Gaia Wise (23) klimpert auf ihrer Gitarre. «Ist das Mani Matter?», fragt Basil Eidenbenz (30) und grinst. Der Schweizer National-Troubadour sei ihr sehr wohl ein Begriff, sagt die Britin. Und mittlerweile könne sie auch ein paar Worte Schweizerdeutsch. «Aber ich verrate nicht, welche!», sagt sie laut lachend.
Seit gut eineinhalb Jahren sind Basil und Gaia ein Paar. Kennengelernt haben sie sich im Ausgang in London – wo der Zürcher Basil seit über zehn Jahren lebt – über gemeinsame Freunde. Seit knapp drei Monaten wohnen sie zusammen in einer Wohnung, die einst Gaias Tante gehörte. Sie selbst ist in dieser Strasse aufgewachsen, ein paar Häuser weiter wohnen ihre Eltern, die zweifache Oscar-Preisträgerin Emma Thompson (64, «Tatsächlich … Liebe», «Sinn und Sinnlichkeit») und Schauspieler Greg Wise (57, «The Crown»). Etwas anderes als die Schauspielerei sei für sie eigentlich nie infrage gekommen, sagt Gaia. Auch wenn die Fussstapfen ihrer Mutter, die 2018 von Königin Elizabeth II. gar als «Dame» geadelt wurde, übergross sind. «Ich muss ja nicht versuchen, da reinzupassen», meint Gaia schulterzuckend. «Ich mach einfach mein eigenes Ding.» Das sind vor allem Rollen in britischen TV-Serien oder Kurzfilmen, sie stand aber auch schon mit Dustin Hoffman, Robert Redford oder Nick Nolte vor der Kamera. Und mit ihrer Mutter. Das Prädikat «Tochter von …» störe sie überhaupt nicht. Aber: «Ich rieche 100 Meter gegen den Wind, wenn jemand mich nur wegen meiner Mutter will, ob beruflich oder privat. Darin hab ich 23 Jahre Übung!»
Ein Glück, ist sich Basil Eidenbenz «gar nicht so richtig bewusst, wer ihre Eltern sind», als er erstmals vor deren Haustür steht. Er und Gaia verlieben sich Hals über Kopf, verbringen die ersten Tage gemeinsam, «ohne zu essen oder die Klamotten zu wechseln», erzählt er schmunzelnd. Am dritten Tag stehen sie also vor dieser Haustür. Basil ganz in Schwarz und viel zu warm gekleidet für die plötzliche Hitze. «Gaias Vater schaute mich an und fragte, ob er mir Kleider leihen soll. So bin ich dann ihrer ganzen Familie entgegengetreten – in Cargoshorts und einem Tanktop von Greg Wise.» Geschadet hat dieser wohl etwas belustigende erste Eindruck nicht. Basil ist inzwischen genauso Teil von Gaias Familie wie sie von seiner.
Vergangenen Winter reist sie erstmals mit ihrem Liebsten in dessen Heimat. «Es war absolut magisch», schwärmt sie von ihrem ersten Zürich-Besuch. «Wir sind morgens um zwei Uhr im Schnee über die Landiwiese getanzt.» Und auch den einen oder anderen Schnaps gabs für sie im Hause Eidenbenz. «Diese Tradition, dass man einen Shot trinken muss, wenn man das Brot im Fondue verliert, und meine fehlende Fondue-Erfahrung waren eine schlechte Kombination!», meint Gaia lachend.
In ihrer eigenen Küche ergänzen sich Gaia und Basil genauso wie als Paar. Beide jobben zwischendurch als Köche im bekannten «Straker’s» in Notting Hill. «Gerade jetzt, während der Schauspieler-Streiks in Hollywood, war das nötig», sagt Basil. «Alle Produktionen wurden gestoppt. Erst jetzt werden die einen oder anderen Drehs wieder aufgenommen.» Danach, dass seine Karriere stockt, sieht es momentan zum Glück nicht aus. Erstmals auf sich aufmerksam macht Eidenbenz als Teenager in der SRF-Serie «Best Friends». Dem Schauspielstudium in Zürich und London folgen Rollen im Historienfilm «The Favourite» und in der TV-Serie «The Athena». 2021 hext Basil in «The Witcher», einer der bis heute erfolgreichsten Netflix-Serien überhaupt, an der Seite von Superman-Darsteller Henry Cavill.
Dem Zauberstab folgt der Ritterschlag: eine kleine Rolle im aktuellen fünften Teil der legendären «Indiana Jones»-Saga mit Harrison Ford. Kleiner Wermutstropfen: Basil spielt einen Nazi-Soldaten. «Das habe ich schon zweimal getan und wollte entsprechende Angebote künftig ablehnen.» Es gäbe aber ein Sprichwort unter Schauspielern, das sagt: «Wenn Steven Spielberg anruft, sag ihm, ich sei verfügbar.» Spielberg hat zwar bei «Indiana Jones und das Rad des Schicksals» nicht Regie geführt, den Blockbuster aber mitproduziert. Grund genug für Basil Eidenbenz, noch mal ins Soldatenkostüm zu steigen.
Nach dem Hollywood-Altmeister ruft die grosse Dame des deutschen Films: Regisseurin Margarethe von Trotta, dutzendfache Filmpreisträgerin, verpflichtet Basil für «Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste», der gerade auf der grossen Leinwand angelaufen ist. In der Liebesgeschichte zwischen Bachmann und Max Frisch mimt er den Komponisten Hans Werner Henze, der eng mit der Autorin befreundet war.» Vorbereitet habe er sich zu einem guten Teil mit seinem Vater. Michael Eidenbenz ist Berufsmusiker und Departementsleiter an der Zürcher Hochschule der Künste. Basil spielt neben Gitarre auch sehr gut Klavier.
«Mit Margarethe zu arbeiten, war eine grossartige Erfahrung. Sie legt sehr viel Wert auf die Beziehung zwischen den Charakteren und sehr wenig auf Äusserlichkeiten.» Auf Hochdeutsch zu spielen, sei ihm allerdings schwerer gefallen als auf Englisch. «Man denkt, es sei einfacher in der eigenen Muttersprache, aber das ist Schriftdeutsch ja dann doch nicht.» Ob er sich vorstellen kann, mal wieder in der Schweiz zu arbeiten? «Unbedingt. Ich würde mich freuen, wenns ein spannendes Angebot gäbe.»
Vorerst beschränkt sich die Konversation in Mundart im Hause Eidenbenz-Wise darauf, dass Basil versucht, seiner Freundin das Wort «Gwafför» beizubringen. «Komm schon, versuchs, es ist der beste Mani-Matter-Song.» Gaia seufzt theatralisch und stellt die Gitarre zur Seite. «Genug Mani für heute», meint sie. «Okay», willigt Basil ein. «Machen wir was typisch Britisches?» – «Yes», ruft Gaia und springt auf. «Let’s go to the Pub!»