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  4. WM-Medaillen-Sieger Simon Ehammer im Liebesglück mit Freundin Tanja Meklau
Unterwegs mit dem Spitzensportler

Simon Ehammers Sprung ins Glück

Er ist der erste Zehnkämpfer, der eine WM-Medaille in einer Einzeldisziplin gewonnen hat. An der EM in München will Simon Ehammer ­erneut aufs Podest. Kraft dafür tankt der Appenzeller mit seiner Freundin, der Skicross-Fahrerin Tatjana Meklau, zu Hause im Alpsteingebiet.

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Simon Ehammer ist ein Schweizer Leichtathlet, mit seiner Freundin Tatjana Meklau

Mit Freundin Tatjana Meklau geniesst Simon Ehammer ein paar entspannte Stunden im Säntis-Hotel auf der Schwägalp.

Remo Nägeli

Nach der WM-Bronzemedaille im Weitsprung wird Simon Ehammer unterwegs oft erkannt – auch hier oben auf der Schwägalp. Strahlend geht eine ältere Dame auf den 22-jährigen Appenzeller zu: «Sie sind doch der Simon … Ammann!» Ehammer lacht ob der Namensverwechslung mit dem Toggenburger Skispringer und erwidert schlagfertig: «Ich springe zwar weit, aber nicht ganz so weit.»

8,45 Meter waren es genau, die der Zehnkämpfer im österreichischen Götzis im Mai hinlegte. Damit verbesserte er den Schweizer Rekord bereits zum zweiten Mal dieses Jahr und sorgte gleichzeitig für den Weitsprung-Weltrekord innerhalb des Zehnkampfs. An der Leichtathletik-WM in Eugene (USA) setzt er kürzlich noch einen drauf: Als erster Zehnkämpfer gewinnt er als Dritter im Weitsprung in einer Einzeldisziplin eine WM-Medaille.

Simon Ehammer ist ein Schweizer Leichtathlet, mit seiner Freundin Tatjana Meklau

Der Spitzensportler hält den Schweizer Zehnkampf-Rekord mit 8377 Punkten.

Remo Nägeli

Zeit zu feiern und zu entspannen hat Simon Ehammer seit seiner Rückkehr aus den USA noch nicht gehabt: Ein Bierchen mit Freunden und ein Fotoshooting im Wellness-Spa im «Säntis – das Hotel» mit seiner Freundin Tatjana Meklau, 22, – zu mehr Erholung hat es neben den Trainingseinheiten in Stuttgart, St. Moritz GR und Teufen AR nicht gereicht. «Es ist gut, dass es gleich Schlag auf Schlag weitergeht», findet Simon Ehammer. «Ich darf nicht herunterfahren, denn die Saison ist noch nicht vorbei.» Als Nächstes im Visier: die EM in München (15.–21. August). «Mein Ziel ist klar eine Medaille. Das ist realistisch, wenn alles funktioniert und ich an den zwei Tagen die Leistung abrufen kann.»

Simon Ehammer ist ein Schweizer Leichtathlet, mit seiner Freundin Tatjana Meklau

Tatjana Meklau und Simon Ehammer leben gemeinsam in Gais AR.

Remo Nägeli

Auch privat hat der gelernte Sportartikelverkäufer sein Glück gefunden: Seine österreichische Freundin Tatjana ist im November zu ihm nach Gais AR gezogen. Die Skicross-Athletin arbeitet derzeit in einer Bäckerei in St. Gallen und beginnt nach einer Verletzung bald wieder mit dem Training auf Schnee. «Wir haben uns am Anfang amüsiert, weil du Ausdrücke wie ‹Pfünder› oder ‹Füdle› nicht verstanden hast», sagt Ehammer schmunzelnd. «Genau», erinnert sie sich. «Was ich anfangs ganz schlimm fand, war ‹huere›. Ich kenne den Begriff nur als Schimpfwort.»

