachten Sie selber auch ans Aufhören?
Ich habe dieses Engagement gar nie gross hinterfragt. Es wurde ja auch immer kleiner. Als ich angefangen hatte, waren es sieben Shows durch den ganzen Sommer verteilt. Dann wurden sie auf vier gekürzt und irgendwann waren es drei verteilt auf ein Jahr. Ich habe seither meine zwei Kinder bekommen und nebenbei viele Events moderiert, die mein Haupteinkommen sind. Meine Präsenz am Fernsehen war natürlich «gäbig» für Folgeaufträge. Das ist nun auch das Einzige, das mir etwas ungelegen kommt – dass Fernsehen und auch die Events durch Corona wegfallen. Wer weiss, wie sehr es nach der Krise wieder anzieht.
Empfanden Sie sich als SRF-Aushängeschild?
Nein, ich war ja nicht Nik Hartmann, sondern die zweite Geige und war diese auch immer gerne. Dabei habe ich viel gelernt. Aber jetzt nochmals für neun Jahre die zweite Geige zu sein, darauf hätte ich keinen Bock gehabt. Deshalb ist es absolut gut gelaufen, wie es jetzt gelaufen ist. Ich war ja nie festangestellt beim SRF, aber konnte vom medialen Echo der Sendung profitieren und viele Moderationjobs ausserhalb des Rampenlichts gewinnen. Umgekehrt habe ich aber auch gewisse Dinge nicht gemacht, weil ich beim Fernsehen war.
Dann könnten Sie sich vorstellen, wieder einmal bei SRF eine Sendung zu moderieren?
Wenn sie wollen, dass ich was moderiere, können sie anfragen und ich kann antworte: Ja gerne oder nein danke. Das ist der freie Markt, der in der Unterhaltungs-Abteilung beim Schweizer Fernsehen üblich ist. Rückblickend war ich ja wirklich lange dabei, moderierte noch «Das Experiment» und «Telesguard». Bald mache ich auch einen Pilot für das romanische Fernsehen. Nur weil ich «SRF bi de Lüt – live» nicht mehr mache, schliesse ich nichts aus. Ich gehe im Leben mit dem Flow und bin damit gut gefahren.
Müssen Sie beruflich gerade etwas jonglieren?
Nein, mehr mit den Kindern im Alltag. (Lacht) Bei mir stehen bereits wieder Events an, wie die Jubiläumsfeier zum 100. Geburtstag von Vico Torriani in St. Moritz, die ich am 19. September moderiere. Und wenn ich ein, zwei Events im Monat habe, ist es für mich wirklich ausreichend. Das merkte ich, als ich zusätzlich zu den Events noch in einem 30-Prozent-Pensum «Telesguard» in Chur moderiert hatte. Zusammen fühlte es sich an, als wäre ich nur noch am Arbeiten. Und so zog ich damals die Handbremse und sagte mir: Bei aller Liebe für das romanische Fernsehen, es geht nicht für unsere Familie. Mein Mann ist wie ich selbständig und in seiner Branche ist es fast unmöglich Teilzeit zu arbeiten. Und mit meiner Geschichte, was Kinder kriegen angeht, merkte ich auch, dass ich jetzt auch einfach ein Mami sein will, das für ihre Kinder da ist. Denn ich finde es noch lässig!