Innert 14 Tagen musste er gleich zweimal für immer Abschied nehmen von einem geliebten Menschen. Reto Hanselmann, 39, hat beide Grossmütter an das Coronavirus verloren. Oma Sophie, †96, starb Ende Dezember, Grossmami Elisabeth, †90, Mitte Januar.
Gegenüber «blick.ch» sagt Reto Hanselmann: «Es tut weh, auf einen Schlag zwei wichtige Menschen zu verlieren.» Zuerst habe er gar nicht fassen können, was gerade passierte: «Ich war so mit Projekten beschäftigt, dass ich im ersten Moment gar nicht richtig trauern konnte.» Erst als er alleine zuhause war, habe er drei Tage lang geweint und alle schönen Erinnerungen seien hochgekommen.
Zu Elisabeth, der Grossmutter mütterlicherseits, hatte Hanselmann ein besonders inniges Verhältnis. «Sie war mein Herzensmensch. Meine Seelenverwandte», sagt der Eventmanager. Schon als Kind habe er mit jedem Anliegen zu ihr gehen können und fühlte sich stets von ihr verstanden. Elf Jahre lebten er uns seine Familie sogar im selben Haus mit Elisabeth.
Er habe oft mit ihr gebastelt oder gegärtnert, erinnert sich der 39-Jährige und sagt: «Das Grossmami war neben meiner Mutter meine wichtigste Bezugsperson.» Wenn er heute an ihrem Schrebergarten vorbei jogge, sei das zwar schmerzhaft, aber auch schön. «Da liegen meine Wurzeln», sagt Reto.
Er erinnert sich auch daran, wie er einst Angst hatte, sich vor seiner Grossmutter als schwul zu outen. Doch die Angst war völlig unbegründet: «Sie und mein Grosspapi waren so entspannt und herzig», erzählt Hanselmann. Die beiden hätten bloss gesagt: «Liebe deinen Nächsten, egal, ob eine Frau oder einen Mann.»
Es sei schön, dass er an beide verstorbenen Grossmüttern nur positive Erinnerungen habe, findet Reto Hanselmann. Er sagt: «Von ihnen habe ich gelernt, dass man die Hoffnung nie aufgeben soll und alles im Leben so kommt, wie es kommen muss.»
Um den beiden Frauen zu gedenken, zünde er nun jeden Abend eine Kerze an, die vor einem Foto der Grossmütter auf dem Kaminsims steht.