Der Lebenslauf von Barbara E. Ludwig, 51, liest sich wie die Anleitung zum Erklimmen der Karriereleiter. Nach ihrem Jura-Studium stieg die gebürtige Bündnerin rasch in Chef-Positionen auf. Bekannt wurde sie als Direktorin des Flughafengefängnisses Zürich. Später stand sie während vier Jahren der Kantonspolizei Schwyz vor, um danach ein Jahr am Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag die Abteilung für Opfer- und Zeugenschutz zu leiten.
Seit Anfang Jahr arbeitet sie nun in Luzern, wo sie der Dienststelle Militär, Zivilschutz und Justizvollzug vorsteht: «Ich finde, wenn man etwas gut machen möchte, muss man sich zu hundert Prozent darauf fokussieren. Spätestens als ich Gefängnisdirektorin wurde, waren Kinder kein Thema mehr.»
Doch eigentlich weiss Ludwig schon viel länger, dass sie keinen eigenen Nachwuchs möchte: «Das war mir schon mit 15 Jahren klar.» Ihre Eltern, beide Hoteliers aus St. Moritz, hätten sie nie dazu gedrängt. Sie erlebte Mutter und Vater als gleichberechtigte Partner im Berufs- und Privatleben. Das habe sie geprägt. Trotzdem weiss sie, was es heisst, Windeln zu wechseln. «Mein Bruder ist acht Jahre jünger. Ich passte häufig auf ihn auf, wenn meine Eltern abends arbeiteten.» So lernte Ludwig früh, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig Entscheide zu fällen: «Ich war ein ernstes und seriöses Kind.»
Heute befinde sie sich «in einer meiner besten Lebensphasen», sagt die Juristin mit Doktortitel. Die jetzige Stelle in Luzern erfülle all ihre beruflichen Wünsche und Anforderungen. Privat sei sie gesund und zum dritten Mal glücklich verheiratet. «Ich hatte die Freiheit, zu gehen, wenn die Vorstellungen in einer Partnerschaft nicht mehr stimmten. Mit Kindern wäre das vielleicht anders gewesen.»
Wird sie gefragt, ob sie ihren Entscheid gegen Kinder bereue, kommt die Antwort der zweifachen Gotte bestimmt: «Ich habe wirklich nie das Gefühl, etwas zu verpassen.» Obwohl sie in einer männlichen Domäne tätig ist, könne sie «weibliche» Instinkte ausleben: «In vielen meiner Jobs ging es um die Betreuung von Menschen in schwierigen Situationen oder um Schutz von Leuten, wie in Den Haag. Wer beruflich weniger mit Menschen zu tun hat, sucht vielleicht eher den Ausgleich und die Auseinandersetzung mit Kindern.»
Obwohl es sie nicht betrifft, fordert Barbara Ludwig ein besseres Kinder-Betreuungsangebot. «Unser System ohne Tagesschulen finde ich mittelalterlich und frauenfeindlich. Frauen sollten sich für Kinder und Karriere entscheiden können - und zwar so selbstverständlich wie Männer das tun.»
Persönlich:
Seit Anfang Jahr ist die 51-jährige Bündnerin Leiterin der Dienststelle Militär, Zivilschutz und Justizvollzug im Kanton Luzern. Bekannt wurde sie als Chefin des Flughafengefängnisses Zürich, Die Juristin mit Doktortitel hat keine Kinder und lebt mit ihrem dritten Ehemann in Küsnacht ZH,