Der 17. September 2012 ist ein rabenschwarzer Tag für Jenny Elvers-Elbertzhagen. Die 40-jährige Schauspielerin sitzt in der NDR-Sendung «Das!» und will eigentlich über ihre Schmuckkollektion sprechen. Doch sie stammelt und lallt sturzbetrunken wirres Zeug in die Kamera. «Während der Sendung habe ich gemerkt, irgendwas läuft hier gar nicht gut. In meinem Zustand konnte ich aber nicht genau eruieren, was das war», sagt Jenny in ihrem ersten Interview nach ihrem Absturz in der Zeitschrift «Gala». Nach der Sendung trinkt sie dann in einem Restaurant weiter und kollabiert: «Auf der Damentoilette bin ich ohnmächtig geworden.» Eine Freundin habe sie gefunden. «Das war mein Tiefpunkt», gibt sie zu.
Es ist für viele nur schwer verständlich, dass sich eine Frau wie Jenny Elvers-Elbertzhagen mit Alkohol zugrunde richtet. Doch ein Leben in der Öffentlichkeit kann gnadenlos sein. «Bist du im Blitzlicht, fühlst du dich geliebt. Wenn du alleine bist, kommt die Traurigkeit.» Jenny leidet jahrelang unter Schlaflosigkeit und Depressionen. «Seit drei oder vier Jahren kann ich nicht mehr schlafen. Ich nehme jeden Tag Schlaftabletten. Ich konnte immer weniger schlafen und es wurden immer mehr Tabletten. Und immer andere Sorten.» Mal habe sie mit dem einem Präparat, mal mit dem anderen experimentiert. «Wenn das nicht gewirkt hat, dann hat es eben in der Kombination mit dem Alkohol gewirkt», erzählt sie.
Ehemann Götz, 52, weiss zum Zeitpunkt von Jennys öffentlichem Totalabsturz, dass sie ein Alkoholproblem hat. In ihrem gemeinsamen Haus in Rheinbach bei Köln findet er 34 Flaschen Alkohol, die seine Frau im Schlafzimmer, im Ankleidezimmer und im Keller versteckt hat. «Ich wollte entdeckt werden. Das ist rückblickend auch ein Hilferuf», erzählt sie weiter im «Gala»-Interview. Während ihrer sechs Wochen in der «My Way Betty Ford Klinik» in Bad Brückenau kümmert sich ihr Mann um Jennys elfjährigen Sohn Paul, der unter der Sucht seiner Mutter hatte leiden müssen.
Dass Jenny noch immer krank ist, weiss sie. «An Alkohol denke ich jeden Tag. Das soll jetzt angeblich weniger werden. Ich sitze jetzt nicht hier und denke, dass ich unbedingt etwas zu trinken brauche. Aber es tauchen Situationen im Alltag auf, in denen ich denke: ‹Jetzt würde ich gerne etwas trinken.›»
Gegen Bettina Tietjen hegt sie keinen Groll. Obwohl die NDR-Moderatorin sie in ihrer Sendung «Das!» regelrecht vorgeführt hat. Tietjen hatte sie zeichnen lassen, obwohl sie es in ihrem Zustand nicht mehr konnte. Die Sequenzen landeten dann im Internet und sorgten so für Entsetzen, Mitleid aber auch Häme. «Sie hat ihren Job gemacht. Ich nicht. Ich habe meinen Job nicht professionell gemacht», nimmt Jenny die TV-Moderatorin in Schutz.
Seit dem ersten Tag ihres Entzuges hat Jenny Elvers-Elbertzhagen keinen Schluck mehr getrunken. Auch wenn ihr das sehr schwerfällt. «Man kann sich die Schmerzen als Nichtsüchtiger nicht vorstellen. Wenn man richtiger Alkoholiker ist, und das bin ich, ist der Entzug unfassbar anstrengend. Meine Tagesdosis vorher war vormittags eine Flasche Sekt, nachmittags eine Flasche Wein und abends eine Flasche Wodka.» Um es Jenny leichter zu machen, hängt jetzt zu Hause ein grosses Vorhängeschloss vor dem Weinkeller. Das soll ihr sagen: Hierher und nicht weiter.