Sein Papi ist einer der besten Skirennfahrer der Welt. Aber dies weiss Fadri natürlich noch nicht. Er ist ja gerade mal fünf Monate alt. «Und trotzdem ist er jetzt schon mein grösster Fan!», sagt Ambrosi Hoffmann, 32. Kein Wunder, denn Fadri liebt nichts mehr, als von «Amba» zu Hause in Davos durch die Luft geschwungen zu werden. Und Ambrosi macht nichts lieber als das. Denn vom Jauchzen und Lachen seines Buben kriegt auch er nicht genug.
«Fadri ist ganz der Papa», sagt Ambrosis Frau Tamara, 26. Die blauen Augen, braunblonden Haare, ja sogar die Ohren hat Fadri von seinem berühmten Vater. Und auch das Tempo-Gen hat er geerbt: Am Tag seiner Geburt, dem 28. April, fuhren Ambrosi und Tamara frühmorgens um viertel vor sieben ins Spital. Und kurz vor elf war Fadri bereits auf der Welt – 51 Zentimeter gross und 3220 Gramm schwer.
Ambrosi: «Die Geburt war ein unvergessliches Erlebnis. Aber ich bin froh, dass es Fadri so eilig hatte. Denn bei der Geburt fühlt man sich als Mann etwas hilflos. Was kann man anderes tun als seiner Frau die Hand halten?» Tamara und Ambrosi wussten während der Schwangerschaft nicht, ob es ein Bub oder Mädchen wird. Klar war nur: «Wir wollten einen richtigen Bündner Namen!» Der Name Fadri (betont wird die zweite Silbe) kommt aus dem Romanischen.
Das volle Programm. Windeln wechseln, spazieren gehen, spielen, trösten: Der Skirennfahrer hilft, wo er kann. Als Tamara kürzlich einen Hexenschuss hatte und Fadri wegen den Medikamenten drei Tage lang keine Muttermilch trinken durfte, war Ambrosi auch fürs Schöppelen zuständig. «Da bin ich ganz schön ins Schwitzen geraten, denn Fadri fands überhaupt nicht lässig und hat heftig protestiert.»
Dass der süsse Blondschopf mit Sternzeichen Stier schlechte Laune hat, ist selten: «Er ist sehr genügsam und lieb, ‹än Zfridene›», sagt Ambrosi. Und Tamara ergänzt: «Ich sags ja, er ist ganz der Papa.» Nur wenn er müde sei oder Hunger habe, verfliege die gute Laune. «Aber das ist bei Erwachsenen ja auch nicht anders», sagt Ambrosi und lacht.
Fadri ist ein Wunschkind und zum Glück während Ambrosis Sommerpause zur Welt gekommen. «Wir versuchten, es so zu steuern. Aber richtig planen kann man das ja nicht. Umso mehr geniesse ich jetzt jeden Moment.» Der kleine Blondschopf gibt den Takt an. «Wir müssen uns gut organisieren, damit wir auch noch Zeit füreinander haben», sagt Tamara. Seit sieben Jahren sind sie und Amba ein Paar, seit vergangenem Oktober auch Mann und Frau. «Wir heirateten im Kreis der Familie. Das grosse Fest mit allem Drum und Dran holen wir im kommenden Jahr nach.»
Tamara hilft bereits wieder in der elterlichen Schreinerei in Klosters aus. Und muss sich schon bald ans Strohwitwen-Dasein gewöhnen. Die Ski-Saison steht vor der Tür. Schon im Frühherbst war Ambrosi oft im Wallis am Trainieren. «Der erste Abschied war besonders hart, das hat mich richtig ‹möge›», sagt er. Inzwischen ist ein wenig Routine eingekehrt. «Wenn ich trainiere, wechsle ich den Chip und bin Profi-Sportler. Abends im Hotel vermisse ich dann aber meine kleine Familie.» Tamara ist aber nicht ganz auf sich allein gestellt. «Ist Amba weg, bin ich oft bei meinen Eltern in Klosters oder bei denen von Ambrosi hier in Davos. Die kriegen von Fadri nämlich auch nicht genug.»
Ob die Geburt des Sohnes einen Einfluss auf seine Karriere haben wird, weiss Ambrosi nicht. «Wenn ich es am Starthaus jetzt plötzlich mit der Angst zu tun kriege, dann höre ich auf, so einfach ist das.» Im Moment sieht es aber nicht danach aus: «Im Training gebe ich Vollgas und bin zu konzentriert, um mir solche Gedanken zu machen. Und ich bin ja auch früher nicht mit dem Vorsatz an den Start gegangen, Kopf und Kragen zu riskieren.» Für Tamara wirds vor dem Fernsehen hingegen nervenaufreibend. «Ich habe schon, als ich schwanger war, mehr gelitten als sonst. Das wird jetzt sicher nicht weniger werden.» Beide sind sich aber einig, dass der Skirennsport nun mal Ambrosis Beruf ist. «Auf dem Bau ists auch nicht ungefährlich», sagt der gelernte Maurer.
Ambrosi Hoffmann ist Vollblutprofi. «Mein Ehrgeiz ist immer noch ungebrochen. Aber ich weiss nun, dass es Wichtigeres im Leben gibt. Früher habe ich das so dahergesagt. Aber jetzt ist es tatsächlich so.» Viele Erfolge hat Amba im Laufe seiner Karriere errungen, doch noch immer wartet der Davoser auf den ersten Weltcup-Sieg. «Der ist nun wirklich überfällig. In den vergangenen zwei Jahren wars ein ständiges Auf und Ab, teilweise ein richtiger ‹Chnorz›.» Je nachdem, wie erfolgreich er fahre, werde er die Zukunft gestalten, sagt Amba. «Wenn ich plötzlich zum Serien-Sieger werde, hänge ich gerne noch ein paar Jahre an.»
Dann wird wohl auch der kleine Fadri auf den Ski stehen. «Wenn er Freude daran hat, werde ich mit ihm die Pisten runtersausen. Aber er soll in erster Linie das machen, was ihm Spass macht. Wenn er nur Schneemänner bauen möchte, ist mir das auch recht. So oder so: Der grösste Fan von Fadri, das bin ich!»