Im September, wenn seine Saison zu Ende ist und ihre noch nicht begonnen hat, will das Paar zwei Wochen Ferien machen. «Das ist wichtig für unsere Zweisamkeit. Ich würde meinem Schatz gern mehr von der Schweiz zeigen, hier gibt es ja viele schöne Fleckchen.» Ehammer stellt auch gleich klar, dass er nicht beabsichtigt, je für das Land seines Vaters, eines Österreichers, zu starten: «Es gab nie Abwerbungsgespräche, und ich habe auch nie gesagt, ich wolle wechseln. Ich bin Schweizer, rede Schweizerdeutsch und habe mein Leben hier aufgebaut. Daneben bin ich stolzer halber Österreicher und gern im Tirol.» – «Und in der Steiermark», erinnert ihn Tatjana Meklau an ihre Heimat.

Simon Ehammer ist ein Schweizer Leichtathlet, mit seiner Freundin Tatjana Meklau

Harmonieren ausser bei Gesellschaftsspielen. «Da sind wir Konkurrenten, aber nachher ist alles wieder gut», sagt Tatjana Meklau.

Remo Nägeli

Die beiden haben sich über Social Media kennengelernt: Tatjana gratulierte Simon zu seinem ersten Rang im Zehnkampf an der U20-EM. Man schrieb einander hin und her, irgendwann kündigte er seinen Besuch an. «Doch dann textete er, er hätte den Zug verpasst», so die Steirerin. «Ich hatte meine Zweifel, ob er tatsächlich kommen würde, aber fünf Stunden später stand er am Bahnhof.»

2021 war für beide ein schwieriges Jahr, beide hatten mit Verletzungen zu kämpfen. «Da habe ich schon mal seine Laune abgekriegt, aber er auch meine», gibt Tatjana Meklau zu. Ehammer frisst seinen Frust nicht in sich hinein, wenn es mit der Leistung harzt: «Tatjana muss da schon etwas ertra- gen können, aber auch das Trainerteam. Mein Umfeld weiss damit umzugehen und lässt mich dann eine Weile in Ruhe.» Regelmässiges Mentaltraining und Hypnose findet er hilfreich. Eben- so einen Besuch bei den Verwandten im Tirol. «Auch wenn es nur zwei Tage sind, tuts mir gut, mal nicht die ganze Zeit über den Leistungssport zu reden und mich von der Oma, die für zehn kocht, wenn man zu zweit kommt, verwöhnen zu lassen.»

«Ich würde meinem Schatz gern mehr von der Schweiz zeigen»

Simon Ehammer

Der Erwartungsdruck nach den Erfolgen der letzten Monate ist hoch. Simon Ehammer nimmt ihn wahr, lässt ihn aber nur als Motivation an sich heran: «Ich schätze und geniesse es, wenn es heisst: ‹Der Simon holt eine Medaille.› Der Einzige, der zu viel Druck machen kann, bin ich, aber das habe ich inzwischen recht gut im Griff.» Die Frage, ob er sich auf den Weitsprung oder auf eine andere Sportart aus dem Zehnkampf spezialisieren soll, stellte sich für den Rekordhalter nie. Beim Turnverein Herisau, im UBS Kids Cup und beim TV Teufen wurde alles trainiert. Es lief gut und machte ihm Freude. Auf die EM hin liegt nun der Wurf im Fokus: «Da bin ich fleissig dran, mehr Sicherheit zu bekommen, und ich werde auch von Wettkampf zu Wettkampf besser.»

Seine Planung geht aber noch weiter: Auf seiner Handyhülle, die ihm Tatjana geschenkt hat, steht das Olympiade-Ziel «Paris 2024» drauf. Bis 2036 will er an vier Olympiaden teilgenommen haben. Dann sei er 36 Jahre alt und in einem guten Alter für ein neues Leben nach dem Spitzensport. «Ein eigenes Haus mit Alpakas wäre schon schön», träumt er vor sich hin. «Er möchte ein Schweinchen. Einen Hund und Katzen müsste es auch haben. Und Alpakas und einen Esel», weiss Tatjana. «Zwei Esel», korrigiert er lachend. «Aber eben: Für die Tiere muss man dann auch Zeit haben. Zuerst ist jetzt wichtig, dass Tatjana wieder Fuss im Skisport fasst und ihre Erfolge feiern kann.»

Von Marlène von Arx am 5. August 2022 - 17:02 Uhr