China, Vietnam, Indien, Peru und Steinmaur in Zürich. Was haben diese Orte gemeinsam? Hier wächst Ingwer. Samuel Müller, 36, bückt sich, umklammert eine Handvoll grüner, saftiger Stiele, die aus dem Boden ranken, und zieht sie heraus. «So sieht frischer Ingwer aus», sagt er und löst die Erde mit den Fingern von der herausgezogenen Wurzel. Die Knolle, die unten an den Stielen hängt, hat mit dem Ingwer aus dem Landen wenig gemeinsam: Statt verschrumpelt und beige ist sie prall und hellgelb mit pinken Flecken.
Ingwer ist ein echtes Superfood und wird immer beliebter – auch hierzulande. Warum soll es also nicht auch heimischen Ingwer geben? «Mein Vater war in Portland in den USA. Er traf da einen Bauern, der Ingwer anpfanzte.» Das Klima im Bundesstaat Oregon sei ähnlich wie hier. «Mein Vater fand, es müsse also auch in der Schweiz möglich sein, Ingwer anzupfanzen», sagt Samuel Müller. Ingwer mag viel Wärme, im Zürcher Unterland sind die Böden aber lange kühl. Darum gedeihen die Knollen nur im Treibhaus. «Wir mussten lange tüfteln und schauen, was klappt und was nicht.»
Doch was lange währt, wird gut: Inzwischen ernten Müllers auf ihrem Gemüsebaubetrieb jährlich um die zehn Tonnen Ingwer. Eine Hälfte wird von Händlern direkt verkauft. Die andere verarbeitet die Familie zu Direktsaft – einer scharfen Flüssigkeit, deren Würze dem Gaumen einheizt und die Wangen glühen lässt. Aus dem Saft stellen die Müllers in ihrer Hofküche auch Ingwersirup her, den man im Winter heiss und im Sommer kalt trinken kann. Übrigens: In Steinmaur steht das nächste exotische Experiment schon an. Es ist wieder eine Wurzel. Samuel Müller ist daran, Kurkuma anzupfanzen. Sodass wir vielleicht nicht nur Ingwersirup, sondern auch bald Kurkuma Latte aus Schweizer Anbau trinken können.
Der Gemüsebauer: mueller-steinmaur.ch
Vertrieb coop.ch bio-suisse.ch slowfood.ch farmy.ch