2003 stand Baschi (37) in der TV-Liveshow «MusicStar» erstmals auf der nationalen Showbühne, seither ist der Baselbieter Sänger ein fester Teil der Schweizer Musikszene. Vor der Maag Music Hall, wo Baschi den Grundstein für seine mittlerweile zwanzigjährige Karriere legte, trifft er uns zum Gespräch, um auf die aufregenden Jahre zurückzuschauen, Bilanz zu ziehen und auf seinen morgigen 38. Geburtstag und das grosse Jubiläumskonzert vom 7. September 2024 in seiner Heimatgemeinde Gelterkinden BL hinzublicken.
Blick: Vor zwanzig Jahren gingen Sie zum «MusicStar»-Casting. Mit welchem Wunsch?
Baschi: Bis dahin hatte ich musikalische Erfahrung im Schülerchor und mit meiner Schülerband gesammelt. Aber ich wollte wissen, was eine professionelle Jury zu meinem Auftreten und meiner Stimme sagt. Mein Hauptziel war es nicht, berühmt zu werden und eine riesige Musikkarriere zu starten. Wir wussten ja in der ersten Staffel gar nicht, ob diese Sendung überhaupt ein Erfolg werden würde.
Der Erfolg war durchschlagend. Im Alter von 17 Jahren hat Sie die Sendung beinahe über Nacht ins Rampenlicht katapultiert. Was hat das mit Ihnen gemacht?
Wenn ich Szenen von damals sehe, finde ich es manchmal etwas erschreckend: Ich tu' mir selbst fast ein bisschen leid, weil ich das eine oder andere Mal sicher auch überfordert war. Grundsätzlich war für mich das Berühmtwerden ein Abenteuer. Völlig unverblümt habe ich Interviews gegeben und die Schweiz an meinem Erwachsenwerden teilnehmen lassen. Aber diese Offenheit gehört zu meiner Persönlichkeit.
Von einem Moment auf den andern konnten Sie nicht mehr unerkannt durch die Strassen laufen.
Das ist bis heute so. Aber damals war es noch ganz anders. Wir gaben Autogrammstunden im Mediamarkt mit 500 bis 600 Teenies, die kurz vor dem Ausflippen waren. Zudem habe ich sackweise Fanpost, zum Teil auch Liebesbriefe, bekommen. Und zu Hause sass meine Mutter und hatte Angst.
Wieso Angst?
Sie war auf den ganzen Rummel auch nicht vorbereitet. Plötzlich haben Journalisten im Coiffeurgeschäft meiner Eltern angerufen und meine Mama am Telefon ausgequetscht. Sie wusste damals ja nicht, wie sie sich verhalten soll. Und am nächsten Tag sieht sie ihr Zitat gross in der Zeitung. Wenn man das nicht kennt und keine Erfahrung damit hat, ist das schon verrückt.
Gab es Momente, in denen es Ihnen zu viel wurde?
Eigentlich nicht, weil ich es nicht anders kenne. Rückblickend gesehen habe ich dadurch während 20 Jahren eine unglaubliche Reise durchgemacht. Es hat sich alles gelohnt und ist aufgegangen. Als 17-Jähriger wusste ich ja nicht einmal, was ich mit meinem Leben machen will.
Dann kam die Musik?
Ja. Ich habe zwar eine KV-Schule gemacht, aber diese am Ende abgebrochen. Schlussendlich hatte ich nur einen Hauptschulabschluss und mit «MusicStar» fand ich meinen Weg.
Wie wichtig ist das Thema mentale Gesundheit für Sie?
Das war lange kein Thema. Aber kurz nach der Corona-Zeit, vielleicht auch schon während, habe ich gemerkt, dass ich manchmal schwerfällig werde. Manchmal bin ich unmotiviert und verliere den Biss. Es ist allerdings nicht so dramatisch, dass ich am Morgen nicht aus dem Bett komme. Aber es ist ein Thema, das man ernst nehmen muss, damit man auf sich schauen kann.
Wie gehen Sie diese Schwierigkeiten an?
Ich setze mich mit Leuten auseinander, die mir guttun und akzeptiere es, wenn ich einmal einen faulen Tag habe oder ein, zwei Tage nicht so produktiv bin. Das Gute ist: Ich bin selbstständig und kann mir diese Freiräume einplanen. Dafür kann ich nicht – wie jemand, der im Büro arbeitet – nach Arbeitsschluss meinen Kopf durchlüften. Da muss ich mich gut strukturieren, sonst ist die Gefahr gross, sich zu verlieren.
Sie schaffen es, trotz Kontroversen um Lieder wie «Wenn das Gott wüsst» jedermanns Freund zu sein. Wie machen Sie das?
Mir wird vieles verziehen. Ich kann so sein, wie ich bin, und bin mit den Menschen auf Augenhöhe. Beispielsweise gab ich ja auch schon zu, gerne einmal einen über den Durst zu trinken, aber trotzdem am nächsten Tag ins Training zu gehen. Mit meiner Bodenständigkeit können sich viele identifizieren.
Trotzdem: Politisch sind Sie nie wirklich geworden. Bewusst?
Ich würde mich schon als sehr Politik-interessierten Menschen bezeichnen. Fragen Sie mal meine Frau! Ich verfolge die Politik intensiv, nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland und weltweit. Ich bin ein News-Junkie und höre eher SRF 4 als ein Hit-Radio.
Was halten Sie von der Diskussion um Nemo und die Non-Binarität?
Mein Motto ist Leben und Leben lassen. Irgendwann wird die Kritik an Diversität aussterben und Diversität zur Norm. Das braucht aber noch Zeit. Ich habe noch nie eine negative Erfahrung mit Menschen der LGBTQ-Gemeinde gemacht. Und ich finde: In der Schweiz haben wir wirklich andere Probleme. Ich war begeistert, als Nemo nach dem ESC-Sieg an der Pressekonferenz gleich die Diversität und die Probleme non-binärer Menschen angesprochen hat. Das hat mich sehr beeindruckt.
Die US-Musikerin Chappell Roan hat über ihre Überforderung gesprochen, sich gewehrt gegen das Superfantum und gesagt, sie sei nicht jedem Anhänger ein Selfie schuldig. Darf man als Musik-Star einem Fan ein Foto verwehren?
Ich bin ein offener Typ und habe kein Problem mit diesen Begegnungen. Jeder, der nett fragt, bekommt auch ein Bild. Logisch gibt es aber Situationen, beispielsweise direkt nach einem Auftritt, in denen ich gerade keine Zeit habe. Aber dann vertröste ich die entsprechende Person auf später und nehme mir danach Zeit. Das ist für mich eine schöne Wertschätzung.
Den Rummel um sich scheinen Sie bis heute zu geniessen.
Klar, irgendwie findet man das Ganze geil. Es macht mir grosse Freude, wenn ich schöne Begegnungen mit Menschen oder Fans habe, die in mir etwas sehen oder für die ich etwas Spezielles sein kann. Es ist selten bis nie vorgekommen, dass mir irgendjemand etwas Böses wollte. Ich wurde nie gross angefeindet, ausser vielleicht im Internet. Aber das ist ein Bruchteil davon.
Was ist das Schönste am Berühmtsein für Sie?
Dass ich mich am Wochenende bei den Konzerten in eine absolut verrückte Welt begeben kann und am Montag trotzdem der normale Sebastian Bürgin bin. Ich versuche, meine Konzerte immer mehr zu geniessen, obwohl ich sehr nervös und aufgeregt bin. Es ist ja ein absolutes Privileg, an einem Openair Gampel um 20 Uhr auf der Hauptbühne spielen zu können. Viele wollen es, nur wenige können es. Diesem Privileg bin ich mir bewusst.
Was ist Ihr Wunsch für Ihr Jubiläumskonzert?
Dass es einigermassen gut über die Bühne geht.
Haben Sie daran Zweifel?
Der Tag wird Rock'n'Roll. Ich hoffe, dass ich alles gut unter einen Hut bringen kann, dass ich in erster Linie eine geile Show spielen und mich selbst sein kann und dass das alles trotzdem verdammt professionell rüberkommt. Und natürlich hoffe ich, dass das Wetter hält.
Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Ich wünsche mir natürlich weitere wunderschöne Jahre mit meiner Frau. Und wer weiss, vielleicht kommt irgendwann noch dieses Kind. Sag niemals nie.
Das Jubiläumskonzert «Willkommä dähei – 20 Jahre Baschi» in Gelterkinden BL vom 7. September 2024 ist bereits ausverkauft. Blick TV überträgt den Event mit diversen Überraschungsgästen auf Blick.ch ab 19 Uhr live.